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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1
Autoren: Arena
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vier Recyclinggeräte fehlen. So ein Zufall.«
    Irgendwann hatte sich die Farbe des Landes tief unter ihnen unmerklich verändert, und nun glitten sie über einer narbigen, schlackengrauen Hochebene dahin. Wäre der zartgelbe Himmel nicht gewesen, der sich makellos über ihnen spannte, man hätte glauben können, auf dem Mond zu sein. Das Flugzeug lag ruhig in der dünnen Marsluft, die Turbinen summten verhalten, die Propeller sahen aus wie große, silberne Scheiben.
    »Geht’s noch?«, fragte Carl. Er machte sich Sorgen, ob Ronny durchhalten würde. Sie waren nun schon über drei Stunden unterwegs, und nach den Schätzungen von AI-20 würden sie weitere zwei Stunden brauchen, bis sie das Löwengesicht erreicht hatten.
    »Klar«, meinte Ronny. »Das ist echt galaktisch. Viel besser als jeder Simulator.«
    »Gut.« Es hatte keinen Zweck, sich Sorgen zu machen. Ohnehin hätte keiner von ihnen Ronny ablösen können.
    Er sah hinaus. Da vorn, irgendwo jenseits des blassen Horizonts, lag ihr Ziel. Dort würde es erst richtig spannend werden. Wie hatte Yin Chi gesagt? In der Bedienungsanleitung heißt es, dass das Marsflugzeug auf jeder einigermaßen ebenen Fläche landen kann. Allerdings muss ich gestehen, dass wir das nie ausprobiert haben. Es ist noch nie woanders als in unserem Abfangnetz gelandet.
    »Niemand weiß, wo die Kinder sind«, sagte Cory MacGee, die als Letzte zu der Besprechung im Kartenraum hinzustieß. »Es macht sich aber keiner Gedanken deswegen. Offenbar passiert das öfter.«
    »Wann sind sie zum letzten Mal gesehen worden?«, wollte Pigrato wissen.
    »Gestern Abend. Sie waren bei dem Fest auf der Plaza dabei, sind aber noch vor Mitternacht gegangen.«
    Farukh runzelte die Stirn. Bei seinem kahlen Schädel ging das Runzeln ziemlich weit hinauf. »Kinder, die an Silvester vor Mitternacht ins Bett gehen?«
    Pigrato trommelte auf die Tischplatte. »Ich muss unentwegt über elektronische Versiegelungen nachdenken«, erklärte er. »Die Logdatei verzeichnet kein Öffnen und kein Eindringen, aber vier Recyclinggeräte fehlen. Graham behauptet, gestern Abend seien die Recycler vollständig gewesen. Wie erklären Sie sich das?«
    Cory MacGee lächelte schmallippig. »Kollege Graham muss sich«, sagte sie mit anzüglicher Betonung, »geirrt haben.«
    Farukh überlegte, nickte dann aber. »Genau.«
    »Ich habe mich nicht geirrt«, beharrte Dipple biestig und zupfte nervös an seinem Kopfverband.
    »Sie irren sich öfter, als Sie glauben«, grinste Cory MacGee.
    »Schluss damit«, befahl Pigrato. Er stand auf und vergewisserte sich noch einmal, dass die Kommunikationsanlage ausgeschaltet war. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen einen der Kartenschränke und sagte: »Ich frage mich, ob es vorstellbar wäre, dass die KI gemeinsame Sache mit den Kindern macht. Ob das eine Erklärung wäre.«
    Dipples Augen leuchteten plötzlich. »Genau. Sie hat ihnen die Tür geöffnet, aber den entsprechenden Logeintrag unterdrückt. Das könnte sie ohne weiteres tun.«
    »Ich hab noch nie gehört, dass eine Künstliche Intelligenz so was tut«, meinte Farukh.
    MacGee wiegte den Kopf. »Doch, solche Fälle gibt es. KIs sind praktisch, weil sie mitdenken, aber genau deswegen können sie auch ein ziemliches – na ja, Eigenleben entwickeln. Ich weiß nicht, wann die hiesige KI das letzte Mal rekalibriert worden ist, aber…«
    »Noch nie«, sagte Pigrato. »Sie ist seit ihrer Installation kein einziges Mal rekalibriert worden. Sie läuft seit Jahrzehnten vor sich hin und entwickelt sich, wie sie will. Deswegen denke ich, dass es so gewesen sein kann. Sie kennt die Kinder seit ihrer Geburt, begleitet sie, unterrichtet sie, erzieht sie… Gut möglich, dass sie sich im Zweifelsfall auf deren Seite schlägt, oder?«
    »Nicht unmöglich jedenfalls«, stimmte ihm Cory MacGee zu.
    Pigrato zückte seine Schlüsselkarte und bewegte sie über das Sensorfeld neben der Tür zum Computerraum, die sich daraufhin mit einem sanften Klacken öffnete. »Darum sollten wir einmal einen Blick auf den Monitor werfen und versuchen, herauszufinden, was AI-20 im Moment so treibt.«
    Das Löwengesicht war schon von weitem zu erkennen. Seit der letzten Kurskorrektur, die AI-20 durchgegeben hatte, flogen sie über eine aschgraue Hochebene voller kleiner Krater und Felsspalten, und irgendwann war in der elfenbeinfarbenen Ferne der Halbkreiswall aufgetaucht wie ein Monument. Bald erkannte man den kleinen Tafelberg darin, der an die Schnauze des Löwen
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