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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman
Autoren: H kan Nesser
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bisher nicht feststellen lassen, da der Mörder Kopf, Hände und Füße abgehackt hat ...«
    »Wissen Sie überhaupt mit Sicherheit, dass es sich um einen Mord handelt?«, fragte der Polizeichef. Reinhart seufzte.
    »Nein«, sagte er. »Es kann sich durchaus um einen ganz natürlichen Todesfall handeln. Um jemanden, der sich keine richtige Beerdigung leisten konnte. Das ist heutzutage ja nicht billig ... der Kopf und die anderen Teile sind vermutlich in Übereinstimmung mit den letzten Wünschen des Verblichenen von der Witwe der Forschung überlassen worden.«
    Van Veeteren räusperte sich.
    »Es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis wir die Todesursache festgestellt haben«, sagte er und klemmte sich einen Zahnstocher zwischen die unteren Vorderzähne. »Offenbar sind keine tödlichen Wunden zu entdecken ... aber meistens sterben die Leute ja, wenn man ihnen den Kopf abhackt.«
    »Meusse ist nicht gerade begeistert von dieser Leiche«, schaltete Reinhart sich ein. »Und das kann man ja fast verstehen. Der Tote hat auf jeden Fall während des ganzen Winters in diesem verfaulenden Teppich im Graben gelegen. Ist gefroren und wieder aufgetaut, gefroren und wieder
aufgetaut. Tiere haben auch ein wenig daran herumgenagt, aber offenbar hat er ihnen nicht besonders gut geschmeckt ... und leicht zu erreichen war er wohl auch nicht. Teilweise hat er unter Wasser gelegen ... was ihn ein wenig konserviert hat, sonst hätten wir nur noch das Skelett gefunden. Er sieht einfach grauenhaft aus, um das kurz zu sagen.«
    Hiller dachte nach.
    »Warum sind ... diese Körperteile abgehackt worden, was meinen wir?«
    Wir?, dachte Münster. Was meinen wir? Wie geht’s uns denn heute? Ist das hier ein Polizeipräsidium oder ein Krankenhaus? Oder vielleicht ein Tollhaus, wie Reinhart immer behauptet? Ab und zu war das schwer zu sagen.
    »Schwer zu sagen«, wiederholte Van Veeteren seinen Gedanken. »Wir haben es ja ab und zu mit Mördern zu tun, die ihre Opfer zerlegen, aber in diesem Fall sollte sicher die Identifikation erschwert werden.«
    »Und ihr habt keine Ahnung, wer der Mann sein könnte?«
    Van Veeteren schüttelte den Kopf.
    »Natürlich kämmen wir die Umgebung durch«, sagte Münster. »Das haben Sie ja selber angeordnet ... zwanzig Kollegen suchen schon seit gestern Nachmittag den Wald ab ... ja, natürlich nicht während der Nacht.«
    »Eigentlich unnötig«, erklärte Reinhart und zog die Pfeife aus der Jackentasche.
    »Du kannst rauchen, wenn wir fertig sind«, sagte der Polizeichef und schaute auf die Uhr. »Warum ist das unnötig?«
    Reinhart steckte die Pfeife wieder ein und faltete die Hände hinter seinem Nacken.
    »Weil sie nichts finden werden«, lautete seine Antwort. »Wenn ich jemanden umbringe und mir dann noch die Zeit nehme, um dem Toten Kopf, Hände und Füße abzuhacken, dann bin ich vermutlich nicht so verdammt blöd, dass ich die an derselben Stelle deponiere wie den Leichnam. Im
Grunde gibt es auf der ganzen Welt nur eine Stelle, wo wir garantiert nichts finden werden, und zwar die, an der wir suchen. Genial, das muss ich schon sagen.«
    »Alles klar«, fiel Hiller ihm ins Wort. »Der Kommissar war doch gestern nicht da, und deshalb dachte ich ...«
    »Na ja«, sagte Van Veeteren. »Es schadet ja nichts, den Fundort abzusuchen, aber ich glaube, wir hören heute Abend auf damit. Nicht viele Spuren überleben doch einen ganzen Winter, und wir können außerdem davon ausgehen, dass er nicht lebend dorthin gebracht worden ist.«
    Der Polizeichef war nicht überzeugt.
    »Wie werden wir die Ermittlungen anlegen?«, fragte er. »Ich habe nicht mehr viel Zeit ...«
    Van Veeteren mochte nichts überstürzen.
    »Tja«, sagte er. »Das müssen wir uns erst überlegen. Wie viel Mann willst du einsetzen?«
    »Da sind ja noch die, die sich mit diesem verdammten Überfall befassen«, sagte Hiller und erhob sich. »Und dieser Erpresser...«
    »Und die Rassisten«, sagte Reinhart.
    »Dieser Erpresser ...«, sagte Hiller.
    »Die Scheißrassisten«, sagte Reinhart.
    »O verdammt«, sagte Hiller. »Komm morgen früh als Erstes zu mir, W, dann sehen wir, wie die Lage ist. Ist Heinemann eigentlich noch immer krankgeschrieben?«
    »Kommt am Montag wieder«, sagte Münster.
    Er verschwieg, dass er eigentlich nach Heinemanns Rückkehr einige Tage Urlaub hatte nehmen wollen. Er ahnte schon, dass solche Wünsche im Moment nicht gern gesehen wären.
    »Na ja, dann müssen wir eben wie gehabt weitermachen«,
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