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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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und kam nach einem sehr langen Tag allmählich runter.
    Dann schlug die Uhr unten im Wohnzimmer zehn. Ich konnte es durch den Fußboden hören. Und etwa eine Nanosekunde später – mit einer Pünktlichkeit, dass ich mich manchmal fragte, ob sie nicht vielleicht doch eine Art automatische Vorrichtung war – rief meine Mutter von unten: »Charlie. 22:00 Uhr. Zeit ins Bett zu gehen.«
    Ich seufzte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich, außer in den Ferien, die früheste Schlafenszeit aller hatte, die gerade 17 geworden waren. Solange es sich nicht um einen Notfall handelte, war sie nicht verhandelbar.
    »Hey, ich muss Schluss machen«, sagte ich zu Rick.
    »Du bist echt ein Weichei.«
    »Und du bist ein Kommunist.«
    »Wenn mich das aufs College bringt.«
    »Bis morgen.« Ich klickte ihn weg und tippte in meinen IM:
     
    BBelt1: Muss aufhören.
    GalaxyMaster: Weichei.
    BBelt1: Nerd.
    GalaxyMaster: Bis dann.
    BBelt1: Tschüs!
     
    Dann speicherte ich mein Referat in Shermans Online-Hausaufgabenordner und schaltete den Computer aus.
    Zehn Minuten später lag ich im Bett und blätterte in der letzten Ausgabe des Kampfsportmagazins Black Belt .
    Nach fünf Minuten legte ich die Zeitschrift auf meinen Nachttisch und tastete nach dem Schalter der Leselampe an der Wand über mir. Meine Augen wanderten ein letztes Mal durch das Zimmer, vom Computer zu den Turniertrophäen im Regal bis zu der gerahmten Urkunde für die bestandene Prüfung des Schwarzen Gürtels und dem Poster von Herr der Ringe an der Wand. Zum Schluss schaute ich auf meinen Handrücken, auf den mit schwarzem Marker eine Nummer geschrieben war, und musste lächeln.
    Dann knipste ich das Licht aus und sprach ein kurzes Nachtgebet. Nach sechzig Sekunden schlief ich tief und fest.

Mit einem Mal wachte ich auf. In diesem kahlen, schrecklichen Raum. An diesen Stuhl gefesselt, verletzt und hilflos. Die schrecklichen Instrumente auf dem Tablett blitzten und funkelten im Licht der nackten Glühbirne an der Decke.
    Wie war es dazu gekommen? War ich aus meinem Bett entführt worden? Warum? Wer hätte mich entführen sollen? Wer hätte mir wehtun wollen? Ich war doch nur ein ganz normaler Jugendlicher.
    In meiner ersten Panik strampelte ich wie wild und versuchte, mich von den Riemen zu befreien. Es nutzte nichts, denn sie waren aus einer Art starkem Segeltuch, und der Stuhl war am Boden festgeschraubt. Ich konnte ihn nicht bewegen. Ich zog und zerrte, versuchte mit aller Kraft, mich vom Stuhl oder den Stuhl vom Boden loszureißen. Irgendwann sackte ich atemlos und erschöpft in mich zusammen.
    Einen Augenblick später hörte ich Stimmen. Ich hob den Kopf, hielt inne und lauschte. Es waren die Stimmen von Männern, die direkt draußen vor dem Raum flüsterten, direkt vor der Metalltür.
    Mein erster Impuls war, nach ihnen zu rufen, um Hilfe zu schreien. Aber etwas hielt mich zurück. Wenn ich hier war, musste mich irgendjemand hergebracht haben. Wenn ich verletzt war, musste mich irgendjemand verletzt haben. Irgendwer hatte mich an diesen Stuhl gefesselt, hatte meinen Körper mit diesen Instrumenten bearbeitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Männer draußen vor dieser Tür meine Freunde waren, schien sehr gering zu sein.
    Also hielt ich den Mund. Ich horchte auf die leisen Stimmen und versuchte angestrengt zu verstehen, was sie sagten, aber mein Puls pochte so laut, dass es fast unmöglich war.
    »… Homelander eins«, sagte eine der Stimmen.
    Eine zweite Stimme antwortete, aber ich konnte nicht verstehen, was.
    Dann wieder die erste Stimme: »Wir bekommen nie wieder eine solche Gelegenheit, auf Yarrow zu schießen.«
    Als die zweite Stimme antwortete, konnte ich nur Bruchstücke verstehen: »… noch zwei Tage … können Orton schicken … kennt die Brücke genauso gut wie West.«
    West. Das war ich. Charlie West. Wovon sprachen sie? Welche Brücke? Ich wusste nichts von einer Brücke.
    Wieder loderte die Flamme der Panik in mir auf. Ohne nachzudenken, bäumte ich mich auf und versuchte erneut, die Riemen zu lösen. Ich riss die Arme hoch, um mich freizustrampeln und den Stuhl zur Seite zu kippen.
    Es war sinnlos.
    Tränen schossen mir in die Augen, Tränen der Angst und der Frustration. Das konnte alles nicht wahr sein. Es ergab keinen Sinn. Wo waren meine Mom und mein Dad? Wo war mein Leben? Wo war das alles? Es konnte nur ein Albtraum sein. Eine andere Erklärung war nicht möglich.
    Jetzt hörte ich draußen Schritte – jemand Neues kam
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