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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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entschied Hiller und fing an, die anderen aus der Tür zu scheuchen. »Je schneller wir diesen Fall klären, desto besser. Es sollte doch nicht unmöglich sein, zumindest festzustellen, wer dieser Kerl war. Oder was?«

    »Nichts ist unmöglich«, sagte Reinhart.
     
    »Na, was denkt sich denn der Polizeidirektor?«, fragte Van Veeteren und reichte die Fotos weiter.
    Münster betrachtete die Bilder des verstümmelten und braun gefleckten Leichnams und des Tatorts, der sich durchaus als gute Wahl erwies, verwuchertes Unterholz, ein überwachsener Graben ... es war kaum ein Wunder, dass der Tote erst jetzt entdeckt worden war. Im Gegenteil, dass diese arme Sechsjährige darüber gestolpert war, war ganz und gar auf das Konto des Zufalls zu buchen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Kommt mir jedenfalls ziemlich vorsätzlich vor.«
    Der Kommissar brummte:
    »Vorsätzlich, ja. Davon können wir wohl ausgehen. Und was hältst du von dieser Verstümmelung?«
    Münster dachte nach.
    »Soll natürlich die Identifikation verhindern ...«
    »Erkennst du die Leute denn an den Füßen?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Nur dann, wenn es besondere Kennzeichen gibt. Tätowierungen oder so ... wie alt war er?«
    »Zwischen fünfzig und sechzig, meint Meusse, aber wir müssen bis heute Abend warten. Wie gesagt, es ist keine schöne Leiche. Ich nehme an, sie wird dir und Rooth vermacht werden.«
    Münster schaute auf.
    »Wieso das? Was hat der Kommissar ...«
    Van Veeteren hob einen mahnenden Finger.
    »Hat alle Hände voll zu tun mit diesem verdammten Bankräuber. Und Reinhart wird sicher bald seine Terroristen hochnehmen. Ja, und mich wollen sie ins Krankenhaus stecken und mir den Bauch aufschlitzen ... in der ersten Maiwoche. Also ist es besser, du übernimmst den Fall von Anfang an.«

    Münster spürte, dass er errötete.
    »Ich stehe natürlich zur Verfügung, wenn du stecken bleibst«, sagte Van Veeteren.
    »Erst muss ich irgendwas finden, worin ich stecken bleiben kann«, sagte er. »Hat Rooth sich schon die Vermissten angesehen?«
    Der Kommissar drückte auf das Haustelefon, und fünf Minuten später erschien Kriminalinspektor Rooth mit einem Stapel Computerausdrucken. Er ließ sich auf den freien Stuhl sinken und kratzte sich am Bart. Der Bart war noch dünn und frisch und ließ ihn ein wenig aussehen wie einen Penner, fand Münster. Aber es schadete natürlich gar nichts, dass nicht alle Kollegen schon auf hundert Meter Entfernung als Bullen auszumachen waren.
    »Zweiunddreißig Vermisstenanzeigen aus diesem Bezirk während der vergangenen zwei Jahren«, teilte er mit, »von Leuten, natürlich, die nicht wieder aufgetaucht sind. Sechzehn hier aus der Stadt. Ich habe die Liste durchgesehen ... wenn wir davon ausgehen, dass er zwischen sechs Monaten und einem Jahr dort gelegen hat, dann müsste er zwischen April und Dezember des vergangenen Jahres vermisst gemeldet worden sein. Aber das sehen wir uns noch genauer an, wenn Meusse fertig ist ...«
    »Wie können so viele Menschen verschwinden?«, fragte Münster. »Kann das denn wirklich stimmen?«
    Rooth zuckte mit den Schultern.
    »Die meisten setzen sich ins Ausland ab. Jugendliche vor allem. Ich glaube nicht, dass in mehr als fünfzehn bis zwanzig Prozent dieser Fälle ein Verbrechen vorliegt ... ja, Stauff behauptet das immerhin, und der kennt sich damit doch aus. Kleinigkeiten zählt er wohl nicht mit. Schließlich verschwinden immer wieder Junkies. Nach Thailand und Indien und da so rum.«
    Van Veeteren nickte.
    »Wie viele Kandidaten bleiben dann noch?«

    Rooth blätterte in seinen Listen. Münster sah, dass er einige Namen eingekringelt hatte, hinter anderen hatte er ein Fragezeichen gemalt, weitere Namen waren durchgestrichen, und offenbar fehlte es an heißen Tipps.
    »Nicht viele«, sagte Rooth. »Wenn es wirklich um einen Mann von fünfzig bis sechzig Jahren geht ... ungefähr einsfünfundsiebzig groß, inklusive Kopf und Füße ... ja, dann bleiben uns eigentlich nur zwei oder vielleicht drei.«
    Der Kommissar betrachtete seinen Zahnstocher.
    »Einer reicht«, sagte er. »Wenn es der Richtige ist.«
    »Er braucht ja auch nicht aus diesem Bezirk zu sein«, sagte Münster. »Schließlich weist nichts darauf hin, dass er in der Nähe von Behren umgebracht worden ist ... das kann doch überall passiert sein, nehme ich an.«
    Rooth nickte.
    »Wenn wir landesweit suchen, dann haben wir die Wahl zwischen sieben oder acht. Aber wir müssen wohl das
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