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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons
Autoren: Thea Harrison
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sich anders überlegt und wollte ohne die Kinder essen gehen – und hatte in letzter Minute einen Babysitter kommen lassen.
    An den Aufprall konnte sich Grace nicht erinnern, und darüber war sie froh. Sie wollte sich gar nicht erinnern.
    Als sie im Krankenhaus aufgewacht war, war sie desorientiert und von den Schmerzmitteln benebelt gewesen. Trotzdem hatte sie sofort gespürt, dass sich diese alte magische Energie tief in ihr eingenistet hatte. Das Wissen, das damit einherging, konnte sie nicht mehr leugnen: Ihre Schwester war tot, und nichts würde mehr so sein wie früher.
    Jetzt besaß sie fünf Bescheinigungen für unterbrochene Kurse, ausgestellt von sehr verständnisvollen Professoren, keinen Bachelor-Abschluss und jede Menge Schulden aus einem Studienkredit, die irgendwann in naher Zukunft über sie hereinbrechen würden. Sie hatte einen ungeheuren Berg an Rechnungen für ihre diversen Knieoperationen und den Krankenhausaufenthalt angehäuft, einen Wust von Auto- und Lebensversicherungspolicen, aber keine Krankenversicherung. Und von dem toten Lastwagenfahrer hatte sie keinen Cent bekommen, weil er seine Versicherungsbeiträge nicht bezahlt hatte. Wie sie die Zahlen auch drehte und wendete, ihr Geld reichte nicht einmal annähernd aus, um alle Rechnungen zu begleichen.
    Irgendwie musste sie ein Leben für sich und die Kinder aufbauen. Sie musste versuchen, die Kurse zu Ende zu bringen, ihren Abschluss zu machen und einen einträglichen Job zu finden, der die Lebenshaltungskosten für sie alle deckte. Und sosehr sie sich auch gegen die Vorstellung sträubte – es zeichnete sich immer deutlicher ab, dass sie einen Insolvenzantrag stellen musste. Vielleicht würde man ihr einen Erlass der Gerichtskosten bewilligen.
    »Hast du alles, was du brauchst, meine Kleine?«, fragte sie Chloe nuschelnd.
    »M-hmm«, sagte Chloe, die blauen Augen unverwandt auf den Bildschirm gerichtet.
    Tut mir leid, Petra und Niko,
dachte sie,
ich weiß, dass ihr es nicht gut fandet, den Fernseher als Babysitter zu benutzen. Aber gute Götter, ich kann die Augen nicht mehr aufhalten.
    Sie bettete ihre schmerzenden Knochen lang ausgestreckt auf die Couch und fiel in ein tiefes schwarzes Loch.

2
    Im Traum rannte Grace eine dunkle, gepflasterte Straße entlang. Die Nacht war voller Schatten und der Neumond mit bloßem Auge nicht zu sehen. Der Vollmond im Zenit war der Hexenmond, die richtige Zeit für Beschwörungen und magische Energie. Der Neumond in seiner dunkelsten Phase war der Orakelmond, die Zeit, in der der Schleier zwischen allen Welten und Zeiten dünner wurde. Strahlend helle, weiße Sterne, wie die Augen eines Dschinns, hingen verstreut am dunkelvioletten Himmel, und der Wind flüsterte seine Geheimnisse den Bäumen zu, die sich in den Schatten wiegten.
    Rhythmisch kamen ihre Laufschuhe am Boden auf und legten im Einklang mit ihrem rasenden Blut ein gottloses Tempo vor. Sie liebte es, wie sich ihr Körper anfühlte, wie er sich geschmeidig und stark die Straße entlangbewegte. Perfekt. Sie fühlte sich perfekt.
    Neben ihr rannte ein gigantischer schwarzer Panther. Seine breite Schulter war auf gleicher Höhe mit ihrer, und sein langer, kraftvoller Körper legte die Strecke mit mühelos fließender Anmut zurück. Sobald sie ihn bemerkte, wandte der Panther den Kopf und sah sie mit seltsamen Diamantaugen an, die so durchdringend strahlten wie die Sterne. Erschrocken fuhr sie zusammen und stolperte …
    Und glitt in einen anderen Traum. Diesmal stieg sie eine steile, felsige Klippe hinauf. Hin und wieder musste sie die Hände einsetzen, und sie spürte ein angenehmes Brennen in den Muskeln. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte ihr auf den Kopf, und ihr war so warm, dass ihr der Schweiß vom Körper troff.
    Neben ihr kletterte ein riesenhafter schwarzer Hund. Er war gut und gern doppelt so groß wie eine Dogge und bestand nur aus Muskeln und Kraft. Dennoch erklomm er die Klippe mit unglaublicher Anmut. Als sie ihn anstarrte, wandte er sich zu ihr um und sah sie mit leuchtenden Diamantaugen an, die sie so sehr erschreckten, dass sie den Halt an den Felsen verlor.
    Die Schwerkraft zerrte an ihr. Sie fiel, und der Boden stürzte auf sie zu.
    Mit hämmerndem Herzen schreckte sie hoch. Ihr T-Shirt und die Flanellhose waren klamm vor Schweiß. Die Sonne war weitergewandert, und Grace war allein im Wohnzimmer. Der Fernseher war aus. An diesem Bild war so vieles falsch, aber bevor sie in Panik geraten konnte, hörte sie Max und
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