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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons
Autoren: Thea Harrison
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Körper zu einem kleinen Päckchen zusammen. Leise sang sie ihrer Mini-Lala-Whoopsie-Puppe – oder wie die Puppe sonst hieß – etwas vor und ließ sie auf dem Rand des Einkaufswagens tanzen.
    Chloes hellblonde Haare waren fein und seidig, genau wie sie es bei Grace und ihrer Schwester Petra gewesen waren, als die beiden klein waren. Sowohl bei Grace als auch bei Petra waren sie mit dem Älterwerden nachgedunkelt. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden auch Chloes Haare einmal dieses dunklere Rotblond annehmen. Max hingegen hatte die dunklen Haare und das südländische Aussehen seines Vaters geerbt.
    Chloes Locken wehten ihr nun um den Kopf – bis auf einen verfilzten Knoten am Hinterkopf, wie Grace beschämt feststellte. Sie hatte vergessen, Chloe die Haare zu kämmen, bevor sie aus dem Haus gegangen waren. Ach verdammt, sie hatte sogar vergessen, sich selbst die Haare zu kämmen. Das hatte man davon, wenn man halb im Koma durch den Tag stolperte. Sie versuchte erst Chloe und dann sich selbst die Haare mit den Fingern zu kämmen – mit mäßigem Erfolg.
    Der neun Monate alte Max lag in seiner Trage, wo er tief und fest schlief und schnarchte, das Mündchen wie eine Rosenknospe leicht geöffnet. Nachdem er letzte Nacht so krank gewesen war, war der arme Kleine jetzt erschöpft.
    Grace schob den Wagen mitsamt den Kindern vor sich her und humpelte auf den Supermarkt zu.
Super Saver
war ein billiger Lebensmitteldiscounter, in dem die Waren in Pappkartons in den Gängen gestapelt wurden, aber es gab Kühltheken und eine Tiefkühlabteilung, und der Laden war klimatisiert. Als die kalte Luft über ihre Haut strich, seufzte Grace erleichtert auf, von dem Temperaturwechsel und der Erschöpfung wurde ihr schwindelig.
    Sie biss die Zähne zusammen. Fürs Erste brauchte sie die Lebensmittel nur nach Hause zu schaffen und die Sachen wegzuräumen, die gekühlt werden mussten. Alles andere konnte sie später einräumen. Vielleicht konnte sie Chloe dazu überreden, eine
Dora
- DVD zu gucken, während Grace sich auf dem Sofa ausstreckte und eine Runde schlief. Später würde sie entscheiden müssen, welche der rot gefärbten Rechnungen sie bezahlen konnte – aber das hatte Zeit, bis zumindest ein Teil ihres Gehirns wieder betriebstauglich war.
    Stirnrunzelnd betrachtete sie den Kistenstapel vor sich. Sollte sie zwei Dosen Mais kaufen oder drei? Sie hatten ihre Lebensmittelmarken für diesen Monat so gut wie aufgebraucht, da kam es auf jede noch so kleine Entscheidung an.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der weder Grace noch sonst jemand aus ihrer Familie auch nur im Traum daran gedacht hätte, von Lebensmittelmarken zu leben. Grace stammte aus einem sehr alten, stolzen Geschlecht, dessen Wurzeln im alten Griechenland lagen. Die Familie Andreas besaß eine Zauberkraft, die unter den menschlichen Hexen einmalig war: die Kraft des Orakels. Seit unzähligen Generationen wurde sie von einem weiblichen Familienmitglied zum nächsten weitergegeben.
    Früher war der Sitz des Orakels ein heiliger Tempel in Delphi gewesen. Könige und Königinnen, römische Senatoren und Imperatoren, Menschen und Angehörige aller Alten Völker kamen zu ihm, um seine Prophezeiungen zu hören. Im Gegenzug legten sie dem Orakel ein Vermögen in Gold und Juwelen zu Füßen. All das war Teil eines uralten Gesellschaftsvertrags, den inzwischen kaum noch jemand in Ehren hielt.
    Das Orakel sprach für die Menschen, und die Menschen sollten es unterstützen. Die Befrager mussten dem Orakel Opfergaben darbringen, denn das Orakel selbst durfte nicht um Geld bitten oder es verlangen. Denn dann würde es eine Gebühr für seine Dienste erheben, und in diesem Moment würde es der Legende zufolge alle prophetischen Kräfte verlieren.
    Zwar konnten andere Familienmitglieder im Namen des Orakels sprechen, aber die Familie Andreas hatte mehrere Generationen voller finanzieller Flauten, Krankheiten und schlichtem Pech hinter sich. Schon als kleines Kind hatte Grace ihre Eltern verloren. Petra und sie wuchsen bei ihrer Großmutter auf und wurden von ihr in die alten Traditionen eingeführt. Vor fünf Jahren, als Grace neunzehn und Petra mit gerade mal sechsundzwanzig frisch verheiratet war, starb die Großmutter an Krebs. Petra hatte ihren Mann Niko an ihrer Seite gehabt, als die Macht auf sie überging, und der hatte nie ein Problem damit gehabt, die Ratsuchenden an ihre Verpflichtungen gegenüber seiner Frau zu erinnern. Dann waren Petra und Niko in diesem Jahr ums Leben
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