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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Lucie Flebbe
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Dekolleté, das eher präsentiert als verdeckt. Sie will angesehen werden, die Blicke auf sich ziehen. Und es gelingt. Im Vergleich zu ihrem Freund wirkt sie zu hübsch. Zu freundlich. Zu jung.
    Sie verdient Besseres.
    5.
    Ich spürte das dringende Bedürfnis, das gruselige Haus der Kopelskis auf der Stelle zu verlassen.
    Doch als wir die Kellertür wieder verriegelt hatten, wandte sich Danner in Richtung Wohnzimmer.
    »Detektivregel Nummer vier«, flüsterte er. »Wenn du schon unerlaubterweise eine fremde Wohnung durchsuchst, mach es ordentlich.«
    Auch der Wohnraum war beklemmend klein. Kaum vorstellbar, dass dieses Haus die gleiche Grundfläche haben sollte wie die Strandlandschaft der Hesskamps. Gestalterisches Zentrum des Zimmers war ein großer Flachbildfernseher. Auf dem Glastisch davor lagen ein paar Zettel und ein Roman mit rosa Plüschhandschellen auf dem Einband. Die große, zweiflügelige Terrassentür führte hier nicht in einen schicken Wintergarten, sondern zu einem gepflasterten Außenbereich mit Gartenmöbeln aus weißem Plastik und einem kindsgroßen Gartenzwerg.
    Eine Seite der Tür war angekippt, die andere geschlossen. Ich stecke meinen Arm durch den Spalt der Terrassentür. Aufgrund meines geringen Bizepsdurchmessers habe ich keinerlei Schwierigkeiten, den Griff der verschlossenen Türhälfte zu erreichen und herumzudrehen. Lautlos lässt sich die Tür öffnen.
    Hunderte von Male war ich auf diese Art unbemerkt in der Villa meiner Eltern ein- und ausgegangen. Ich fragte mich, ob der Bewohner dieses Hauses wusste, dass ein Zweitschlüssel gar nicht nötig war, um sich Zutritt zu verschaffen.
    Danner warf inzwischen einen Blick auf ein paar Aktenordner im Regal. Ich trat an den gläsernen Couchtisch und griff nach dem rosafarbenen Buch. Einer dieser Sado-Maso-Romane, auf die im Augenblick alle abfuhren, deren eigene Bettaktivitäten der Fantasie noch Spielraum ließen. Könnte auch ein Grund für den lautstarken Streit im Hause Kopelski gewesen sein …
    Der bunte Zettel, der als Lesezeichen diente, verrutschte. Ich wollte ihn wieder zurechtrücken, doch dann hielt ich inne. Das Lesezeichen war das Foto einer schnittigen Limousine. Ein Mercedes SLK 350 . Nein, kein Foto. Eine Farbkopie. Die Farbkopie des Fotos einer Luxuskarosse. Das ursprüngliche Bild war aus sechs verschiedenen Puzzleteilchen unordentlich zusammengeklebt worden. Wie ein Bild im Sammelalbum eines Schulkindes.
    Ich pfiff durch die Zähne, als ich begriff. Das war die Lösung eines dieser Preisausschreiben, die große Supermarktketten veranstalteten, um ihre Kunden zu Einkäufen zu bewegen, die man nur tätigte, um an der Kasse womöglich den letzten noch fehlenden Sticker zu ergattern, mit dem man zum Beispiel Luxuslimousinen gewann.
    Sabine Kopelski hatte gewonnen. Auf der Farbkopie fehlte kein Sticker. Ihren Namen und ihre Adresse hatte sie in die dafür vorgesehenen Zeilen unter dem Wagen eingetragen. Und das Datum. Sie hatte den Gewinnschein bereits im Februar eingeschickt.
    »Die hat ein Auto gewonnen?« Danner schnappte mir den Zettel aus der Hand. »Und was für ’ne Bonzenschüssel.«
    »Aber wo ist die Kiste?« Ich tippte auf das Datum des Zettels. »Der Preis müsste doch längst übergeben worden sein.«
    Ich drehte die Kopie des Gewinnscheins um. Auf die Rückseite hatte Bine Kopelski eine Telefonnummer gekritzelt. Autohaus Warneke, stand da.
    »Sie hat den Schlitten vertickt«, folgerte ich.
    Danner trat an das Regal, zog einen dünnen Ordner mit der Aufschrift Bank heraus und legte ihn auf die Glasplatte des Couchtisches. »So ein Geschoss ist mindestens fünfzig Riesen wert.«
    Er blätterte an Alwin Kopelskis Hartz-IV-Bescheid vorbei, fand Bine Kopelskis Lohnabrechnungen als Zustellerin der Tageszeitung. Nach Abzug der Sozialversicherungen blieben ihr dreihundertsechzig Euro monatlich. Dazu kamen unterschiedlich hohe Zahlungen einer Leiharbeiterfirma, die Reinigungskräfte vermittelte.
    »Sieht aus, als hätte sie ein Taschengeld gut gebrauchen können«, fand ich. Ich erinnerte mich an Silvia Fromms Worte: Den Fall in die Sozialhilfe will Bine um jeden Preis verhindern.
    Danner hielt nun einen schmalen Hefter mit Kontoauszügen in der Hand. »Auf dem Konto ist kein größerer Betrag eingegangen.«
    Ich deutete auf den oberen Rand des Zettels: »Vielleicht, weil dieses Konto Alwin Kopelski gehört?«
    Danner legte die Auszüge beiseite und blätterte noch einmal durch die Mappe. »Andere Auszüge gibt es
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