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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Schuhe vergessen. Das war auf jeden Fall ein teurer Beischlaf gewesen, und er fragte sich, ob die Kleine das wert gewesen war.
    Nun musste er Danain finden. Der saß bestimmt wieder in einem Wirtshaus oder betrog dumme Händler beim gezinkten Spiel. Vielleicht kam dabei genug Münze für ein neues Paar herum, aus gutem Leder und mit kräftiger Sohle. Die konnte er brauchen.
    Als er sicher war, dass der fette Bauer ihm nicht folgte, verfiel Calder in einen gemütlicheren Laufschritt und saugte frische Luft in seine Lungen. Es hatte ganz schön gestunken in dem Stall.
    Eine Magd kreuzte seinen Weg, nicht gerade jung, sicher schon über zwanzig. Sie schaute weg, doch als er pfiff, schenkte sie ihm einen verschämten Blick. Ein rundes
Gesicht, gesunde Wangen, kleine Äuglein wie ein Ferkel. Calder fragte sich sogleich, ob er sie wohl quieken machen könnte wie ein Schwein, wenn er sie stieß.
    Danain konnte er auch später noch suchen.
     
    Die Zeit der Leiden war vorbei, weil den Göttern die Lust an Streit und Tod vergangen war. Alle Varianten waren ausgespielt, alle Gewinne verteilt. Sieger und Verlierer standen fest, vielleicht zum ersten Mal.
    Zur Gnade gehörte, dass Brunhilde ihre Augen wiederbekam und den straffen Körper wie einst, als sie Island regierte. Bis zu den Knien stand sie im Schnee auf der höchsten Bergspitze des Reiches und schaute glücklich darauf hinunter. Ein Fellumhang bedeckte ihre Schultern, den weichen Pelz nach innen gewendet, und sanft spielte der kalte Wind mit ihren kräftigen Haaren.
    Siegfried stand neben ihr, die Beine in Leder, den Oberkörper in einem prächtigen Wams mit dem Wappen seiner Heimat Xanten. Auch er war wieder jung und mit strahlenden Augen. Keine Narbe verunstaltete seinen athletischen Körper, und die breiten Schultern spannten sich bei jedem Atemzug.
    »Es ist, wie es sein soll«, sagte Brunhilde. »Frieden.« Siegfried nickte. »Wer hätte gedacht, dass es so lange dauern würde und so viel Schmerz erfordern?«
    »Noch tausend Jahre hätte ich gekämpft, um zu bekommen, was mir zusteht«, entgegnete die schöne ehemalige Königin. »Tausend Jahre, dich an meiner Seite zu haben.«
    Er legte seinen Arm um ihre Hüfte, wie es Menschen taten, die einander ihre Liebe nicht mehr beweisen mussten. »Wir waren Kinder nur, als wir im Wald uns trafen. Wie konntest du es wissen? Wie konntest du wissen, dass wir
nicht für ein Leben gedacht sind, sondern für die Ewigkeit?«
    »Ich habe es immer gewusst«, antwortete Brunhilde. »Schon bevor ich dich kannte. Als wir uns zum ersten Mal gegenüberstanden, wurde ich nur daran erinnert.«
    Siegfried küsste ihr sacht die Schläfe. »Für jeden Irrweg, der mich von dir führte, werde ich um Verzeihung bitten, bis keine Sonne mehr einen Morgen sieht.«
    Sie streckte ihm die Lippen entgegen. »Mein Krieger.«
    Er beugte sich zu ihr. »Meine Königin.«
    Und aneinander wurden sie zu ewigem Eis, vereint im perfekten Kuss.

Epilog
    Ein neues Spiel zu anderer Zeit

    Es war nicht schwer gewesen, das Schwert zu finden. Wo Menschen Wochen gebraucht hätten, sprang Regin einfach aus dem kleinen Boot und ließ sich von seinem Gespür leiten. Er konnte seinem Körper verbieten zu atmen und ohne weiteres Stunden unter Wasser bleiben. Die Strömung der Nordmeere zerrte an seinem Leib, schob ihn hin und her, aber es störte ihn nicht. Zielstrebig schaufelten ihn seine runzeligen Hände auf den Meeresgrund zu. Er blickte sich lange um, ohne dass das Salzwasser in seinen Augen brannte.
    Da lag es!
    Nothung. Fische schienen es zu umkreisen, und Sandkörner tanzten zu seiner Ehre auf glattem Stein. Keine Algen wagten sich daran. Es war mehr Licht, als in dieser Tiefe hätte sein dürfen. Der Ozean hatte dem Schwert einen bescheidenen Altar errichtet.
    Regin griff danach, doch bevor seine Hände das Heft packen konnten, bohrten sich verwachsene, schuppige Arme aus dem Meeresboden, packten ihn am Gelenk und umschlangen die Klinge wie starkes Wurzelwerk. Entweder
respektierten die Götter Sigfinns Wunsch nach Frieden für das Schwert - oder böse Mächte trachteten danach, es für sich selbst zu haben. Regin entschied sich, Letzteres zu glauben, und zog einen Dolch aus dem Gürtel, mit dem er auf die wild schlingernden Arme einstach. Es war ein so wütender wie ausdauernder Kampf, der Stunden brauchte und dessen Ausgang lange ungewiss blieb. Doch die Zähigkeit des Nibelungen obsiegte, und endlich konnte er Nothung an sich nehmen. Ohne die geringste
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