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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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aus dem Ring und warf das Gold achtlos beiseite. »Es gehört nicht hierher.«
    Als das Amulett weich aus der Glut kam und willig auf dem Amboss lag, wandte sich Brunhilde noch einmal an Brynja und Sigfinn. »In stillem Gespräch mit den Göttern habe ich für euch verhandelt. Jeder Schlag des Hammers bringt euch näher in die Wirklichkeit. Wenn ihr wollt, reist ihr damit auch ein letztes Mal durch diese Welt. Nehmt Abschied.«
    Sie nickten, und Regin hob den Hammer. »Nun denn.«
    Es war kein wuchtiger Schlag, nur ein sanftes Klopfen auf das Gold.
     
    Ein Regenbogen zog Brynja durch das Land. Island, Dänemark, Wenden, Burant - alles huschte unter ihren Füßen vorbei, ohne dass sie einen Windhauch in den Haaren spürte. Als würde nicht sie sich bewegen, sondern die Erdenscheibe unter ihr.
    Sie fand sich zuerst in Wenden wieder, in mildem Frühlingslicht. Im Schatten der kleinen Grenzfeste stand sie vor Laertes’ Grabmal. Sie legte die Hand auf den Stein, der weder kalt noch warm war. Es versetzte ihr einen Stich, dem treuen Grenzherrn vielleicht Unrecht getan zu haben - aber war er nicht im Glück gestorben, ihr eine Tochter gegeben zu haben? Sie küsste ihre Fingerspitzen und berührte seinen Namen, der in Latein eingemeißelt war. »Guter Laertes, gutes Land Wenden. Ich kam, um euch für
mich zu nutzen, und lernte doch, euch in Freundschaft zu lieben.«
    Ein Klopfen ertönte am Himmel wie ein Glockenklang.
    Kaum ein Wimpernschlag, und Brynja war in dem Lager nahe der Grenze, in dem man sie gedemütigt hatte. Zu ihrer Überraschung war es nun ein Hof, ehrlich betrieben von fleißigen Frauen, die das Gemüse auf den Märkten der Umgebung feilboten. Wo die Horden-Krieger gelebt hatten, fand Brynja sauber gehaltene Stuben. Die Arbeit war nicht mehr mit Sklaverei verbunden, und es wurde bei der Ernte gesungen. Die Fürstin sah es mit Freude.
    »Byrin?«, kam eine Stimme, und Brynja war überrascht, dass jemand sie sehen konnte.
    Es war Rahel. Sie hatte die Idee gehabt, aus dem Lager einen anständigen Hof zu machen, und dafür die Frauen um sich geschart, die nach der Befreiung keinen Weg wussten. Auf ihrer vernarbten Haut glänzte Schweiß.
    »Rahel«, sagte Brynja. »Ein letztes Mal, Rahel. Nenne mich bitte Brynja. Ich kann nicht gehen, ohne dass du meinen wahren Namen sagst.«
    »Ich kam nie dazu, mich zu bedanken«, sagte Rahel und streckte die Hand nach ihr aus. »Bry… Brynja.«
    »Es gibt nichts zu danken«, entgegnete die Fürstin und lächelte sanft. »Deine Freundschaft ist ein Preis, der mich ewig bereichern wird.«
    Sie wollte die Hand der guten Frau greifen, doch das Klopfen am Himmel zog sie weiter.
    Worms. Unverkennbar Worms.
    Ein kleiner Raum, eine kleine Wiege. Ein kleines Kind. Fynna schlief, den kleinen Daumen im Mund, den Atem ruhig und friedlich. Brynja wagte nicht, sie in die Arme zu
nehmen, weil sie ihre Tochter nicht wecken wollte. Es war nicht viel Zeit, und so strich sie dem Mädchen über die Wange, das sich wohlig drehte und leise schmatzte.
    »Kein Kind der Liebe«, flüsterte sie. »Und doch - ein geliebtes Kind. Mein Kind.«
     
    Sigfinn hörte noch den ersten Schlag des kleinen Hammers auf das Drachenamulett, dann drehte sich die Welt, und er fand sich in Worms wieder, auf einem wohlbekannten Schemel in einer wohlbekannten Bücherstube. Sie war noch ausgebrannt, und keine Schriften fanden sich mehr, aber da war Halim - einen großen, groben Pinsel in der Hand, die Brandflecken übertünchend!
    »Der neugierige Ragnar«, sagte der Orientale, ohne den Blick von der Arbeit zu nehmen. »Du hast mir nie die Chronik zurückgebracht, die ich dir einst geliehen habe.«
    »Es tut mir leid«, sagte Sigfinn, verwirrt noch von der Plötzlichkeit, die ihn nach Worms gerissen hatte. »Ich habe sie gut behandelt, und liegt es in meiner Macht, werde ich …«
    »Vergessen«, winkte Halim ab. »Es ist nur ein Buch, und vielleicht auch nicht so wertvoll, wie ich es gerne hätte. Wenn es dir die Abende verkürzt, sei es dir gegönnt, Ragnar.«
    »Sigfinn«, sagte der Prinz, weil es ihm ein Bedürfnis war. »Mein Name ist Sigfinn. Ich konnte ihn dir nicht eher sagen.«
    »Sigfinn?«, wiederholte Halim. »Ragnar hat mir besser gefallen. Ragnar. Der Name eines Kriegers. Sigfinn klingt … ein wenig weibisch. Magst du einen Hong Cha aufgebrüht haben?«
    Es drängte den Erben von Island, bei dem weisen alten
Mann zu sitzen, seinen Geschichten zu lauschen, aber ein lautes Klopfen unterbrach seine Gedanken
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