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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons
Autoren: Thea Harrison
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auftauchte, hielt Grace das Einzige in der Hand, was aus den Schränken wichtig genug war, um es zu behalten: die Maske des Orakels, eingewickelt in ihr Tuch.
    Die ganze Zeit über beobachteten die Dschinn Grace abwartend. Die Anzahl der Dschinn, die zu großen Schaden erlitten hatten, um sich selbst zu heilen, war vergleichsweise gering, allerdings handelte es sich dabei um tiefgreifende Verletzungen. Khalil ermahnte sie, dass Grace Zeit brauchte, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen und Vorkehrungen für das Wohlergehen der Kinder zu treffen, bevor sie ihre Energie für den Versuch verwenden konnte, deformierte Dschinn zu heilen.
    Am Donnerstag schließlich brachte Grace das Thema selbst zur Sprache. »Ich halte das nicht mehr aus«, sagte sie zu Khalil. »Ebrahim macht mich wahnsinnig. Ich glaube, seit er am Sonntag angekommen ist, hat er nicht mehr aufgehört zu arbeiten.«
    Khalil rieb sich den Nacken. Er, Ebrahim und drei andere Dschinn waren damit beschäftigt, das Haus abzureißen, und Grace sah ihnen dabei zu. Khalil hatte eine kurze Pause eingelegt, um bei ihr zu sein. »Ich werde noch mal mit ihm reden«, sagte Khalil. »Ich werde ihm sagen, dass er fortgehen soll, bis du bereit bist.«
    »Nein«, sagte Grace. Es war ein drückend heißer Tag, und Grace trug wieder eine dieser weiten, dunklen Shorts aus weichem Jersey-Stoff, den Khalil mochte, und dazu ein Tanktop und Sandalen. Von der Sonne hatte sie Farbe bekommen. Mit ihrem rötlich-goldenen Haar und dem Kupferton ihrer Bräunung sah sie wie eine schlanke, lebhafte Flamme aus. Daran fand er Gefallen. »Das halte ich auch nicht mehr aus – die Ungewissheit, meine ich. Wir müssen herausfinden, ob Phaedra nur ein glücklicher Zufall war oder ob ich wirklich in der Lage bin, einem anderen Dschinn bei der Heilung zu helfen.«
    Er seufzte. »Einverstanden. Aber nachdem du es bei Ebrahims Gefährtin versucht hast, wirst du für mindestens zwei Wochen niemanden mehr empfangen. Am Sonntag kommen Katherine und John mit den Kindern zurück, und wir müssen immer noch eine Unterkunft für euch – für uns – herrichten.«
    Grace sah ihn von der Seite an. Als er »uns« sagte, hoben sich ihre Mundwinkel, aber ansonsten ließ sie das unkommentiert. Stattdessen murmelte sie: »Das ist furchtbar herrisch von dir.«
    Aber er konnte ihre Gesichtszüge tatsächlich sehr gut lesen. Er merkte, dass sie nicht angegriffen, sondern erleichtert aussah. Er rief nach Ebrahim, der sofort zu ihnen geflogen kam, und sagte: »Hol Atefeh.«
    Nach einem überraschten Blick in Grace’ Richtung wirbelte Ebrahim davon. Khalil konnte beobachten, wie Grace ihre Kräfte sammelte. Er legte ihr die Hand auf den Rücken, und sie sah dankbar zu ihm auf.
    Dann kehrte Ebrahim mit seiner Gefährtin Atefeh zurück. Atefeh war so schwer deformiert, dass sie keinen Körper für sich erschaffen konnte, und hatte ständig damit zu kämpfen, genügend Nahrung aufzunehmen. Als sie vor Grace schwebte, wirkte ihre Gegenwart matt und verzerrt.
    Einer nach dem anderen hörten die Dschinn auf, das Haus einzureißen, und kamen zu ihnen. Lautlos tauchten weitere auf. Grace bedachte die Neuankömmlinge mit einem finsteren Blick, sagte jedoch nichts, und so blieben sie. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Atefeh zu, und ihre Züge glätteten sich. Sie richtete den Blick nach innen. Khalil konnte spüren, wie sich die dunkle Kraft in ihr erhob. Es wurde still.
    Er wusste nicht, was als Nächstes geschah. Er spürte eine Bewegung, die irgendwie direkt unterhalb seiner Wahrnehmung ablief.
    Keuchend krümmte sich Atefeh zusammen und stürzte nach vorn. Weil er glaubte, die Dschinniya wollte Grace angreifen oder überwältigen, stürzte Khalil los, um Grace von ihr fortzuziehen und sich zu ihrem Schutz eng um sie zu schlingen. Aber Atefehs Fokus lag auf etwas anderem, etwas, das anscheinend nur sie und Grace sehen konnten. Atefeh stieß einen scharfen, schmerzerfüllten Klagelaut aus. Ihr Gefährte Ebrahim antwortete mit einem erstickten Stöhnen, während er ihren Kampf mit gequältem Gesicht beobachtete.
    Lass mich los!,
sagte Grace zu Khalil. Sie schob ihn mit ihrer magischen Energie von sich, und er löste sich von ihr. Sie trat auf die kämpfende Dschinniya zu. »Gib nicht auf! Versuch nicht, nach ihr zu greifen. Bleib ruhig stehen und lass sie zu dir kommen. Versuch dich zu öffnen – sie muss in dein Inneres kommen.«
    Von wem sprach Grace? Außer Grace und Atefeh konnte Khalil niemanden
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