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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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Hand.
    »Sind Sie nun zufrieden, Hauptkommissar?«
    Aus Hannahs Gesicht war jede Spur von Verbindlichkeit gewichen, und ihr Teint schien ein paar Töne heller zu werden.
    Kögel schüttelte den Kopf. »Nein. Absolut nicht. Der Professor und auch Sie sehen Verbindungen zwischen dem Kasten und Ihrem Großvater. Das mag ja sein. Aber was soll jetzt noch die Loge dabei?«
    Hannah begann wieder mit dem Deckel ihres Feuerzeuges zu spielen. Wie sie den Rauch des Glimmstängels einatmete und nicht mehr ausstieß, deutete für mich auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin.
    Aber es tat sich nichts.
    Das Klicken des Deckels hörte auf, und die gesammelten Lungenzüge kamen wie Schwaden aus der Nase eines Drachen.
    »Ich habe den Professor, ohne es zu wissen, in seine Vergangenheit zurückgejagt. Er ist Kriegswaise, Jahrgang 1918. Er und seine Mutter konnten nur mit Hilfe dieser Loge überleben. Und die ›Fischele‹ sind seine einzige positive Erinnerung an diese Zeit. Das war damals eine Armenspeise, wenn Ihnen das überhaupt etwas sagt. Und jetzt bitte ich Sie zu gehen, mit dem Wissen, dass dieses Dreieck, das auch ich trage, das Zeichen dieser Loge war.«
    Kögels Gesicht zuckte. Er rang mit sich, sagte aber nichts. Langsam erhob er sich, schob den Stuhl an seinen Platz zurück und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung.
    Leise, ganz leise klickte die Tür ins Schloss.
    »Endlich«, stöhnte Hannah und fuhr sich durchs Haar. »Ich kann den Kerl nicht leiden. Ich kann überhaupt keine Polizei leiden. Die sind doch auf der ganzen Welt gleich. Gib denen einen Posten und eine Uniform, dann vergessen sie ganz schnell, wie sie als Bürger in Unterhose aussehen. Komm, Papi, ich schulde dir ein paar Bier und mir einen Whisky.«
    Damit hakte sie sich lachend bei mir ein, und wir schlenderten wie Vater und Tochter zur Bar.
    Eine Tochter in diesem Alter machte einen Mann gleich um Jahre jünger, stellte ich schmunzelnd fest und genoss es, dass Gäste und Personal bewundernd lächelten. Auf die Idee, dass man sie für meine Geliebte halten könnte und ihr Lächeln eher etwas anderes ausdrückte, kam ich nicht.
    »Seit wann trinken Sie Alkohol?«, stellte ich verwundert fest, als sie sich gleich einen doppelten Whisky bestellte.
    »Erstens heiße ich Hannah, zweitens sollte ich ein Junge werden, und drittens habe ich alle Unarten der Welt. Also sei vorsichtig«, beharrte sie darauf, dass wir uns duzen.
    »Na schön, was hältst du von dieser Karte?« Ich schob ihr das Blatt hin, das Kögel bei dem Baulöwen gefunden hatte.
    »Noch ein Toter?«, zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Ja, er hat sich erhängt.«
    Hanna wedelte mit der Karte und biss sich wieder auf die Unterlippe.
    Es dauerte bei ihr eine Zigarette und bei mir ein Bier lang, bis sie wieder aus ihrer Gedankenwelt zurück an der Bar war.
    »Da stimmt was nicht. Diese Karte deutet zwar auf Veränderungen hin, ist aber im Grunde sehr positiv. Der Mörder ist entweder ein Spaßvogel, oder er meint mit den Karten etwas anderes.«
    »Und was?«
    Sie bestellte noch einen Whisky und eine Zigarre. »Eine Brasil, wenn Sie haben«, wies sie den Barkeeper an. »Ich brauche jetzt was Stärkeres.«
    Ich beobachtete die Prozedur, mit der sie die Tabakrolle professionell vorbereitete, und wartete auf einen größeren Hustenanfall.
    Aber der kam nicht.
    »Herrlich, das schmeckt doch gleich ganz anders.« Sie ließ den Rauch über die Zunge gleiten und fuhr mit der Zunge am Deckblatt entlang. »Wenn es nicht so eine Prozedur wäre, würde ich wohl Pfeifenrauchen bevorzugen.
    Aber zum Thema: Nein, ich glaube nicht, dass der Mörder wirklich die Bilder auf den Karten meint. Das hat sich vermutlich gerade so ergeben. Es sind die Zahlen.«
    Das klang logisch. Aber was sollte man mit zwei Zahlen von insgesamt zweiundzwanzig möglichen anfangen, wenn man die Null der unbewerteten Karte des Narren mitrechnete?
    Hanna zuckte die Schultern und schmauchte weiter.
    »Keine Ahnung. Der Logik folgend muss es noch ein paar Karten geben, bis ...«
    »Bis was?« Eine fürchterliche Ahnung stieg in mir hoch. Der Unbekannte war dabei, eine Botschaft zu formulieren, und dazu benötigte man in der Regel mehr als zwei Hinweise. »Du meinst, dass da noch mehr Tote folgen?«
    »Muss wohl so sein«, grinste sie, als würde der Whisky langsam Wirkung zeigen, »sonst versteht sie ja keiner. Die Botschaft, meine ich. Und wie kommst du darauf, dass es ein Mann ist? Glaubst du vielleicht, Frauen seien keine
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