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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons
Autoren: Thea Harrison
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reparieren lassen. Vom Rest hatte sie den undichten Warmwasserboiler ersetzt. Ihr Haus war ein Fass ohne Boden. Es war nicht so, dass es über ihrem Kopf zusammenzubrechen drohte, aber in einem über hundertfünfzig Jahre alten Anwesen fiel ständig etwas an.
    Wenigstens hatten Petra und Niko im vergangenen Jahr das alte Monstrum von einem Ofen durch ein energieeffizienteres Modell ersetzt, aber das Dach war in schlechter Verfassung – Grace glaubte nicht, dass es den kommenden Winter überstehen würde. Und sie wusste nicht, was sie dagegen unternehmen sollte.
    Die Heimfahrt verlor sich in einem Nebel der Erschöpfung. Zuerst brachte sie die Kinder ins Haus und setzte Max in seiner Trage vorsichtig neben der Couch ab. Dann gab sie Chloe ein paar Brezeln in eine Plastikschüssel und stellte ihr einen kleinen Becher Milch dazu. Während sich Chloe voller Begeisterung zum zehntausendsten Mal
Dora
ansah, humpelte Grace durchs Haus, um sich zu vergewissern, dass das Kindergatter am Fuß der Treppe ordentlich gesichert war und alle Türen im Erdgeschoss geschlossen waren.
    Die Tür zu Chloes und Max’ Zimmer ließ sie offen, damit Chloe, wenn sie wollte, an ihre Spielsachen kam. Dann schaltete Grace den Standventilator im Wohnzimmer ein. Es war billiger, den Ventilator laufen zu lassen, als eine der drei Klimaanlagen im Haus einzuschalten. Anschließend trug sie die Einkäufe herein.
    Vier Stufen führten zur Veranda. Grace dachte an all die Male, die sie diese Stufen unbekümmert hinauf- und hinuntergerannt war, als ihr junger, starker Körper noch so reibungslos funktioniert hatte, dass sie nie auch nur einen Gedanken daran verschwenden musste. Nie wieder würde sie so etwas als selbstverständlich ansehen.
    Eben war sie zusammen mit den Kindern hinaufgegangen. Wenn sie nun zuerst alle Lebensmittel auf der Veranda stapelte, würde sie diese vier Stufen nur noch ein weiteres Mal erklimmen müssen. Sie gab den Versuch zu denken auf und ließ sich auf einem Meer von Schmerzen davontragen.
    Heute hatte sie sich zu viel abverlangt. Sie hätte sich gern in die Badewanne gelegt, aber die war im ersten Stock. Sich und die Kinder zusammen mit dem Babygatter eine ganze Etage nach oben zu befördern, erschien Grace, als müsste sie den Mount Everest besteigen. Sie könnte warten, bis sie die beiden bettfertig gemacht hatte, und dann das Babyfon mit nach oben nehmen, aber so lange würde sie wohl nicht durchhalten. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie auf der Stelle einschlafen würde, sobald die Kinder im Bett waren. Den Göttern sei Dank, waren sie so klein, dass Grace sie heute Abend in dem großen, altmodischen Waschbecken in der Küche baden konnte, ohne sich bücken oder hinknien zu müssen. Sie selbst würde sich ebenfalls wieder an der Küchenspüle waschen.
    Auf dem Fernsehbildschirm machte sich Dora auf die Suche nach ihrem verlorenen Teddybären. Chloe aß Brezeln, tat so, als würde sie ihre Puppe füttern, und sang die Lieder der Sendung mit. Die übersinnliche Atmosphäre, die das Anwesen umgab, wirkte rastlos und voller Geister. Irgendetwas am Orakel oder an diesem Haus schien sie anzulocken. Hier wimmelte es von Gespenstern.
    Aus irgendeinem Grund trieb sich in den letzten Wochen eine Gruppe ältlicher Damen in der Küche herum. Grace kannte sie nicht und verstand kaum, was sie sagten. Entweder waren die Gespenster zu schwach, oder ihr Anliegen war nicht dringlich genug, um darüber deutlich mit Grace zu kommunizieren. Sie vermutete, dass den Damen einfach die Kinder und die Atmosphäre in der alten Küche gefielen. Welchen Grund ihre Anwesenheit auch hatte, Grace mochte ihre Gesellschaft. Sie wirkten irgendwie verschlissen, gemütlich und ausgeblichen – wie eine alte, warme Decke. Wenn ihre Aufmerksamkeit diesen Damen galt, kreisten ihre Gedanken nicht ständig um ihr eigenes Elend.
    Manchmal kamen auch Geister ins Haus, die ganz und gar nicht gemütlich waren. Manchmal war ihre Gegenwart scharfkantig, zerfurcht von alter Bosheit und Feindseligkeit, oder die Traumata aus ihrem Leben hallten in ihnen nach.
    Bisweilen blieb Grace nichts anderes übrig, als die dunklen Geister von ihrem Anwesen zu verscheuchen. Sie war nicht Jennifer Love Hewitt, und das hier war nicht
Ghost Whisperer,
wo sich wütende Geister irgendwie in nette Leute verwandelten, wenn ihnen nur jemand die Chance gab, Missverständnisse beizulegen oder sich ihr Leid von der Seele zu reden. Und am Ende einer Folge traten stets alle glücklichen Geister
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