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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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kämen. Aber sie kamen nie.«
    »Und hätte der Graf einen Kundschafter geschickt, wäre ihm klar geworden, dass er gut die Hälfte der Getreuen hätte retten können. Aber so saß er in seinem perlenbestickten Zelt auf seinem Hintern und wartete einfach ab.«
    Meine Stimme klang bitter. Aber der Groll war lediglich ein Echo, ein Schatten vergangener Tage. Schwach, wie ich es war. »Ich bin alt. Dies hat Ser Roderic gemein mit mir. Er müsste sechzig sein oder älter. Selbst wenn ich er wäre, wie könnte ein alter Mann einer Sera Maestra von Nutzen sein? Nicht nur, dass Ihr Steinherz tragt, Ihr seid auch gebildet im Umgang mit der Magie. Was könnte Ser Roderic für Euch tun, das Ihr nicht selbst vermögt?«
    Ich drehte meine Hand vor ihren Augen.
    »Ser Roderic ist weitaus älter, als Ihr es seid. Und was ich von ihm möchte, ist sein Rat.«
    »Ich kann Euch den Rat geben, ihn zu vergessen. Ser Roderic ist in jenem Pass gestorben.«
    »Wollt Ihr nicht wissen, warum ich seinen Rat benötige?«
    Ich zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck aus meinem Kelch. Schließlich hatte ich den Wein bezahlt. Ich war angenehm überrascht. Man konnte ihn sogar trinken.
    »Nicht wirklich. In wenigen Jahren wird mich nichts mehr interessieren. Vielleicht sind es nur Monate. Lange bin ich gewiss nicht mehr von dieser Welt.«
    »Die Stadt Kelar fiel letzten Monat an das Imperium von Thalak.«
    Kelar. Ich erinnerte mich an die hohen Mauern, die Lagerhäuser und die Speicher. Ihre Worte überraschten mich. Vor zweihundertneunzig Jahren war Kelar für fast zwanzig Jahre belagert worden, ohne zu fallen. Früher hätte mich das alles interessiert, aber heute …
    »Die Belagerung dauerte nun schon acht Jahre. Es war abzusehen.«
    Sie blickte auf. »Habt Ihr denn kein Mitleid?«
    »Wofür? Krieg ist Krieg.« Der Vorteil des Alters war, dass man solche Dinge sagen konnte, ohne sich dabei idiotisch anzuhören.
    »Der Imperator ließ die Stadt schleifen. Jedes Kind, jede Frau und jeder Mann wurde hingerichtet. Und Melbaas, Angil und Jatzka ergaben sich, aus Furcht, das gleiche Schicksal könnte sie ereilen.«
    »Melbaas ergab sich?« Das war eine weitere Überraschung. Eine unangenehme. Die Stadt galt als uneinnehmbar. Mit dem Hafen im Rücken hätte sie unbegrenzt aushalten können.
    »Thalak hat dunkle Magie verwendet, um Kelar zu befrieden. Die Nachricht sagt, dass er seine eigenen toten Soldaten mit Katapulten über die Mauern der Stadt werfen ließ, um sie in der Nacht wieder zum Leben zu erwecken.«
    »Eindrucksvoll. Und kreativ.«
    Sie warf mir einen strafenden Blick zu. »Nach dem Fall von Kelar kapitulierte das Königreich Jasfar vollständig und sandte den Prinzen als Unterpfand nach Thalak.«
    Ich seufzte. Jetzt wusste ich, wohin das führen sollte. Ich nickte langsam. »So steht kaum noch etwas zwischen unserem Reich und dem seinen. Unsere schöne Prinzessin wird ihr blondes Haupt vor dem Imperator beugen müssen. Das Schicksal gekrönter Häupter. Mal kniet man vor ihnen, mal müssen sie knien.«
    Sie schlug mit der geballten Faust auf den Tisch, und gerade noch verhinderte ich, dass mein Becher umfiel. Er war noch fast voll, und vom vielen Reden bekam ich Durst. Ich trank einen Schluck, bevor der gute Wein sinnlos auf dem Tisch endete.
    »Ser, wie könnt Ihr so etwas sagen! Es ist unsere Königin!«
    Ich hob mahnend den Finger. »Nicht mein Land, nicht meine Königin. Ich stamme aus Letasan.«
    »Ser Roderic …«
    Ich unterbrach sie erneut. Schlechte Manieren, jawohl, ein weiterer Vorteil des Alters. Außerdem hatte ich nichts zu verlieren, selbst wenn sie mich in einen Igel verwandelte. Wen interessierte das schon?
    »Ich bin nicht Ser Roderic.« Ich beobachtete meine Hand, wie sie einen Finger in den Rotwein tunkte und ein Dreieck auf den Tisch zeichnete. Fasziniert sah ich zu, wie meine Hand eine kleine Geste machte und das Dreieck aufglühte. Der Geruch von brennendem Holz stieg auf. »Bei der Dreieinigkeit, ich bin nicht Ser Roderic.«
    Eine weitere kleine Geste, und das Leuchten hörte auf, übrig blieb ein perfektes Dreieck, ins Holz gebrannt. Überraschend, woran man sich so alles erinnern konnte, wenn man nicht aufpasste.
    Als ich wieder zu ihr aufblickte, sah ich das Verstehen in ihren Augen und die Niederlage. Von Ser Roderic war bekannt, dass er nicht einmal eine Kerze mit Magie entzünden konnte. Er war ein Krieger, ein famoser Kämpfer, aber ohne magisches Talent. Meine Stimme wurde leiser,
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