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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen
Autoren: dtv
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aus. Der Mann kam näher, schnappte sich die Kassette und steckte sie in seine Jackentasche. Dabei fixierte Erik die ganze Zeit den Finger des Mannes auf dem Abzug.
    Er würde sie töten. Alle beide.
    Plötzlich schnellte Katja vor und warf sich auf den Mann. Ein Schuss ging los – aber die Kugel schlug irgendwo im Freien ein. Erik versuchte wütend, dem Amerikaner die Waffe aus der Hand zu schlagen. Katja kam ihm zu Hilfe, umfasste die Pistole, aus der ein weiterer Schuss fiel. Die Kugel jagte nur wenige Zentimeter an Eriks Kopf vorbei.
    |495| Mit beiden Händen drehte Katja die Pistole zum Himmel, doch plötzlich schlug ihr der Mann mit der freien Hand so heftig in den Magen, dass sie sich zusammenkrümmte. Endlich bekam Erik die Hand mit der Waffe zu fassen und trat dem Mann so fest er konnte mit dem Knie zwischen die Beine, während Katja dem Amerikaner ihre Finger in die Augenhöhlen drückte.
    Aber der Mann ließ nicht los. Auf einmal befreite er sich mit einem kräftigen Ruck und es löste sich ein weiterer Schuss.
    Katja schrie auf. Erik blickte erschrocken zu seiner Frau. Dann sah er, wie der Amerikaner zu Boden sank. Rasch färbte sich seine Jacke blutrot.
    Einen Moment lang war es still. Erik streckte sich nach der Pistole, die auf dem Boden lag. Da machte der Amerikaner eine blitzschnelle Bewegung und schnappt sich seine Pistole. Er rappelte sich ächzend auf und tastete mit der freien Hand nach der Kassette, die ihm aus der Jackentasche gerutscht war.
    Erik starrte den Mann an, dann ging er auf ihn zu, ohne auf die Waffe zu achten.
    »Bleib, wo du bist!«, keuchte der Amerikaner.
    Erik blieb stehen.
    Der Mann richtete die Pistole auf ihn. Intuitiv hob Erik die Hände und schaute dabei auf die Hand des Mannes, die die Waffe umklammert hielt . . . Erik versuchte zu verstehen, dass dies sein letzter . . .
    Ein Schuss ertönte. Katja schrie auf.
    Erik rechnete damit, zu spüren, wie die Kugel in seinem Körper einschlug – aber nichts geschah. Sein Blick fiel auf das Einschussloch im Schädel des Amerikaners, der kraftlos zusammenbrach.
    Erik traute seinen Augen nicht. Langsam drehte er sich zu dem leeren Grundstück um, von wo der Schuss gekommen war. Aus dem Gebüsch tauchte ein Mann von etwa fünfzig Jahren auf. Er hielt ein Gewehr in der Hand – und Erik erkannte ihn sofort. Es war der Mann, der in Helsinki in die Wohnung seines Vaters eingedrungen war.
    |496| Noch bevor Erik einen klaren Gedanken fassen konnte, stürzte Katja in seine Arme. Zusammen sahen sie zu, wie der Mann neben dem Amerikaner in die Hocke ging, die Kassette nahm und in die Richtung davonging, aus der er gekommen war.
    Erik und Katja sahen sich an. Lange. Sie wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten.
    Eine Weile nachdem der Mann verschwunden war, hörte man, wie ein Auto angelassen wurde. Erik wollte schon losrennen, aber Katja hielt ihn am Arm fest.
    »Ich sehe nur nach, was es für ein Auto ist . . .«, sagte Erik.
    »Nein, das tust du nicht«, entgegnete Katja entschieden. »Unser Bedarf an Informationen in dieser . . . dieser . . .«
    Erik schloss die Augen und drückte Katja an sich. Ihm war schwindlig, aber er achtete nicht darauf. Eng umschlungen standen sie da und hörten nur auf den Atem und den Herzschlag des anderen. Erik sah vor seinem inneren Auge noch einmal das Bild seiner Mutter, wie sie auf den grünen Lieferwagen zuging und lächelte. Das Lächeln seiner Mutter . . .
    »Sind die Kinder in Gefahr?«, fragte Katja plötzlich. Erik spürte, wie sich die Muskeln seiner Frau anspannten. »Wie weit wird der Fallout . . .«
    »Nein. Ich glaube nicht, dass sie in Gefahr sind. Du hast doch gehört, was sie im Radio gesagt haben. Aber komm, wir bringen sie sicherheitshalber sofort aus London weg, am besten zu Johanna nach Lewis.«
    Katja suchte in ihrer Tasche nach dem Handy. »Ich muss die Kinder anrufen.«
    Erik wischte sich die Haare von der schmutzigen Stirn und ging zum Van des Amerikaners. Er sah nach, ob der Schlüssel steckte. Der Wagen begann ihn zu interessieren. War dies das Fahrzeug eines amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters?
    »Ich habe eine Nachricht auf der Mailbox«, sagte Katja. »Sie ist bestimmt von den Kindern . . .«
    Erik öffnete das Handschuhfach. Leer. Er ging zur Heckklappe und machte sie auf. Aus einer Eingebung heraus öffnete er auch |497| den in den Kofferraumboden eingelassenen Deckel. Der Raum darunter war mit einer Wolldecke ausgelegt. Darauf stand eine schwarze Tasche. Die
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