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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Henker«, fiel Jahrens ihm ins Wort. »Sie wissen sehr gut, dass ich Ihnen nicht im geringsten Punkt zugestimmt habe.«
    »Das glauben Sie«, sagte Van Veeteren. »Vielleicht werden Sie das anders sehen, wenn Sie das Band gehört haben. Das ist oft so.«
    »Blödsinn«, sagte Jahrens und griff nach einer weiteren Zigarette. »Was hat das mit meiner Tochter zu tun? Wollen Sie ihr die Aufnahme vorspielen?«
    »Ist nicht nötig«, sagte Van Veeteren und brachte die Nadel vorsichtig wieder an.
    »Ist nicht nötig? Und was soll das heißen?«
    Jahrens ließ die Zigarette los und glotzte. Van Veeteren erhob sich.
    »Diese Zimmer«, sagte er und streckte in beide Richtungen die Hände aus. »Nr. 52 und Nr. 54, meine ich ...«

    Jahrens packte die Armlehne und versuchte aufzustehen.
    »Was zum Teufel ...«
    »In 52 sitzen drei Polizisten mit einem Tonbandgerät. Sie haben jedes Wort unserer kleinen Plauderei mitbekommen. Und nicht eine Nuance verpasst, das kann ich Ihnen sagen. Im anderen Zimmer ...«
    Er zeigte hinüber.
    »Im anderen sitzen Ihre Tochter Andrea und deren Mann.«
    »Was zum Teufel ...«
    Van Veeteren ging zum Geländer und zeigte noch einmal.
    »Wenn Sie herkommen, können Sie sie sogar sehen, wenn Sie sich ein wenig vorbeugen ...«
    Arnold Jahrens stand sofort neben ihm, und danach dauerte es nicht mehr lange, bis alles vorüber war. Und doch wusste Van Veeteren, dass dieser kurze Moment ihn in allen düsteren Nächten seines Lebens verfolgen würde.
    Und vielleicht auch noch länger.
     
    Als er zu seinem Wagen zurückging, merkte er, dass er um einiges betrunkener war, als er gedacht hatte, und dass er in diesem Zustand natürlich nicht fahren konnte. Er riss sich Bart und Perücke herunter, stopfte beides in eine Plastiktüte und verstaute diese bis auf weiteres unter dem Vordersitz. Dann legte er sich auf dem Rücksitz unter die Decke und wünschte sich eine gute und traumlose Nacht.
    Fünf Minuten später schlief er wie ein Stein, und als Krankenwagen und Polizei anrückten, nahm er weder die Sirenen noch die lauten Stimmen wahr.
    Und niemand achtete auf den leicht ramponierten Opel, der ein wenig nachlässig zwei Straßen weiter im Norden der Pension Florian geparkt worden war. Und warum hätte auch irgendwer darauf achten sollen?

43
    »Hast du das gesehen?«, fragte Jung und reichte ihm die Zeitung. »Hast du den nicht interviewt?«
    Rooth schaute auf das Foto.
    »Sicher. Was ist ihm denn passiert?«
    »Ist aus dem fünften Stock gefallen. Oder vielleicht gesprungen. Unfall oder Selbstmord, das ist hier die Frage. Wie war er denn so?«
    Rooth zuckte mit den Schultern.
    »Wie die meisten. Eigentlich ganz sympathisch, fand ich. Immerhin hat er mir Kaffee angeboten.«
     
    Reinhart nahm in der Kantine gegenüber von Münster Platz.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Wie geht’s?«
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte Münster.
    Reinhart säuberte über dem Aschenbecher seine Pfeife und fing an, sie zu stopfen.
    »Darf man eine einfache Frage stellen?«
    Münster legte das Neue Blatt beiseite.
    »Du kannst es ja immerhin versuchen.«
    »Hrrm«, sagte Reinhart und beugte sich über den Tisch. »Du warst nicht zufällig vorgestern Abend in Behrensee?«
    »Durchaus nicht«, sagte Münster.
    »Der Kommissar vielleicht?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Der ist doch noch immer krankgeschrieben.«
    »Sicher, das schon«, sagte Reinhart. »War auch nur so eine Idee von mir.«
    »Was du nicht sagst«, sagte Münster.
    Er vertiefte sich wieder in seine Zeitung, und Reinhart steckte sich die Pfeife an.
     
    Hiller klopfte und kam herein. DeBries und Rooth blickten vom Protokollschreiben auf.

    »Draußen in Behrensee hat es offenbar einen Unglücksfall gegeben«, sagte der Polizeichef und fuhr sich über das Kinn. »Meint ihr, wir sollten uns das näher ansehen?«
    »Sicher nicht«, sagte deBries. »War doch ein reiner Unfall. Darum können die Kollegen da draußen sich selber kümmern.«
    »Na gut, ich wollte nur mal eure Meinung hören. Jetzt könnt ihr weiterarbeiten.«
    Ebenfalls, dachte deBries und wechselte mit Rooth einen Blick.
    »Du weißt, dass es zwei Anrufe gegeben hat?«, fragte Rooth, nachdem der Polizeichef die Tür geschlossen hatte.
    »Nein«, sagte deBries. »Was denn für Anrufe?«
    »Anonyme. Aus Kaustin. Und von zwei verschiedenen Personen ... einem Mann und einer Frau, sagt Krause.«
    DeBries schaute auf und biss in einen Kugelschreiber.
    »Und was sagen die?«
    »So ungefähr dasselbe.
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