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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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Obduktionsergebnis abwarten, ehe wir uns auf die Suche nach potenziellen Witwen machen?«
    »Zweifellos«, sagte Van Veeteren. »Je weniger ihn ansehen müssen, desto besser.«
    »Und was machen wir so lange?«
    Van Veeteren ließ sich in seinem Schreibtischsessel zurücksinken, dass er nur so knackte.
    »Ich schlage vor, ihr geht irgendwohin und denkt euch was Schlaues aus. Ich sage Hiller, dass ihr euch um die Sache kümmert ... aber wie gesagt, ich stehe zur Verfügung.«
     
    »Alsdann«, sagte Rooth, als sie in der Kantine beim Kaffee saßen. »Sagen wir, wir schaffen das in einer Woche?«
    »Von mir aus gern«, erwiderte Münster. »Wann wollte Meusse fertig sein?«
    Rooth schaute auf die Uhr.
    »In einer Stunde, glaube ich. Besser, wir fahren beide hin, oder was meinst du?«

    Münster nickte.
    »Wie halten wir’s mit der Detektivin Öffentlichkeit?«, fragte er. »In den Zeitungen hat ja einiges gestanden.«
    Rooth schüttelte abwehrend den Kopf und spülte einen halben Bienenstich hinunter.
    »Bisher noch nichts Gescheites eingelaufen. Krause notiert alle Hinweise. Heute Abend bringen die Nachrichten einen Aufruf ... im Fernsehen und im Radio, aber es müsste doch eigentlich einer von denen hier sein.«
    Er tippte mit dem Löffel auf die Listen. Münster zog sie an sich und betrachtete Rooths Notizen. Drei Namen waren doppelt umkringelt, offenbar handelte es sich dabei um die heißesten Kandidaten.
    Kandidaten dafür, ermordet, verstümmelt und notdürftig in einem überwucherten Garten in der Nähe von Behren begraben worden zu sein. Eilig las er weiter:
    Claus Menhevern
Droutens Vej 4
Blochberg
geboren 1937
vermisst gemeldet 1. 6. 1993
     
    Pierre Kohler
Armastenstraat 42
Maardam
geboren 1936
vermisst gemeldet am 27. 8. 1993
     
    Piit Choulenz
Hagmerlaan 11 1
Maardam
geboren 1945
vermisst gemeldet am 16. 10. 1993

    »Ja«, sagte er und schob die Listen zurück über den Tisch. »Es muss ja wohl einer von denen sein.«
    »Sicher«, sagte Rooth. »Und dann knacken wir die Sache in einer Woche. Ich hab das gewissermaßen im Gespür ...«

4
    Er verließ die Wache eine Stunde früher als sonst und fuhr direkt nach Hause. Der Brief lag da, wo er ihn hingelegt hatte, im Bücherregal in der Diele. Er öffnete ihn und las ihn noch einmal. Der Inhalt hatte sich nicht verändert.
     
    Hiermit können wir Ihnen mitteilen, dass wir für die Operation Ihres Kolon Adenocarcinoms am Dienstag, dem 5. Mai, einen OP-Termin anberaumt haben.
    Wir bitten Sie, diesen Termin bis 25. April schriftlich oder telefonisch zu bestätigen und sich spätestens am Mittwoch, dem 4. Mai, um 21 Uhr auf der Station einzufinden.
    Nach der Operation sind vermutlich zwei bis drei Wochen Krankenhausaufenthalt vonnöten; wir erwähnen das, damit Sie entsprechend ihr Berufs- und Familienleben planen können.
    Mit freundlichen Grüßen
    Marieke Fischer, Krankenhaussekr.
    Gemeindehospital, Maardam
     
    O verdammt, dachte er. Dann schaute er das Adressenfeld unten auf dem Bogen an, wählte die Nummer und wartete.
    Eine junge Frauenstimme antwortete. Höchstens fünfundzwanzig Jahre, entschied er. Wie seine eigene Tochter.
    »Dann komme ich also«, sagte er.
    »Entschuldigung, mit wem spreche ich?«, fragte die junge Frau.
    »Mit Kommissar Van Veeteren, natürlich. Ich habe Dickdarmkrebs
und den will Dr. Moewenroedhe wegschneiden, und...«
    »Einen Moment.«
    Er wartete. Sie meldete sich wieder zu Wort.
    »Am 5. Mai, ja. Dann ist das notiert. Bitte kommen Sie am Vortag, ich reserviere für Sie ein Bett auf Station 46 B. Haben Sie irgendwelche Fragen?«
    Tut es weh, dachte Van Veeteren. Werde ich überleben? Wie groß ist der Prozentsatz der Leute, die aus der Narkose nicht mehr aufwachen?
    »Nein«, sagte er. »Ich sage Bescheid, wenn ich mir die Sache anders überlege.«
    Er konnte aus ihrem Schweigen ihre Verwunderung heraushören.
    »Warum sollten Sie sich die Sache anders überlegen?«
    »Vielleicht, weil ich anderweitig zu tun habe. Man weiß doch nie.«
    Sie zögerte.
    »Machen Sie sich Sorgen wegen der Operation, Herr Van Veeteren?«
    »Sorgen? Ich?«
    Er versuchte zu lachen, hörte aber selber, dass er sich eher anhörte wie ein sterbender Hund. Er hatte eine gewisse Erfahrung mit sterbenden Hunden.
    »Na dann«, sagte sie freundlich. »Ich kann Ihnen zu Ihrer Beruhigung mitteilen, dass Dr. Moewenroedhe zu unseren tüchtigsten Chirurgen gehört, und im Grunde ist Ihr Fall ja auch nicht sonderlich kompliziert.«
    Nein, aber es ist mein
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