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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste
Autoren: Karen Winter
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in einem Nebengebäude des Farmhauses. Sie gingen Rose zur Hand und kochten für Ruth, Rose und Klette einmal am Tag, meist am Abend, ein warmes Essen mit reichlich Fleisch. Am Morgen gab es Mieliepap, einen Maisbrei, und zu Mittag Sandwiches.
    Salden’s Hill verfügte zwar über ein Telefon, hatte jedoch keinen Fernseher, wie ihn sich einige der wohlhabenden Farmer inzwischen leisteten, sondern lediglich einen Radioempfänger, der von einer Autobatterie betrieben wurde. Und Strom erzeugte der Generator, der so eingestellt war, dass am Abend um zehn Uhr, wenn alle zu Bett gingen, das Licht im Haus erlosch.
    Auch sonst wirtschafteten die Saldens sparsam: Ruths Mutter hatte einen kleinen Garten, in dem Oleander und Hibiskus wuchsen, und Mama Elo und Mama Isa hegten Gemüsebeete mit Bohnen, Kürbissen, Bataten und Kräutern. Das alles war möglich, weil die Farm der Saldens im Vergleich zu anderen über viel Wasser verfügte, denn eine unterirdische Quelle speiste den Brunnen. Ruth war ihrem Großvater noch heute für die weise Voraussicht dankbar, die er an den Tag gelegt hatte, als er einen Schwarzen damit beauftragte, die passende Stelle für einen Brunnen zu finden. Zweifellos kannten die Eingeborenen das Land besser als jeder andere – nur wussten die wenigsten Farmer deren Kenntnisse für sich zu nutzen. Wie wichtig hier am Rande der Kalahari der Zugang zu einer Quelle war, wurde jeden Sommer wieder schmerzhaft deutlich; so manche Trockenzeit hatte bereits genügt, um ganze Viehherden eingehen zu lassen. Und viele ihrer Nachbarn mussten bei Dürre sogar Wasser aus Swakopmund holen.
    Da Mama Elo an jedem Freitag die Schafsmilch zu Käse für die ganze Woche verarbeitete und die Kühlkammer voller Lammfleisch hing, benötigten die Frauen und Männer von Salden’s Hill nur wenig aus der Stadt. Ruth bestellte jede Woche drei Kästen Bier und zwei Flaschen Whiskey, ihre Mutter kaufte Kosmetik, Putzmittel und Haushaltsgerätschaften ein, außerdem Dinge, die auf der Farm gebraucht wurden. Doch alle diese Sachen kosteten kein Vermögen. Dass Salden’s Hill vor der Pleite stand, konnte also eigentlich nicht sein.
    Ruth wandte sich um, um nach Tom Ausschau zu halten. Sie brannte darauf zu erfahren, wer diese Lügen über die Farm verbreitete. Und dieses Mal würde er sich nicht um eine Antwort drücken können.
    Endlich entdeckte sie ihn am Rande des Geländes, das für den Wettbewerb abgesteckt war. Offensichtlich stritt er sich mit dem alten Alex. Neugierig geworden ging Ruth in die Richtung der beiden Männer.
    »Gib doch zu, dass du es warst, der mir das Benzin aus meinem Haustank gestohlen hat!«, schrie der Alte und reckte angriffslustig die Faust. »Ich habe dich gesehen, jawohl!«
    »Du mich gesehen? Du bist blind wie ein Maulwurf, Alex. Du würdest nicht einmal eine Herde Elefanten auf einen Steinwurf sehen«, entgegnete Tom ruhig.
    »Trotzdem weiß ich, dass du es gewesen bist. Jeder hier weiß, dass du klaust, was nicht angeschweißt ist. Gesagt hat keiner was. Aber allen ist klar, dass es um dein Land nicht zum Besten steht. Mitleid haben wir gehabt, jawohl, aber jetzt hast du den Bogen überspannt!« Alex schnaubte empört. »Ein paar Liter Diesel hin und wieder, und ich hätte geschwiegen wie die anderen, aber den ganzen Tank abpumpen? Nein, Tom, das ist zu viel. Ich gebe dir bis morgen Zeit, den Schaden wiedergutzumachen. Tust du es nicht, werde ich entweder den Farmerverband informieren oder die Polizei.« Alex spuckte Tom vor die Füße, wandte sich abrupt ab und stapfte grummelnd davon.
    Ruth warf Tom einen fragenden Blick zu, dem dieser eilig auswich, und lief dann Alex nach. »Stimmt das, Alex?«
    »Was soll stimmen?«, brummte der Alte widerwillig.
    »Dass es Toms Farm schlecht geht.«
    Alex blieb stehen. »Klatschst du jetzt auch wie die Weiber, die nichts Besseres zu tun haben?«
    Ruth schluckte und senkte den Kopf. »Nein«, stammelte sie und fühlte die Röte in ihre Wangen schießen.
    »Warum fragst du dann?«
    Ruth sah Alex an. Am liebsten hätte sie von Toms unglaublicher Lüge erzählt. Und doch hielt sie etwas zurück. »Hast recht, Alex. Klatsch ist was für die, die auf der Terrasse sitzen und Likörchen schlürfen. Ich sollte mal nach den Pferden sehen. Kann sein, dass Nath Hilfe bei Gewitter braucht.«
    Hatte sich tagsüber schon der Vorplatz verändert, erstrahlte am Abend auch das Hotel selbst in neuem Glanz. Lichterketten zogen sich um die Säulen, Kübelpflanzen schmückten den
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