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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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nicht.«
    »Wo war die Familie im Urlaub?«, schaltete sich Kögel ein und winkte mir zu kommen.
    »Irgendwo in der Karibik. Dom-Rep hat er gesagt. Aber das Land kenne ich nicht«, schluchzte sie und setzte gleich die ganze Flasche an den Mund.
 
    »Sagen Sie jetzt ja nichts«, knurrte der Kommissar auf dem Rückweg. »Ich weiß es, Sie wissen es. Aber sollten wir jetzt einen Verdächtigen finden, wir könnten ihm nichts nachweisen. Es war Selbstmord. Er hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Seine Firma ist pleite und er schon seit über zwölf Stunden tot.
    Sie haben mir vorhin so viel über diese Hannah, was weiß ich, erzählt, warum haben Sie das Foto vergessen? Ich sollte mich mal persönlich mit dieser Frau unterhalten. Natürlich nur, wenn Sie daraus nicht gleich wieder eine Schlagzeile machen.«
    Ich verstand und schwieg.
    Es würde nur eine kleine Notiz über den Selbstmord des Baulöwen Hermann Müller von mir geben, der aus Verzweiflung den Freitod gewählt hatte, eine Frau, drei minderjährige Kinder und siebenhundert Mitarbeiter auf einem Berg von Schulden hinterließ.

5

    Hauptkommissar Kögel hatte auch verstanden.
    Pünktlich tauchte er im Foyer des Hotels auf. Anstatt seiner verbeulten Kordkombination trug er dem Anlass entsprechend einen gedeckten Abendanzug mit Krawatte.
    Es hatte mich einige Überredung gekostet, ihm zu verklickern, dass er Hannah als fremde Staatsbürgerin nicht einfach als x-beliebige Zeugin vorladen konnte. Dafür wollte sie sich mit einem Diner revanchieren.
    Joshua holte uns an der Rezeption ab und führte uns zu ihrem Appartement.
    »Der trägt doch wohl keine Waffe?«, flüsterte Kögel, dem dieser Bodyguard nicht geheuer vorkam.
    »Fragen Sie ihn«, zischte ich zurück. »Aber vermeiden Sie diplomatische Verwicklungen.«
    »Das fehlte noch«, winkte er ab, »und Sie als Berichterstatter mittendrin. Sehe schon die Schlagzeile: Kölner Kommissar legt sich mit Mossad an.«
    Vor der Tür trafen wir mit zwei Bediensteten zusammen, die Servierwagen schoben. Makellos polierte Silberglocken verbargen den Inhalt.
    »Essen wir etwa auf dem Zimmer?«, brummelte Kögel. »Das sieht ja nach einem konspirativen Treffen aus.«
    »Nehmen Sie sich zusammen. Joshua kann uns wahrscheinlich verstehen«, fauchte ich.
    Aber der zuckte mit keiner Wimper und öffnete die Tür.
    »Ihr Besuch«, kündigte er uns auf Deutsch an.
    Hannah sah bezaubernd aus. Ein weißer Hosenanzug mit einem gewagten Dekolleté ließ ihre dunklere Haut wie Schokolade wirken.
    »Bitte«, forderte sie uns mit einer einladenden Handbewegung auf einzutreten.
    In der Mitte des Raums war ein festlich geschmückter Tisch eingedeckt, auf dem Kerzen in einem siebenarmigen Leuchter leicht im Durchzug flackerten.
    Während meine Augen sich nicht von Hannah losreißen konnten, die als einzigen Schmuck ein goldenes Dreieck mit Diamanten um den Hals trug, hatte sich Kögel schon mit der Situation vertraut gemacht.
    »Erwarten Sie noch jemanden?«, fragte er mit einem Blick auf den Tisch, der für vier gedeckt war.
    Auf die Idee, dass vielleicht Joshua die fehlende Person sein konnte, kam er nicht.
    Hannah, die gerade die Kellner einwies, nickte. »Oh, ja, Entschuldigung. Ich vergaß zu erwähnen, dass uns noch ein zusätzlicher Gast die Ehre geben wird. Er muss jeden Moment eintreffen.«
    Kögel zog die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel hinunter. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihm die Situation nicht passte.
    »Darf man hier rauchen?«, überspielte er seinen aufkommenden Groll.
    »Ich bitte sogar darum«, lächelte Hannah entwaffnend. »Dann bin ich hier nicht die Einzige, die am Pranger steht. Darf ich mal eines von Ihren Zigarillos probieren?«
    Kögels Miene hellte sich auf. Das Eis war gebrochen.
 
    Etwa fünf Minuten später geleitete Joshua einen alten, schwarz gekleideten Mann mit wallender weißer Haarpracht herein.
    Schnell drückte sie das Zigarillo aus und begrüßte ihn auf Hebräisch wie einen alten Freund.
    »Darf ich vorstellen: Professor Isaak Hofmann. Ein alter Freund unserer Familie und noch gar nicht so lange im Unruhestand«, wie sie augenzwinkernd hinzufügte.
    Kögel wippte mit dem Zigarillo zwischen den Lippen und musterte den Ankömmling.
    Ich sah ihm an, dass er schon wieder seiner Berufskrankheit nachging: in seinem Zentralcomputer einen erkennungsdienstlichen Abgleich vorzunehmen, ob ihm dieser Mensch schon einmal untergekommen sein konnte. Erst dann nahm er die hingereichte Hand des alten
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