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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Stallungen des Gasthofs eingestellt hatte, von bester Qualität waren. Ob dieser Gast unter seinem Umhang und dem Wams eine Rüstung trug, vermochte ich nicht zu erkennen, jedoch lehnte neben ihm ein Langschwert an der Wand.
    Und natürlich die »Söldner« – um ihnen eine Bezeichnung zu geben, die vielleicht ein wenig zu schmeichelhaft war, aber erträglicher, als sie so zu bezeichnen, wie sie es wahrscheinlich verdienten: Briganten, Gesetzlose, Räuber, Mörder oder einfach nur Pack. Es gab neun von ihnen. Sie kamen zusammen, kurz nach Sonnenuntergang, aber ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich zusammengehörten. Vielleicht zwei kleine Gruppen, die sich auf dem Weg zum Gasthof zusammengefunden hatten und für die Dauer des Schneesturms Frieden schlossen. Oder aber eine Zusammenarbeit vereinbart hatten.
    Die eine Gruppe der Söldner bestand aus sechs hart gesottenen Gesellen, ihre Fellumhänge waren, wie der Rest von ihnen, völlig verdreckt. Es war deutlich zu erkennen, dass sie ihre Zeit selten unter Dächern verbrachten.
    Selbst im Gemisch der Gerüche, die einen Gastraum erfüllten, inmitten des Geruchs von Bier, Schnaps und nasser Wolle, des Rauchs vom Kamin und des Bratengeruchs aus der Küche, konnte ich sie riechen, ein bitterer Gestank nach altem Schweiß und Blut. Den ganzen Abend schon musterten sie die anderen Gäste, ließen ihre Blicke wieder und wieder über die Wachen der Händler und der Reisegesellschaft schweifen, wanderten scheinbar ziellos durch den Gasthof, achteten auf Treppen, Türen, Ein- und Ausgänge. Oder musterten gierig die schlanke Form des Schankmädchens.
    Die drei anderen Söldner waren vielleicht genau das, was sie zu sein schienen – gepflegter als die Sechsergruppe, trugen sie allesamt mit Stahlplättchen verstärkte Lederrüstungen und waren mit Dolch und Langschwert bewaffnet. Sie wirkten professionell und ruhig. Während die erste Gruppe immer lauter wurde und jeden im Raum aufforderte, über ihre anzüglichen Witze zu lachen, hielt sich diese Dreiergruppe zurück und leerte nur langsam, wenn auch stetig ihre Becher.
    Der Gasthof verfügte über nur wenige Zimmer: zwei Einzelzimmer, zwei, die mit sechs Betten ausgestattet waren, sowie zwei größere Schlafsäle unter dem Dachfirst. Andere Gäste waren eingeladen, im Heu über den Stallungen zu übernachten. Bedachte man, wie kalt es wahrscheinlich werden würde, war der Stall keine schlechte Wahl. Es gab weit mehr Vieh als Menschen, und die Stallungen waren zum Bersten voll. Die Körperwärme des Viehs würde sicher vor dem Erfrieren schützen.
    Ich besaß eines der beiden Einzelzimmer und wusste, dass alle Räume belegt waren. Die feine Reisegesellschaft hatte auch schon kein Zimmer mehr bekommen, und der Mann hatte so lange lautstark protestiert, dass wir alle erleichtert waren, als er sich endlich entschloss, sich hinzusetzen und ruhig zu sein.
    Aus alldem folgte, dass die Sera im Stall schlafen konnte oder im Gemeinschaftsraum.
    Die Gesellschaft war jedenfalls nicht die, welche ich mir gewünscht hätte, um eingeschneit zu werden.
    Zum Gasthof selbst gehörte der Wirt, jemand in der Küche, den oder die ich nur mit den Töpfen hantieren hörte, ein Stallbursche, der wahrscheinlich mit der Menge an Vieh überfordert war, drei Schankmädchen im Alter zwischen fünfzehn und zwanzig Jahren, jung, schlank und nicht schlecht anzuschauen. Auch alte Augen konnten sich an anmutigen Bewegungen erfreuen. Die Männer sahen ihnen nach, aber bei den meisten im Raum machte mir das weniger Sorgen. Kopfzerbrechen bereitete mir, dass auch der Blick manch eines Söldners auf diesen weiblichen Rundungen lag, der von dem Verlangen sprach, sich zu nehmen, was ihm gefiel.
    Da der Gasthof weit entfernt von jeder Siedlung lag, war es nicht verwunderlich, dass der Wirt auch zwei junge, kräftige Knechte beschäftigte, die die grobe Arbeit leisteten. Sie trugen kurze, mit Leder umwickelte Knüppel an ihrer Seite. Das mochte vielleicht reichen, um einem Betrunkenen Benehmen beizubringen, gegen die neun Söldner hatten sie wohl kaum eine Chance.
    Ich wandte mich wieder der Sera Maestra zu.
    »Ihr habt keinen geeigneten Zeitpunkt gewählt, um diesen Ort aufzusuchen.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch, fahl wie der Rest von ihr, aber dennoch markant. Ihre Augen hatten den rötlichen Schimmer verloren, vielleicht war es nur meine Einbildung oder der Widerschein des Feuers in einem der Kamine gewesen. Nun jedoch waren sie violett, eine
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