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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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wolltest mich umbringen. Du hast mir das Fax geschickt, in dem steht, daß Annies Tod ein Versehen war!«
    Megs Augen flogen suchend hin und her. Gab es irgendeine Möglichkeit, wie sie ihr Auto erreichen konnte? Nein, er würde sie erschießen, bevor sie auch nur einen Schritt tat.
    »Meghan, du hast mir von dem Fax erzählt. Es war wie ein Geschenk. Ich war darauf angewiesen, daß die Leute glauben, Ed sei noch am Leben, und du hast mir die Methode geliefert, wie ich es anstellen konnte.«
    »Was hast du mit meinern Vater gemacht?«
    »Ed hat mich an dem Abend des Unglücks im Büro angerufen. Er hatte einen Schock. Hat erzählt, wie er um Haaresbreite in die Explosion auf der Brücke geraten wär’.
    Hat mir gesagt, er wüßte, daß Orsini uns hinterging. Dann, daß Manning darüber geredet hätte, wir hätten ihm eine Embryologin namens Petrovic vermittelt, von der er, Ed, aber noch nie etwas gehört hätte. Er war direkt zum Büro gegangen und hatte sich die Manning-Akte vorgenommen, konnte aber keinen Hinweis auf die Petrovic finden. Er hat Orsini die Schuld gegeben.
    Meghan, versuch mich zu verstehen! Es wäre alles zu Ende gewesen. Ich hab’ gesagt, er soll doch zu mir nach Hause kommen, damit wir drüber reden und uns Orsini am nächsten Morgen gemeinsam vorknöpfen. Als er dann bei mir vor der Tür stand, war er soweit, mich zu beschuldigen. Er hatte alles richtig kombiniert. Dein Vater war sehr gescheit. Er ließ mir keine Wahl. Ich wußte, was ich tun mußte.«
    Mir ist so kalt, dachte Meghan, so kalt.
    »Für eine Weile ging alles gut«, fuhr Phillip fort. »Dann hat die Petrovic gekündigt und zu Manning gesagt, daß sie einen Fehler gemacht hat, der schlimme Folgen nach sich ziehen würde. Ich konnte doch nicht riskieren, daß sie alles verrät, oder? Damals, als du ins Büro gekommen bist und von dem Mädchen erzählt hast, das erstochen worden war und wie sehr sie dir ähnlich sah, da hast du mir von dem Fax erzählt. Ich wußte, daß dein Vater im Westen drüben irgendwas laufen hatte. Es war nicht schwer, darauf zu kommen, daß er dort vielleicht eine Tochter gehabt hatte. Das schien der perfekte Zeitpunkt, ihn wieder zum Leben zu erwecken.«
    »Vielleicht hast du ja nicht das Fax geschickt, aber du hast den Anruf gemacht, durch den Mutter ins Krankenhaus mußte. Du hast diese Rosen in Auftrag gegeben und hast neben Mom gesessen, als sie überbracht wurden. Wie konntest du ihr nur so etwas antun?«
    Gestern erst, dachte Meghan, hat Pater Radzin zu mir gesagt, ich sollte nach dem Motiv Ausschau halten.
    »Meghan, ich hab’ bei meiner Scheidung eine Menge Geld verloren. Ich mußte Höchstpreise für Grundbesitz aufwenden, an dem ich festhalten will. Ich hatte eine scheußliche Kindheit. Ich war eins von zehn Kindern in einem Vier-Zimmer-Haus. Ich werde nie wieder arm sein.
    Williams und ich haben eine Methode gefunden, an Geld zu kommen, ohne daß es jemandem schadet. Und die Petrovic hat auch einiges kassiert.«
    »Mit gestohlenen Embryos für das Spenderprogramm vom Franklin-Institut?«
    »Du bist nicht so clever, wie ich dachte, Meghan. Da steckt doch noch viel mehr dahinter. Spenderembryos sind kleine Fische.«
    Er hob die Pistole. Sie merkte, daß die Mündung auf ihr Herz zielte. Sie sah, wie seine Finger den Hahn spannten, hörte ihn sagen: »Ich hab’ Edwins Wagen bis letzte Woche in der Scheune aufgehoben. Jetzt stell’ ich deinen statt dessen rein. Und du kannst zu Edwin.«
    In einem unwillkürlichen Reflex warf sich Meghan zur Seite.
    Phillips erste Kugel ging über ihren Kopf weg. Die zweite traf sie an der Schulter.
    Bevor er abermals abdrücken konnte, kam eine Gestalt aus dem Nichts angeschossen. Eine schwere Gestalt mit einem starr ausgestreckten Arm. Die Finger, die das Messer hielten, und die glänzende Klinge waren eins, ein Racheschwert, das Phillip zum Ziel hatte und seine Kehle fand.
    Meghan spürte einen unerträglichen Schmerz in ihrer linken Schulter. Schwärze umhüllte sie.

    61
    Als Meghan wieder zu sich kam, lag sie auf der Erde, den Kopf auf den Schoß von jemandem gebettet. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, blickte auf und sah Bernie Heffernans engelhaftes Lächeln, spürte dann seine feuchten Küsse auf ihrem Gesicht, auf ihren Lippen, auf ihrem Hals.
    Von irgendwo in der Ferne vernahm sie ein knatterndes Geräusch. Ein Flugzeug? Ein Hubschrauber. Dann schwand es und war weg.
    »Ich bin froh, daß ich dich gerettet hab’, Meghan. Es ist doch richtig, ein
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