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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Grashalme nieder. Meghan bibberte. Sie hatte sich den Burberry noch geschnappt, als sie aus dem Haus gehetzt war, ohne daran zu denken, daß sie ja für ihre Reise nach Scottsdale das Futter herausgenommen hatte.
    Phillip Carter trug Jeans und eine Winterjacke. Seine Hände steckten in seinen weiten Hosentaschen. Er lehnte sich an den offenen Brunnen aus Naturstein.
    »Glaubst du, daß Victor Helene Petrovic getötet hat, weil sie beschlossen hatte zu kündigen?« fragte er.
    »Victor oder Dr. Williams. Williams hat vielleicht Panik gekriegt. Helene wußte so viel. Sie hätte jeden der beiden auf Jahre hinaus ins Gefängnis bringen können, wenn sie ausgepackt hätte. Ihr Gemeindepfarrer hat mir gesagt, er habe das Gefühl gehabt, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, was ihr schrecklich zusetzte.«
    Meghan begann zu zittern. Waren es bloß die Nerven und die Kälte? »Ich setz’ mich jetzt ins Auto, bis Dad kommt, Phillip. Wie weit hat er’s denn bis hierher?«
    »Nicht weit, Meg. Er ist sogar erstaunlich nahe.« Phillip nahm die Hände aus den Taschen. Die rechte Hand hielt eine Pistole. Er wies auf den Brunnen. »Euer Medium hatte recht, Meg. Dein Dad liegt unter Wasser. Und er ist schon lange tot.«

    Mach, daß Meg nichts passiert! Dieses Stoßgebet flüsterte Mac, als er und Kyle den Gasthof betraten. Am Empfang dort wimmelte es vor Polizisten und Reportern.
    Angestellte wie Gäste schauten aus offenen Türen zu. In dem angrenzenden Aufenthaltsraum saß Catherine auf der Kante eines kleinen Sofas, Virginia Murphy neben ihr.
    Catherines Gesicht war leichenblaß.
    Als Mac auf sie zukam, griff sie nach seinen Händen und umklammerte sie. »Mac, Victor Orsini hat mit der Polizei gesprochen. Phillip hat hinter all dem gesteckt. Wir glauben, daß er’s war, der Meg angerufen und so getan hat, als wäre er Edwin. Und da ist ein Mann, der sie verfolgt, ein gefährlicher Mann, der schon ein langes Strafregister hat, weil er zwanghaft Frauen nachstellt. Er war es wahrscheinlich, der Kyle an Halloween solche Angst eingejagt hat. Die New Yorker Polizei hat John Dwyer über ihn informiert. Und jetzt ist Meghan weg, und wir wissen nicht, warum sie weg ist und wo sie ist. Ich hab’ solche Angst, daß ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich darf sie nicht verlieren, Mac. Ich könnte es nicht ertragen.«
    Arlene Weiss kam ins Zimmer gelaufen. Mac erkannte sie wieder. »Mrs.
    Collins, die Besatzung eines

    Verkehrshubschraubers glaubt den grünen Wagen auf einer alten Farm in der Nähe von West Redding entdeckt zu haben. Wir haben ihnen gesagt, sie sollen sich von der Gegend fernhalten. Wir werden voraussichtlich in weniger als zehn Minuten dort sein.«
    Mac umarmte Catherine und hoffte sie damit etwas zu beruhigen. »Ich finde Meg«, versprach er. »Ihr wird nichts passieren.«
    Dann rannte er hinaus. Der Reporter und der Kameramann aus New Haven liefen auf ihren Hubschrauber zu. Mac hastete hinterher und kämpfte sich nach ihnen in die Maschine. »He, Sie können hier nicht rein«, brüllte der dicke Reporter über das Motorengetöse hinweg, als die Maschine zum Start auf Touren kam.
    »Doch, kann ich wohl«, erklärte Mac. »Ich bin Arzt. Ich werde vielleicht gebraucht.«
    »Die Tür zu«, schrie der Reporter zum Piloten hinüber.
    »Los, auf geht’s!«

    Meghan starrte ihn völlig verwirrt an. »Phillip, ich … ich verstehe nicht«, stotterte sie. »Die Leiche meines Vaters ist in dem Brunnen da?« Meg machte einen Schritt nach vorn und legte ihre Hände auf die rauhe Ummauerung.
    Ihre Fingerspitzen krümmten sich über den Rand und befühlten das klammfeuchte Gestein. Sie war sich der Anwesenheit von Phillip oder der Pistole, die er auf sie richtete, nicht mehr bewußt, noch der brachliegenden Felder um sie herum oder des schneidend kalten Windes.
    Betäubt vor Entsetzen starrte sie in das gähnende Loch hinunter und stellte sich vor, wie der Körper ihres Vaters dort unten auf dem Grund lag.
    »Du kannst ihn nicht sehen, Meg. Dort unten gibt’s nicht viel Wasser, schon seit Jahren nicht, aber es reicht, um ihn zu bedecken. Er war tot, als ich ihn hineingestoßen habe, falls das ein Trost für dich ist. Ich hab’ ihn an dem Abend, als das Unglück auf der Brücke passiert ist, erschossen.«
    Meg wirbelte zu ihm herum. »Wie konntest du ihm das nur antun? Er war dein Freund, dein Partner. Wie konntest du das nur Helene und Annie antun?«
    »Du traust mir zuviel zu. Mit Annies Tod hatte ich nichts zu tun.«
    »Du
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