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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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Frau ob seines vermeintlichen Übergewichts die Schamröte ins Gesicht getrieben hätte.
    Da hing er. Der Baulöwe Hermann Müller.
    Er baumelte an einem Seil, das um den Stützbalken eines überdimensionierten Dachstudios geschlungen war.
    Müller war ein Spezi von Dr. Seid gewesen und auch in etwa seine Altersklasse. Mehrfacher Millionär, und ich hatte ihn im Verdacht gehabt, dass er die Partei von Seid reichlich unterstützt hatte, um den Zuschlag für eine Müllverbrennungsanlage zu bekommen.
    »Dem können wir nicht mehr helfen«, meinte Kögel und winkte mir mit einer Tarotkarte, die er dem Toten aus der Einstecktasche seiner Jacke gezogen hatte, ihm zu folgen.
    Die ersten Blaulichter bremsten knirschend im Hof, als wir in der Unmenge von Zimmern, die dieses Haus beherbergte, so etwas wie eine Bibliothek gefunden hatten.
    Die Müllers schienen eher Baupläne, Bilanzen und Kontoauszüge zu bevorzugen.
    Die Regale waren vollgestopft mit Kunstbänden, aber keine lesbare Literatur. Wir konnten uns anstrengen, wie wir wollten. Aber ein kleiner samtig speckiger Ledereinband war nicht zu finden. Nicht einmal ein staubiger Hinweis, dass hier ein Buch gestanden haben könnte.
    Dafür fiel mir ein heller Fleck an der Wand auf. Hier hatte einmal, vor gar nicht langer Zeit, ein kleines Bild gehangen.
    »Hören Sie mir gut zu«, unterbrach mich Kögel bei meiner Betrachtung, ob dieser Fleck mit den Abmessungen des Fotos der zweiunddreißig Offiziere übereinstimmen konnte. »Ich muss mich jetzt um meine Leute kümmern. Versuchen Sie, etwas zu finden. Aber wenn Sie es sich mit mir nicht dauerhaft verscherzen wollen, dann verzichten Sie dieses Mal zu Gunsten Ihrer Konkurrenz, der ich schon sagen werde, was sie zu schreiben hat, auf Ihren Bericht. Haben wir uns verstanden?«
    Er händigte mir die Karte aus und verschwand, ohne dazu meine Meinung abzuwarten.
    Ich betrachtete die Karte, die er mir in Form einer Beweismittelunterschlagung überlassen hatte, und erschrak.
    Hannah hatte die letzte Nacht keine Ruhe gegeben, mich von der Macht der Tarot-Karten zu überzeugen. Zweimal hatte sie mich noch eine Karte aussuchen lassen. Dreimal hatte sie es auf mein Drängen hin für sich getan.
    Bei mir war noch einmal die siebte Karte aufgedeckt worden, und das letzte Mal diese, die ich jetzt in der Hand hielt.
    Die Karte mit der XII und dem Bild eines hängenden Mannes.
    »Wie trefflich«, brummte ich für mich hin. Der Tarot-Mörder, wie ich ihn soeben getauft hatte, bewies schwarzen Humor.
    Aber obwohl ich alles andere als ein abergläubiger Mensch war und dem Okkulten schon überhaupt nicht traute, begann es mir kalt den Rücken hochzukriechen. Hier trieb jemand ein perfides, ausgeklügeltes Todesspiel.
    Ich war mir sicher, dass bei der Leiche ein Abschiedsbrief gefunden wurde, der auf einen Selbstmord hinwies. Auch hier würde die Polizei nicht die geringste Spur eines Verbrechens finden. Und Müller war kein Politiker. Also durfte es die Tarotkarte nicht geben, damit das LKA Kögel nicht schon wieder ins Handwerk pfuschte.
    Und ich sollte dieses Mal nicht darüber berichten dürfen.
    Damit würde ich in der Redaktion kein Verständnis finden, der Chefredakteur würde auf die Pressefreiheit pochen und ich den Artikel notgedrungen schreiben müssen. Also hatte ich etwas zu finden, das mir für die nächste Story wieder einen Vorsprung sicherte.
    Die älter Frau, die uns im Eingang erwartet hatte, saß in der Küche vor einer Flasche Korn und versuchte mit einem Geschirrtuch ihrer Tränen Herr zu werden.
    »Jesses«, stöhnte sie in einem bayrischen Tonfall, als ich mich zu ihr setzte, »das ist eine Katastrophe. Der Herr Müller und seine Familie wollten doch erst am Wochenende aus dem Urlaub zurückkommen. Jesses, er war so ein guter Chef. Was wird nun aus mir? Ich bin schon seit über zehn Jahren hier Haushälterin und war selbst nur ein paar Tage auf Urlaub bei meiner Schwester in Garching. Jesses. Und als ich heute Mittag nach dem Rechten sehen wollte, da hab ich mich schon gewundert, dass die Tür nicht abgesperrt war.«
    Sie goss sich nach, und ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Kommissar Kögel in der Tür stand und zuhörte.
    »Gibt es dieses Foto im Haus?«, hielt ich ihr das Bild von der Ausbildungskompanie 108 hin.
    Sie schnäuzte sich und putzte umständlich die Brille.
    »Ja, scho. Das hängt im Arbeitszimmer. Der Chef hat immer gesagt, dass sein Vater darauf ist und dass er stolz auf ihn war. Mehr weiß ich
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