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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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sie wirklich nicht glaubte, sie könne sterben. Maestra oder Elfenblut, eine Spanne kalten Stahls durch das Herz durchtrennte jeden Lebensfaden. Eine bittere Lektion, die sie noch lernen musste.
    »Wie dem auch sei, ich nehme Euer Angebot an.« Sie beugte sich etwas vor, und ich roch sie. Die Wolle des Umhangs, das Leder ihrer Weste, den Schnee, ihr Pferd und sie – und einen fernen Duft von Rosen. Parfüm. Wie lange war es her, dass ich mich in Gesellschaft bewegt hatte, die Parfüm verwendete? Ich wollte nicht daran denken.
    Mein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, der zarten, schimmernden Haut, den überraschend schwarzen Wimpern, den violetten Augen, die in einem Ton schimmerten, den ich nie zuvor gesehen hatte. Ihre Nase war scharf, aber doch fein gezeichnet; ich beobachtete fasziniert, wie ihre Nasenflügel bebten, folgte der Spur ihres Pulses an ihrem Hals und rief mich zur Ordnung. Ich dachte, ich wäre gegen die Versuchung durch die Weiblichkeit mittlerweile gefeit, aber sie hatte mich ergriffen.
    Als sie mir ihre Geschichte erzählt hatte, überfiel mich eine ungeheuerliche Vermutung, und auch jetzt suchte ich in ihren Zügen nach einem Hinweis, aber dann schüttelte ich den Kopf.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts. Ein dummer Gedanke. Sagt, wie kommt es, dass Ihr es seid, die auf diese gefährliche Mission geschickt wurde?«
    »Niemand schickte mich«, informierte sie mich. »Ich bot meine Dienste freiwillig an. Die Königin hat nur wenige Getreue, deren Loyalität ihr und der Krone gegenüber ohne Zweifel ist. Gebunden an Steinherz, als Meister der Magie und ausgebildet in der Kunst des Kampfes, der Strategie und der Diplomatie, denke ich, dass ich ein geeigneter Bote ihrer Worte bin.«
    »Ich nehme an, Ihr kennt die Königin gut?«, fragte ich, wider Willen neugierig. »Wie ist sie, die Königin von Illian?«
    »Krank und ans Bett gefesselt, schon seit langem«, seufzte die Sera. Ihr Blick ruhte nun in der Ferne, sah vielleicht die alte Kronburg und die königliche Kammer darin. »Aber ihr Geist ist von bewundernswerter Schärfe und ihr Wille ungebrochen.« Sie legte die Hände um ihren Becher und drückte so fest zu, dass die Knöchel bleich hervorstanden. »Man sagt, das Volk liebt sie wegen ihrer Weisheit. Trüge man sie auf einer Bahre in die Schlacht, ein jeder würde ihr folgen. Sieht man sie, so ist man beeindruckt von der Willensstärke, die in ihren Augen lodert wie eine Flamme.«
    »Also wurde ihre Verletzung nie geheilt?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist wohl so, dass eine Verletzung des Rückgrats auch mit Magie nur schwer heilbar ist. Ich bin in der Kunst der Heilung nicht besonders bewandert, es scheint aber so, als gäbe es eine Verbindung zwischen dem, was man in Händen und Beinen fühlt, und dem Kopf, wo der Verstand sitzt, der die Glieder lenkt. Diese Verbindung läuft durch das Rückgrat.«
    Ich nickte. Das war mir bekannt. Ein Hieb dorthin, und ein Gegner stand selten wieder auf.
    »Als sie damals als Prinzessin von den Zinnen stürzte, war es ein Wunder, dass sie überhaupt überlebte. Aber ihr Rückgrat brach und trennte dabei wohl jene Verbindung, einem Schwertstreich gleich.«
    Ich konnte fast ihre Gedanken lesen. »Es war nicht minder heimtückisch. Konnte man den Täter jemals fassen?«
    Sie funkelte mich an, dann holte sie tief Luft. Unwillkürlich folgten meine Augen der Bewegung ihrer Brüste, woraufhin ihr Gesichtsausdruck spöttisch wurde. Ich beeilte mich wegzuschauen.
    »Nein. Der Täter wurde niemals gefunden. Fünf kommen infrage, das weiß sie, aber alle fünf sind über jeden Verdacht erhaben und zu wichtig, um einfach so einer Befragung unterzogen zu werden.«
    »Kann nicht auch die Magie Wahrheit von Lüge unterscheiden?«, fragte ich unschuldig.
    »Kann sie. Wenn gewisse Umstände gegeben sind.« Sie klang frustriert. »Meint Ihr nicht, dass wir auf diesen Gedanken nicht auch schon gekommen wären? Aber allein die Aufforderung, sich im Tempel des Boron einer Befragung durch einen Priester oder mich zu unterziehen, grenzt an eine Beleidigung.«
    »Man sollte meinen, dass die vier, die unschuldig sind, einer solchen Befragung zustimmen würden, allein, um des Täters habhaft zu werden.«
    »Sollte man meinen, ja.« Sie sah wieder in die Ferne, und ihr Gesicht verriet die Verachtung, die sie empfand. »Aber aus irgendwelchen Gründen scheinen sie es anders zu sehen. Vielleicht sind sie ja alle daran beteiligt, vielleicht war es eine Verschwörung.
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