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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel
Autoren: Jeanine Krock
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ich die Kleine bewachen?»
    «Weil ich es dir sage!» Kieran entging nicht, dass Julen unter seinen Worten zusammenzuckte wie unter einem Peitschenhieb, und er fügte versöhnlicher hinzu: «Ich kann den Job wohl kaum übernehmen.»
    Langsam atmete Julen aus. Gern hätte er mehr als die eine Armlänge Abstand zwischen sich und seinen Mentor gebracht. Doch dies wäre ein Eingeständnis von Schwäche gewesen. Und ein Vengador zeigte keine Schwäche.
    Natürlich hatte Kieran recht, er war in der magischen Welt viel zu bekannt, um unauffällig jemanden zu überwachen, sei es nun eine Sterbliche oder eine ahnungslose Fee. Julen dagegen kultivierte seinen Ruf, ein nichtsnutziger Frauenheld zu sein, nicht ohne Erfolg. Nur eben in letzter Zeit läuft’s nicht besonders gut , dachte er. Doch bisher hatte seine Reputation keinen Schaden genommen und stellte eine erstklassige Tarnung dar, zumal kaum jemand wusste, dass er kürzlich offiziell zum Vengador ernannt worden war. Niemand kam auf die Idee, er könnte etwas anderes suchen als sein Vergnügen.
    «Du schuldest jemandem einen Gefallen. An deiner Stelle wäre ich dem Schicksal dankbar, dass sich so schnell eine Gelegenheit bietet, dich zu revanchieren.»
    Die magische Welt wurde mithilfe strenger Regeln und einem engen Netz aus Gefälligkeiten, Verpflichtungen und Schulden zusammengehalten. Aufmerksam hörte Julen deshalb zu, als Kieran ihm weitere Details erläuterte. «Unsere Dienste wurden nicht offiziell angefragt, du arbeitest hier also ohne Back-up.»
    Obwohl ihn diese Information beunruhigen sollte, freute sich Julen. Er liebte das Abenteuer, und wenn er sich auch nicht besonders für die Politik der magischen Welt interessierte, erkannte er das Besondere an diesem Vorgehen. «Was soll ich tun?»
    «Hab einfach nur ein Auge auf Alva.» Der Vengador sah ihn ausdruckslos an.
    Julen wurde sofort misstrauisch. «Was noch?»
    «Lass die Finger von ihr!»
    Das war es nicht, was er gemeint hatte, aber er kannte seinen Mentor gut genug, um zu wissen, dass vorerst alles gesagt war. Er salutierte mit einer ironischen Geste und trat in die Zwischenwelt ein. Darauf kannst du Gift nehmen!
    Immerhin gab es eine Adresse, unter der das Mädchen zu finden war. Das ersparte ihm aufwändige Recherchen, und er betrat wenig später das erfreulicherweise menschenleere Haus am Rande eines kleinen Dorfes.
    Schnell stellte sich jedoch heraus, dass seine neue Schutzbefohlene hier nicht mehr wohnte.
    Mitten in ihrem Zimmer stehend sah er sich nach Hinweisen auf ihren Verbleib um, als plötzlich jemand die Treppe heraufkam. Schnell trat er in die Zwischenwelt ein und beobachtete aus dieser unerklärlichen Dimension, die erfahrenen Vampiren das Reisen zwischen den Welten ermöglichte, wie eine Frau den Raum betrat.
    Sie roch nach frischer Luft und Garten, und er öffnete seine Sinne weiter, um zu sehen, was sich hinter der attraktiven Fassade verbarg. Unwillkürlich befeuchtete er seine Lippen. Für eine appetitliche Sterbliche wie diese konnte man schon einmal seine guten Vorsätze vergessen. Jetzt war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt für erotische Abenteuer.
    Also beobachtete er sie weiter. Ahnungslos sah sie sich suchend um, zuckte schließlich mit den Schultern und murmelte etwas, das klang wie: Warum hat sie sich nur diese schreckliche Gruft geschaffen?
    Die Frage stellte sich Julen ebenfalls. Dunkelheit bereitete ihm wahrlich keine Probleme, aber hier würde selbst er nicht wohnen wollen. Die Atmosphäre hatte etwas ungeheuer Deprimierendes. Rot und Schwarz waren durchaus angenehme Farben, in dieser Intensität wären sie für seinen Geschmack jedoch selbst in der Hölle übertrieben gewesen.
    Lautlos folgte er der Frau wenig später die Treppe hinab in einen weitaus freundlicher eingerichteten Living Room und fuhr mit seinen Beobachtungen fort: Nach kurzem Zögern nahm sie zwei Kerzenleuchter vom Tisch, schlug sie in Seidenpapier ein und legte sie in einen großen Karton. Julen wusste nicht, was er sich davon versprach, ihr beim Packen von Umzugskisten zuzuschauen. Dennoch blieb er in der Nähe. Schließlich hatte sie ihre Arbeit beendet und griff zum Telefon. Automatisch prägte er sich die Adresse ein, die sie einem Kurierdienst als Zielort der Lieferung angab.
    Kaum hatte sie aufgelegt, hörte er jemanden an der Haustür. Die Art, wie sich die beiden Menschen begrüßten, zeigte ihm, dass sie einander sehr zugetan waren.
    Der Mann sah auf die Kartons. «Bist du sicher, dass
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