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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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unvergleichliche Farbe. In der Zeit, in der ich die Leute im Gastraum gemustert hatte, hatte sie sich wieder gefangen. Hatte sie zuvor zugleich traurig, erbost und frustriert gewirkt, schien sie sich jetzt zu amüsieren. Vielleicht über mich.
    »Ihr fürchtet um meine Sicherheit?«
    Ich sah sie an. »Ich weiß, dass Ihr eine Maestra seid. Ihr habt es lauthals verkündet, als Ihr den Raum betratet. Meine alten Ohren sind noch im Stande, Worte zu hören, wenn man sie nur laut genug proklamiert. Aber Ihr habt damit zugleich eine Herausforderung ausgesprochen. Manche Menschen sehen nur das Äußere. Und erliegen vielleicht der Verlockung, ohne sich über den Preis Gedanken zu machen. Und auch Ihr benötigt Euren Schlaf.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    Ich seufzte. »Ich werde den Wirt anweisen, ein weiteres Bett in meinen Raum zu stellen.«
    »Und bietet mir so galant Euren Schutz für die Nacht an?« Sie lachte. »Wärt Ihr ein anderer, würde ich Euch unlautere Absichten unterstellen.«
    »Wenn Ihr unlautere Absichten wollt, dann wendet Euch an die Söldner.« Sie drehte sich in ihrem Sitz um. Die Unterhaltung der Sechsergruppe war leiser geworden, sie sprachen untereinander, aber immer wieder warfen sie Blicke auf die Schankmädchen, die mittlerweile vorsichtig waren, wenn sie an diesem Tisch bedienten. Diese Söldner, oder eher doch Briganten, erinnerten mich an ein Rudel Wölfe, welches sich überlegt, wie es am besten ein Reh aus der Herde löst.
    Einer der Söldner, der Anführer, bemerkte den Blick der Maestra und musterte sie unverfroren; ein breites, gehässiges Lächeln entstand auf seinen Lippen und zeigte kräftige grauweiße Zähne wie die eines Raubtiers. Dieser Anblick war eher zu ertragen als das Lachen einiger seiner Kumpane, dort sah man auch den einen oder anderen geschwärzten Zahnstumpf. Zahnschmerzen führten nicht zu einem ruhigen Gemüt.
    Sie reagierte nicht auf den Blick, ließ den ihren weiter über den Raum schweifen, vernahm wohl dasselbe wie ich und wandte sich wieder mir zu.
    »Ich sehe, was Ihr meint. Aber ich sehe auch insgesamt elf Wachen.« Auch sie rechnete die Knechte des Gasthofs nicht hinzu.
    Ich nickte. »Vielleicht ist der eine oder andere Gast ebenfalls bereit, mit kaltem Stahl sein Leben zu verteidigen. Also sagen wir, dass es vielleicht fünfzehn wehrhafte Personen gibt. Sollten unsere Freunde hier etwas planen, wären sie in der Unterzahl. Ist es das, was Ihr denkt?«
    »So in etwa. Ich habe keine große Sorge. Ich bin gut ausgebildet in der Kunst des Schwertkampfs, und Steinherz wird mir beistehen.« Sie sah zu ihrem Schwert herüber. Die Rubine, die die Augen des Drachenkopfs bildeten, musterten mich spöttisch.
    »Ein Bannschwert vermag viel. Aber es soll schon Gelegenheiten gegeben haben, bei denen auch ein Schwertgebundener verstarb, obwohl er die Klinge in seiner Hand hielt«, sagte ich trocken.
    Es hieß, dass die Seelen derer, die ein solches Schwert vorher geführt hatten, in der Klinge ihre letzte Ruhe fanden und so den Fähigkeiten des Schwerts immer wieder neue hinzufügten.
    »Gefällt Euch der Gedanke, Euch zu den anderen in der Klinge zu gesellen, wenn Eure Zeit gekommen ist?«, fragte ich sie.
    »Nein. Aber es hat mich angenommen, und wäre Steinherz nicht gewesen, wäre meine Seele bereits verloren. Aber ich glaube nicht daran, dass die Seele selbst gebannt wird. Vielleicht das, was die Seele nicht mehr braucht, wenn sie die Hallen der Götter betritt: Wissen, Erfahrungen und anderes.«
    Ich nickte. »Vielleicht ist es so. Ich stelle es mir jedenfalls nicht besonders angenehm vor, den Rest der Weltenzeit in ein Stück kalten Stahl gebannt zu verbringen.«
    »Es muss nicht so kommen«, sagte sie mit einem Lächeln. »Bevor ich sterbe, muss ich es nur loslassen.«
    »Ja, so sagt man«, entgegnete ich ihr. »Ich frage mich nur, ob dies auch möglich ist. Vielleicht, wenn man im Bett getötet wird, aber allzu oft sterben die Träger dieser Schwerter in ihren Stiefeln, mit dem Schwert in der Hand.«
    »Ich habe vorerst nicht die Absicht zu sterben«, antwortete sie. Ihr Blick war bedeutungsschwer. Entweder weil sie eine Maestra war und die Meister der Magie oft ein unnatürlich langes Leben führten, oder weil sie auf ihre Abstammung anspielte. Sollte sie Elfenblut in sich tragen – wenn ich sie ansah, erschien mir das als wahrscheinlich –, dann zählte sie die Jahre wie ein Mensch die Wochen.
    Vielleicht traf beides zu.
    Jedenfalls sagte mir ihr Blick, dass
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