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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen
Autoren: dtv
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sah in den Rückspiegel. Die Narvas saßen blass auf dem Rücksitz und hielten sich fest umschlungen.
    »Wo bringen Sie uns hin?«, fragte die Frau, als sie seinen Blick bemerkte. »Wir müssen zu unseren Kindern . . .«
    »Ruhe«, fuhr Branson sie an und drehte das Radio lauter.
    ». . . ist Chaos ausgebrochen. Nach ersten Mitteilungen der Polizei fand die Explosion in einer Tiefgarage statt. Den am Explosionsort vorgenommenen Messungen zufolge handelt es sich um eine radiologische Bombe beziehungsweise um eine so genannte schmutzige Bombe, weshalb . . .«
    Branson schien sich auf die Nachrichten zu konzentrieren, in Wahrheit aber bereitete der unmissverständliche Befehl seines Vorgesetzten ihm großes Kopfzerbrechen. Er ließ keinen Spielraum für Interpretationen. Solche Befehle waren leicht zu erteilen, aber sie auszuführen war etwas ganz anderes. Zumal allein, ohne jede Unterstützung.
    Dennoch wollte Branson lieber die Verantwortung für diese Sache übernehmen als in Stones Haut zu stecken.
     
    |492| Rashid zog die Latexhandschuhe an. Auf dem Kopf trug er eine enge Schwimmhaube, deren Rand nicht ein Haar durchließ.
    Das Radio lief.
    ». . . werden im Umkreis von einem Kilometer um den Explosionsort evakuiert. Unter anderem werden der Buckingham Palast, Victoria Station und Trafalgar Square geräumt. Es handelt sich um die größte Evakuierungsmaßnahme, die es zu Friedenszeiten in London gegeben hat. Vor Ort werden Zelte aufgestellt, in denen alle Personen, die sich im Umkreis von dreihundert Metern von der Explosion befunden haben, entkleidet und mit Wasser abgespritzt werden . . .«
    Der kleine Drucker spuckte das Foto aus, das sie von Malek gemacht hatten. Das dazugehörige Schreiben war bereits ausgedruckt.
    Rashid steckte Schreiben und Foto in das Kuvert, das er zuvor mit der Adresse der Nachrichtenagentur Reuters in Canary Wharf bedruckt hatte. Abid würde den Brief an Ort und Stelle abliefern.
     
    Erik beobachtete aufmerksam den Fahrer, der nun die Geschwindigkeit reduzierte und den Blinker setzte. Das Auto bog in eine schmale, schäbige Gasse in Walworth ein.
    »Einer gerade eingetroffenen Meldung zufolge wird die Regierung in einer Stunde an einem geheimen Evakuierungsort außerhalb von London zusammenkommen . . .«
    Der Van hielt vor einem alten, verlassenen Lagergebäude. Nach dem Hexenkessel Whitehall waren sie nun von vollkommener Stille umgeben.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Erik misstrauisch.
    »Raus!«, befahl der Amerikaner barsch.
    Erik warf einen Blick auf Katja und spürte, wie die Panik von seinen Gedanken Besitz ergriff. Nicht schon wieder, nicht auch Katja.
    Erik stieg aus und blieb vor einer mit Moos überzogenen Backsteinwand stehen. Der Hof grenzte an der anderen Seite an ein |493| leeres Grundstück mit wildem Gestrüpp, auf dem Autowracks gestapelt waren. Katja trat neben Erik und nahm seine Hand.
    »Wir hauen ab«, sagte Erik auf Finnisch. »Lass uns in verschiedene Richtungen laufen . . .«
    »Maul halten«, sagte der Amerikaner, ohne die Stimme zu erheben, zwei Meter neben dem Van. Es war auch ganz unnötig zu schreien, denn mehr als Worte sagte die Waffe, die er in der Hand hielt. Seine ganze Haltung strahlte Hektik und Nervosität aus.
    Ohne Katjas Hand loszulassen, trat Erik schützend vor seine Frau.
    »Bleib hinter mir«, sagte er auf Finnisch. »Wir müssen . . .«
    »Halt endlich die Schnauze«, fuhr der Mann ihn an. »Wo ist die Kassette?«, fragte er und richtete den Lauf der Waffe auf Erik.
    Die Frage kam so überraschend, dass Erik einen Moment brauchte, bis er begriff, was der Mann überhaupt meinte: Die Kassette, die sein Vater besprochen hatte. Wie konnte der Amerikaner davon wissen?

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    »Antworte! Wo ist die Kassette?«
    Erik hustete. Seine Gedanken tobten wild durcheinander. War der Mann wirklich von der CIA? Was wollte er mit dieser Kassette? Ging es um die Informationen über das Uran?
    »Ich weiß es nicht. Sie ist . . . irgendwo . . .«
    Plötzlich richtete der Mann die Waffe auf Katja. »Deine Frau stirbt in drei Sekunden, wenn du mir nicht sagst, wo die Kassette ist.«
    Erik holte tief Luft. »Legen Sie die Waffe weg. Ich habe die Kassette. Sie ist in meiner Tasche.«
    Der Mann wirkte misstrauisch.
    »Soll ich sie herausholen?«, fragte Erik.
    »Aber vorsichtig. Und ganz langsam.«
    Erik hielt den Blick auf den Amerikaner gerichtet und schob seine zitternde Hand in die Brusttasche.
    »Gib sie her«, sagte der Amerikaner.
    Erik streckte die Hand
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