Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
sie, schaukelten sie hin und her und schoben wieder.
    »Jetzt«, brüllte Mac. Mit einem Aufstöhnen warfen sie ihr volles Gewicht gegen den Wagen, ließen nicht locker, während ihre schmerzenden Handflächen Blasen schlugen.
    Und dann begann das Auto nachzugeben, langsam und widerstrebend, bis es endlich das Übergewicht bekam und wieder auf seinen Rädern landete.
    Die Hitze wurde jetzt unerträglich. Wie im Traum sah Meghan plötzlich Macs Gesicht und schaffte es irgendwie, hinüberzugreifen und den Türknopf zu ziehen, bevor sie das Bewußtsein verlor.

    62
    Der Hubschrauber landete vor dem Danbury Medical Center. Benommen und vor Schmerzen wie betäubt, merkte Meghan, wie jemand sie aus Macs Armen nahm und auf eine Tragbahre legte.
    Noch eine Tragbahre. Annie, wie man sie im Laufschritt zur Notaufnahme schob. Nein, dachte sie, nein. »Mac.«
    »Ich bin hier, Meggie.«
    Blendendes Licht. Ein Operationssaal. Eine Sauerstoffmaske über ihrem Gesicht. Die Maske, wie man sie von Annies Gesicht im Roosevelt Hospital abnahm.
    »Mac.«
    Eine Hand auf ihrer. »Ich bin hier, Meggie.«
    Als sie im Erholungsraum aufwachte, trug sie einen dicken Verband um ihre Schulter, und eine Krankenschwester blickte auf sie herab. »Sie sind außer Gefahr.«
    Später rollte man sie in ein Zimmer. Ihre Mutter. Mac.
    Kyle. Alle warteten auf sie.
    Das Gesicht ihrer Mutter, erstaunlich friedvoll, als ihre Blicke sich trafen. Sie schien Megs Gedanken zu lesen.
    »Meg, sie haben Dads Leiche geborgen.«
    Mac, mit dem Arm um ihre Mutter. Seine verbundenen Hände. Mac, ihr Fels in der Brandung. Mac, ihre Liebe.
    Kyles tränenverschmiertes Gesicht gleich neben ihr. »Es ist schon okay, wenn du mir hier vor den Leuten einen Kuß geben willst, Meg.«

    Sonntag nacht fand man Dr. Henry Williams’ Leiche in seinem Wagen am Stadtrand von Pittsburgh, Pennsylvania, dort in der ruhigen Gegend, wo er und seine Frau aufgewachsen waren und sich als Teenager kennengelernt hatten. Er hatte eine tödliche Dosis Schlaftabletten genommen. In Briefen an seinen Sohn und seine Tochter sprach er von seiner Liebe und bat sie um Vergebung.

    Meghan konnte am Montag morgen das Krankenhaus verlassen. Ihr Arm war in einer Schlinge, ihre Schulter schmerzte beständig und diffus. Ansonsten aber erholte sie sich rasch.
    Als sie zu Hause ankam, ging sie in ihr Zimmer hinauf, um einen bequemen Morgenrock anzulegen. Doch als sie sich auszuziehen begann, zögerte sie, ging dann zu den Fenstern hinüber und schloß die Rollos ganz dicht.
    Hoffentlich überwinde ich das noch, dachte sie. Sie wußte, daß sie lange brauchen würde, die Vorstellung von Bernie, wie er sie bespitzelt hatte, aus ihrem Bewußtsein zu verbannen.
    Catherine legte soeben den Telefonhörer auf. »Ich hab’
    gerade den Verkauf des Gasthofs storniert«, sagte sie.
    »Der Totenschein ist ausgestellt worden, und das heißt, daß die Sperre auf dem ganzen gemeinsamen Vermögen von Dad und mir aufgehoben ist. Die Sachverständigen von der Versicherung bereiten die Auszahlung aller Privatpolicen von Dad ebenso wie die der Geschäftspolice vor. Es ist eine Menge Geld, Meg. Du weißt ja, bei den Lebensversicherungen
    gibt’s eine doppelte
    Entschädigungssumme bei Tod durch Unfall.«
    Meg gab ihrer Mutter einen Kuß. »Ich bin so froh wegen des Gasthofs. Ohne Drumdoe wärst du verloren.« Bei einer Tasse Kaffee und einem Glas Saft schaute sie sich die Tageszeitungen an. Im Krankenhaus hatte sie in den Frühnachrichten den Fernsehbericht über den Selbstmord von Williams gesehen. »Sie sieben jetzt die Unterlagen vom Franklin Center durch, um herauszufinden, wer die Embryos bekommen hat, die Helene Petrovic von der Manning Clinic gestohlen hat.«
    »Meg, wie schrecklich es doch für die Leute sein muß, die dort eingefrorene Embryos gelagert hatten und jetzt nicht wissen, ob ihr biologisches Kind von einer anderen Frau ausgetragen worden ist«, sagte Catherine. »Kann es denn soviel Geld auf der Welt geben, damit einer so etwas tut?«
    »Offenbar schon. Phillip Carter hat zu mir gesagt, daß er Geld brauchte. Aber, Mom, als ich ihn fragte, ob es das war, was die Petrovic gemacht hat – Embryos für das Spenderprogramm zu stehlen –, da hat er behauptet, ich sei doch nicht so smart, wie er gedacht hätte. Da steckte noch mehr dahinter. Ich hoffe bloß, sie finden in den Unterlagen heraus, was.«
    Meghan nahm einen Schluck Kaffee. »Was kann er nur damit gemeint haben? Und was ist aus Stephanie Petrovic
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher