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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes
Autoren: Kevin Wignall
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flehe dich an, nimm Vernunft an. Es interessiert mich nicht, was dir andere Leute eingeflüstert haben. Hör jetzt nur mir zu: Ich habe sie nicht umgebracht .«
    »Du willst es noch immer nicht begreifen: Deine Lügen werden sie nicht retten. Sag mir, warum du es getan hast.«
    »Ich hab überhaupt nichts getan!« In einem plötzlichen Anflug von Jähzorn krümmte sich sein Körper zusammen, als wolle er die Fesseln zerreißen. Dan machte einen Schritt nach vorne, um notfalls eingreifen zu können, doch Simon beruhigte sich wieder und schaute sie vorwurfsvoll an. »Du bist krank, Ella, du brauchst dringend Hilfe.«
    » Du machst mich krank, du hast meine Eltern umgebracht, du hast Ben umgebracht. Ich gebe dir eine letzte Chance. Sag es.«
    »Was möchtest du denn hören? Dass ich’s getan habe, um das Geschäft an mich zu reißen? Dass ich’s getan habe, weil ich Mark hasste? Was darf’s denn sein? Such dir einen Grund aus. Wenn’s dich glücklich macht, ich geb’ alles zu.«
    »Ich will nur die Wahrheit.«
    »Willst du nicht! Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Du willst, dass ich dich anlüge. Also nenn mir eine Lüge, und ich werde sie bereitwillig zugeben.«
    Angeekelt schüttelte sie den Kopf. Er spielte mit ihren Gefühlen und wollte ihr einreden, die falschen Schlüsse gezogen zu haben. Und das machte sie fast noch wütender als sein eigentliches Verbrechen – dass er ihr jedwede Erklärung verweigerte. Selbst jetzt spielte er noch den Unschuldigen und stellte sie als die Verbrecherin hin.
    Sie war sich nicht sicher, wie lange er geschwiegen hatte, bevor er einen neuen Anlauf unternahm. »Ella, ich weiß, dass dir alles Mögliche durch den Kopf schwirrt, aber ich bitte dich nur, für einen Moment alles zu vergessen, was du gehört hast, alles, was du dir zusammengereimt hast. Vergiss das alles für einen Moment und hör einfach auf dein Herz.«
    Ihr Herz? Was wusste er schon von ihrem Herzen?
    Sie drehte sich zu Dan um. »Töten Sie die Kinder.« Lucy stieß einen stummen Schrei aus, während Simon sie lautstark anflehte. Sie hörte, wie ihr Name immer häufiger fiel – und ihr Flehen mit jedem Mal noch verzweifelter klang.
    Sie richtete ihren Blick auf Dan, der aber seltsam verunsichert wirkte – als habe er sie nicht richtig verstanden. Es klang wie eine Entschuldigung, als er schließlich sagte: »Kinder sind bei mir nicht drin.«
    Ella glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Und warum nicht?«
    »Das hat noch niemand von mir verlangt. Weil es nicht richtig ist. Das sind doch nur Kinder.«
    Sie sah die Jungen an. Beim letzten Mal hatte sie die beiden noch geliebt, aber die Liebe war erloschen – nicht, weil sie ihr irgendetwas angetan hätten, sondern weil ihre Fähigkeit zu lieben nach und nach ausgemerzt worden war und nun überhaupt nicht mehr existierte.
    Sie musste sie umbringen. Wenn sie die Kinder laufen ließ, würden sie eines Tages erwachsen werden und den Tod ihrer Eltern ebenso rächen wollen wie sie. Und außerdem wollte sie sie töten, um die letzten Minuten von Simons Leben so unerträglich wie möglich zu machen. Das sollte ihre Rache sein: den Schmerz, den Simon ihr zugefügt hatte, mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Nehmen Sie ihnen die Knebel ab.« Sie streckte den Arm aus und griff wieder nach seiner Pistole. Dan tat, wie ihm befohlen. Das Geschrei in der Kabine war so laut, dass kaum noch Luft zum Atmen blieb. Die Kinder heulten, Lucy stöhnte verzweifelt, Simon flehte sie unablässig an.
    Dan trat zu ihr. »Und jetzt?«
    Sie sah Simon an. »Das ist für Ben.« Sie hob die Pistole und nahm das kollektive Flehen überhaupt nicht mehr wahr. Sie nahm Harry zuerst ins Visier. Sein Gesicht verschwamm hinter dem Lauf der Waffe. Sie drückte ab.
    Trotz Schalldämpfer war der Schuss laut genug, um eine momentane Stille auszulösen, die jedoch sofort von Simons animalischem Geheul und Georges schrillen Schreien unterbrochen wurde. Ella schaute zu Lucy hinüber, die ohnmächtig auf dem Sofa zusammengesackt war. Harry lag auf dem Fußboden. Sie hatte auf seine Stirn gezielt, ihn aber im Gesicht getroffen, das nun bis zur Unkenntlichkeit entstellt und blutüberströmt war.
    Ohne sich Zeit zum Nachdenken zu geben, zielte sie auf George und drückte ab. Diesmal folgten keine Entsetzensschreie – nur das abrupte Verstummen seines panischen Kreischens. Ella feuerte auf Lucy, verfehlte aber ihr Ziel und traf nur das Kissen. Beim zweiten Versuch schlug die Kugel in Lucys Kopfseite ein.
    Simons
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