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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes
Autoren: Kevin Wignall
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Großteil des Weges zu seinem Auto zurückgelegt. Sie trug eine helle, hautenge Hose und einen knappen , körperbetonten Pullover – und selbst während er sich auf das anstehende Donnerwetter vorbereitete, konnte er nicht umhin festzustellen, dass sie topfit geblieben war.
    Sie schwang sich auf den Beifahrersitz und knallte die Tür zu, sagte zunächst aber kein Wort. Lucas drehte sich zu ihr um. Natürlich wusste er, dass sie inzwischen fünfzehn Jahre älter war, aber sie war noch genauso schön wie bei ihrer ersten Begegnung.
    »Du hattest dein Ehrenwort gegeben«, sagte sie und starrte noch immer geradeaus.
    »Nun, das war ein Fehler. Ich hätte bleiben sollen.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht. »Du hattest überhaupt keine Wahl. Was wäre denn aus unserem Leben geworden, Luke? Du bist ein Killer, der mit anderen Killern unterwegs ist. Wie kannst du nur so dreist sein, hier aufzutauchen und sie mit diesem Abschaum in Kontakt zu bringen?«
    »Ich habe sie mit gar nichts in Kontakt gebracht. Ich habe diese Welt vor langer Zeit hinter mir gelassen.«
    »Und woher weißt du, dass du nicht wieder dorthin zurückkehrst?«
    »Ich weiß es einfach. Das Thema steht überhaupt nicht mehr zur Debatte.«
    »Aber das Thema ist und bleibt, dass du ein Mörder bist – und daran ändert sich nichts.«
    »Nie mehr? Werde ich immer ein Mörder sein – und sie immer die Tochter eines Mörders? Willst du das damit sagen?«
    »Die Welt, in der du zu Hause …«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Ich sagte doch gerade: Ich hab damit Schluss gemacht. Ich bin raus. Das musst du mir einfach glauben, Madeleine.« Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Glaubst du wirklich, dass ich hier aufkreuzen würde, wenn irgendeine Gefahr für dich oder Isabelle bestehen würde?«
    Sie warf resigniert ihre Arme in die Luft. »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Der Geist ist aus der Flasche. Wenn ich ihr jetzt den Kontakt zu dir verbiete, wäre ich umgehend die böse Mutter. Ich! Konntest du nicht noch ein paar Jahre warten?« Er antwortete nicht, weil ihm eine Antwort überflüssig erschien. Er hatte schließlich eine Ewigkeit gewartet. Sie grübelte eine Weile vor sich hin und klang dann zum Glück etwas kompromissbereiter. »Ich schlage vor, dass wir das erst mal sacken lassen. Geben wir ihr Zeit zum Nachdenken. Sollte sie dich danach immer noch sehen wollen, müssen wir wohl gewisse Arrangements treffen, am besten über unsere Anwälte.«
    »Anwälte? Wozu brauchen wir Anwälte? Nach all den Jahren sollten wir doch in der Lage sein, direkt miteinander sprechen zu können.«
    »Nein. Vielleicht möchte Isabelle ja, dass du Teil ihres Lebens wirst, aber ich für meinen Teil habe nicht die Absicht, dich wieder in mein Leben zu lassen. Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, mich in Frieden zu lassen?«
    »Ja, das ist es.« Sie schaute ihn überrascht an, weil er die falsche Antwort gegeben hatte – eine Antwort, die ihm nicht zustand. »Vielleicht habe ich es ja verdrängt, weil ich dachte, dass du verheiratet bist. In diesem Fall hätte ich mich sicher nicht gemeldet – und es tut mir auch leid, was ihm zugestoßen ist. Aber ich bin nicht nur wegen Isabelle zurückgekehrt, Madeleine.«
    Sie schaute ihn ungläubig an. »Wie unfassbar anmaßend von dir.« Dann wirkte sie fürchterlich traurig. »Ich habe Laurent sehr geliebt. Wir vermissen ihn schrecklich.«
    »Dann solltest du verstehen können, wie ich mich fühle.«
    »O bitte, sag doch so was nicht.«
    »Und warum nicht? Ich will dich nicht anbaggern, ich habe nicht mal …« Was immer es war, das er ausdrücken wollte – er fand nicht das richtige Wort. »Du bist der einzige Mensch, den ich je geliebt habe, und du bist der einzige Mensch, der mich je geliebt hat. Ich erwarte nicht, dass dir das irgendetwas bedeutet – warum auch? –, aber wahr ist es trotzdem.«
    Sie lächelte ein wenig und klang fast schon sentimental. »Es bedeutet mir etwas – und ja, ich habe dich geliebt. Ohne diese Liebe hätte ich es nicht geschafft, all diese Jahre die Person zu hassen, die du nun einmal warst.«
    »Warst« , wiederholte er. »Und, hasst du mich denn immer noch?« Sie seufzte – als wolle sie andeuten, dass sich das Thema längst erledigt hätte, dass sie auch ohne ihn alle Hände voll mit ihrem Leben zu tun hatte. Er war versucht, sie zu trösten, ihr die Hand auf die Schulter zu legen, hielt es dann aber doch für keine gute Idee. »Können wir Freunde sein? Das ist alles,
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