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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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ich werde mich im Suff versprechen. Ist das nicht ein bisschen billig? Werden Verhaftungen heutzutage so in die Wege geleitet?«
    »Durchaus nicht«, sagte Van Veeteren. »Vor Gericht würde das keinen Bestand haben, aber das wissen Sie sicher. Nein, ich möchte Ihnen nur erzählen, wie ich die Sache sehe. Wenn Sie vor Tonbandgeräten und anderen Dingen Angst haben, können Sie ja einfach nur nicken oder den Kopf schütteln ... ich glaube, auch Sie empfinden ein gewisses Bedürfnis, diese Sache durchzusprechen.«
    »Unsinn«, sagte Jahrens und kostete seinen Whisky. »Natürlich haben Sie mich neugierig gemacht. Nicht jeden Tag kann man sich die lockeren Schrauben der Polizei aus nächster Nähe ansehen.«
    Er lachte und schüttelte eine Zigarette aus der Packung, die auf dem Tisch lag.
    »Möchten Sie?«
    »Danke.«
    Van Veeteren ließ sich Zigarette und Feuer geben, dann sagte er: »Erzählen Sie von Leopold Verhaven.«

    Arnold Jahrens lachte wieder und zog an seiner Zigarette. Schaute auf und blickte aufs Meer hinaus. Einige Sekunden verstrichen.
    »Morgen gibt es gutes Wetter, glauben Sie nicht, Kommissar? Wollen Sie auch einige Tage hier verbringen?«
    »Wie du willst«, sagte Van Veeteren und beugte sich über dem Tisch vor. »Ich kann die Geschichte erzählen, und du unterbrichst mich, wenn etwas unklar erscheint ... du hast drei Menschen ermordet, Beatrice Holden, Marlene Nietsch und Leopold Verhaven. Verhaven hat deinetwegen vierundzwanzig Jahre im Gefängnis verbracht. Du bist ein Schwein, lass dich von meinem freundlichen Benehmen nicht täuschen.«
    In Jahrens’ Wange zuckte ein Muskel zweimal, eine Antwort gab der Mann nicht.
    »Das Einzige, was ich nicht richtig verstehe«, sagte Van Veeteren, »ist die Sache mit dem Motiv. Aber in groben Zügen bin ich mir auch da ziemlich sicher ... sag Bescheid, wenn ich mich irre, wie gesagt. Am 6. April 1962, einem Samstag, gehst du zu Verhavens Haus im Wald, weil du weißt, dass Beatrice Holden dort allein ist. Vermutlich hast du darauf gewartet, dass der Elektriker seine Arbeit beendet; und als du ihn auf seinem Rückweg in die Stadt gesehen hast, machst du dich auf den Weg. Du bist geil. Vor weniger als einer Woche hat Beatrice auf deinem Sofa gelegen, nackt unter einer Decke, und das ist mehr, als du ertragen kannst. Vermutlich hast du auch einen Blick unter die Decke geworfen, hast Beatrice vielleicht ein wenig begrapscht, während sie ihren Rausch ausschlief, und während deine kranke Frau nichts ahnend im ersten Stock im Bett lag. Vielleicht hast du auch die Hände zwischen ihre Beine geschoben ... zwischen Beatrice Holdens Beine, da willst du schließlich hin. Zu einer warmen und geilen und attraktiven Frau, ganz anders als deine Gattin, die ganz kalt da oben liegt und dich niemals zu sich lässt ...«

    Arnold Jahrens trank einen Schluck, verzog aber keine Miene.
    »Du kommst zum Großen Schatten und da ist sie. Ganz allein. Verhaven ist in Maardam und wird erst in einigen Stunden zurückkehren. Du kannst also einfach zugreifen. Einfach zu ihr gehen, ein paar nette Worte sagen, ihr die Hose herunterziehen und loslegen. Warum wollte sie nicht, Jahrens? Sag mir das! Warum durftest du nicht zwischen Beatrice Holdens Beine, wo sie doch sonst immer so willig war? Hatte sie dir das nicht in der Nacht, als du dich um sie gekümmert hast, sogar halbwegs versprochen? Oder hattest du das einfach missverstanden?«
    Jahrens hustete.
    »Was für eine Fantasie«, sagte er und leerte sein Glas. »Wer hier pervers ist, das sind Sie, Kommissar, nicht ich.«
    »Das war eine Schande, nicht wahr? Hast du das nicht so empfunden?«
    »Was denn?«
    »Dass du nicht mit Beatrice Holden schlafen durftest. Dass dieses Schwein Leopold Verhaven zum Zug kam, du aber nicht ... dieser lächerliche Drecksjunge, den du seit eurer Schulzeit verachtet hast. Leopold Verhaven! Noch dazu ein Betrüger! Der Eierhändler aus dem Großen Schatten! Ein elender Wicht, über den du dir immer erhaben vorgekommen bist ... und der jetzt mit dieser tollen Frau zusammenlebt, während du, du einen großen Hof erheiratet hast, einen der Reichsten von ganz Kaustin, aber um welchen Preis! Der Preis ist deine eingetrocknete Gattin, die dich niemals zu sich lässt, und jetzt stehst du da, an diesem Samstag, und auch Beatrice Holden lässt dich nicht zu sich ... vielleicht lacht sie dich ja sogar aus und droht, Verhaven zu erzählen, was du für ein hilfloser Bock bist.«
    Er legte eine kurze Pause
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