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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Lucie Flebbe
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Bügeln.
    Im Anzug hatte ich den Typ noch nie gesehen. Die formelle Kleidung stand im krassen Gegensatz zu den bunten Kapuzenshirts, die er im Alltag bevorzugte. Schwer vorstellbar, wie Wiesinger im Pinguindress im Meeting einer Softwarefirma saß.
    Auf Bodenhöhe hatte er Körbe in das Regal geschoben. Einer gefüllt mit Socken, einer mit Männerslips. Einer spontanen Eingebung folgend ging ich in die Knie und tastete zwischen den Socken nach dem schweren, kalten Griff einer Pistole.
    Nichts. Natürlich.
    Trotzdem langte ich auch noch in die Unterhosen. Und fand ebenfalls nichts.
    Bis auf – Moment!
    Papier?
    Kurzerhand kippte ich die Unterhosen aus und tatsächlich: darunter, vermutlich eilig versteckt, lagen einige Papierstücke.
    Fotos!
    Das erste zeigte die Pizzafahrerin im Profil vor der Haustür.
    Das waren sie! Die von der Pinnwand des Spanners verschwundenen – eins, zwei, drei, vier, fünf – fünf Fotos!
    Wiesinger war in Archibald Schröders Wohnung gewesen! Hatte die Bilder und sicher auch den Laptop mitgenommen, nachdem er den Stalker erschossen hatte.
    Fünf Fotos, wegen denen Archibald Schröder sterben musste. Und wegen denen Bine Kopelski verschwunden war? Aber wieso sollte niemand sehen, dass Wiesinger Pizza bestellte?
    Mit vor Aufregung zitternden Fingern griff ich die Bilder. Das erste Foto zeigte tatsächlich nur die junge Frau neben Wiesingers Briefkasten. Ich legte es zur Seite. Das zweite Bild war kaum aussagekräftiger: Wiesinger bezahlte die italienische Rundbackware.
    Warum zum Teufel hatte wegen dieser Fotos ein Mensch sterben müssen? Dass Wiesinger nur von Pizza lebte, war zwar ungesund, aber nicht strafbar.
    Das dritte Foto war durch die Terrassentür aufgenommen worden. Es zeigte den Dschungel aus Zimmerpflanzen.
    Foto Nummer vier ließ Wiesinger im Profil erkennen. Die Augen gierig am Monitor festgesogen, die Zungenspitze an die Oberlippe gepresst. Anscheinend hatte Archibald aus nächster Nähe durch das Fenster am Schreibtisch fotografiert. Federförmige Pflanzenblätter ragten ins Bild.
    Moment mal! Die schmalen Blätter fügten sich in der Mitte zusammen wie die Finger einer Hand.
    Oh.
    Mein Blick wanderte zurück zu Foto Nummer zwei: Wiesinger bezahlte die Pizzafrau. Doch was er der Lieferantin in die Hand drückte, war kein Geld.
    Wie von Zauberhand fügten sich die Puzzleteilchen in meinem Kopf zusammen.
    Nachdenklich nahm ich das fünfte Foto zur Hand.
    Archibald Schröder hatte wieder im Dunkeln durch das Fenster am Schreibtisch gespannert. Wieder wurde das Gesicht des Pizza-Fans vom Bildschirm des Laptops beleuchtet. Doch dieses Mal hatte der Pudelmann von schräg hinten fotografiert, sodass der Monitor zu erkennen war. Er zeigte …!
    Igitt! Von wegen Computerspiele. Der Wichser zog sich Pornos rein! Nacht für Nacht! Und was für eine gewalttätige Scheiße! Die gefesselte Frau auf dem Bildschirm blutete.
    »Er hätte das Blitzlicht nicht benutzen sollen«, bemerkte eine böse, leise Stimme viel zu dicht neben mir. »Das war sein Fehler. Deshalb war dieses Foto sein letztes.«
    Ich fuhr herum und – blickte in die kleine, schwarze Mündung einer Waffe.
    »Dein Fehler war der Anruf. Es gibt keine Frau Simanowski bei der Kripo Bochum. So was lässt sich telefonisch klären.«
    Scheiße!
    »Keinen Ton!« Der Pizza-Fan beobachtete interessiert, wie das Blut aus meinem Gesicht sackte.
    Seit wann stand er schon hinter mir?
    Hätte ich nicht schon auf dem Boden gesessen, hätten meine Knie nachgegeben.
    Ich sah zu dem Mann hoch, der bereits einen Menschen kaltblütig hingerichtet hatte. Aus der Nähe bemerkte ich Falten und einen harten Zug um die nach unten gerichteten Mundwinkel. Die Augen hinter der Brille wirkten seltsam starr.
    »Das Zeitungsmädchen«, erkannte er. »Warum müsst ihr eigentlich alle eure Nasen in fremde Angelegenheiten stecken?«
    Blitzschnell überdachte ich meine Möglichkeiten.
    Danner saß im Präsidium. Vom Tatort nebenan war die Polizei längst abgerückt. Und die Waffe zeigte auf meine Nase.
    Ich erinnerte mich an das durchschossene Gesicht von Archibald Schröder und mir wurde übel. Ich musste irgendetwas unternehmen, sonst war ich in ein paar Sekunden tot.
    Nur was?
    Mit dem Foto in der Hand konnte ich schlecht behaupten, nichts gesehen zu haben. Oder zu blond zu sein, um es zu kapieren.
    Ich musste Zeit gewinnen.
    »Hanf«, krächzte ich, hustete, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. »Das sind Hanfpflanzen im Wohnzimmer, oder?«
    Der
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