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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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nicht?«
    Er nahm meine Hand und drückte sie, wie der ältere Bruder den jüngeren durch Körperkontakt bei Gewitter zu trösten versucht.
    »Warum nicht?«
    »Brav. Du lernst dazu.« Er ließ meine Hand los und lachte. »Verschiedene Konzerne haben sich an uns gewandt, da Werksspionage und Datenklau ihre Investitionen zunichte machten. Uns, das ist eine Sonderkommission für Wirtschaftsverbrechen. Da, wie du weißt, meine Frau eine Nervensäge ist, habe ich mich als Pensionär zur Verfügung gestellt, diese Kommission im Rheinland zu leiten, nur um eine permanente Ausrede zu haben, warum ich nicht zu Hause bleiben kann. Was da alles zutage kommt... sehr interessant. Nur eine Person bleibt undurchsichtig. Unsere Nichte Hannah. Ich bekomme nicht heraus, was sie wirklich vorhat.«
    Undurchsichtig. Das war genau das, was ich fühlte. Wie zwischen Tür und Angel, mal so nebenbei, erfuhr ich, dass ich einen Bruder hatte, für den ich durch Abhören ein offenes Buch war und der unsere gemeinsame Nichte zu jagen schien. Was war hier los? Je mehr Informationen ich bekam, umso weniger konnte ich damit anfangen.
    »Was wollen wir in Johannesburg?«, versuchte ich wenigstens das Ziel der Reise zu verstehen.
    Kögel gähnte und brachte den Sitz in Schlafposition. »Sagte ich doch schon. Ich kann Hannah nicht einschätzen, und das versuche ich vor Ort zu klären. Lass mich jetzt schlafen. In ein paar Stunden wissen wir mehr.«

29

    Pünktlich zum Geschäftsbeginn setzte uns das Taxi vor einem Hochhaus in der Main Street 170 ab. ABSA Tower Eastwics ein Messingschild am Eingang das Gebäude aus.
    Der kurze Weg vom Taxi in die Eingangshalle war eine Irritation für den Kreislauf. Seit wir das Flugzeug verlassen hatten, bekam ich den Eindruck, dass in diesem Land ein Wettbewerb der Klimaanlagen herrschte. Die Außentemperatur betrug höchstens fünfundzwanzig Grad. Trotzdem schien sich jeder geschlossene Raum zu bemühen, seine Gäste durch Kühlung haltbar zu machen. Das in hellem Marmor gehaltene Foyer verstärkte das Gefühl, ein Gefrierhaus zu betreten.
    David Kögel steuerte vorbei an zwei farbigen Wachleuten, die sich am Knauf ihrer übergroßen Revolver festhielten, auf das Informationsoval zu, das als strategisch wichtige Sperre mitten in die Halle gebaut worden war. Ein kurzer Wortwechsel mit dem Sicherheitsmann, ein Telefonat, dann winkte er mir, zu folgen.
    »Wir werden erwartet.« Er drückte im Lift den 3. Stock.
    »Wo sind wir hier?«, versuchte ich das kleine Hinweisschild neben dem Wahlknopf zu entziffern.
    »Am Ort der Entscheidung«, orakelte Kögel und suchte nach etwas in seinem Jackett.
    »AB SA Bank«, sprang uns in großen, goldenen Lettern entgegen, als sich der Lift öffnete und eine junge Frau uns bat, ihr zu folgen.
    »Nehmen Sie bitte einen Moment Platz«, wies sie uns in Schuldeutsch eine lederne Sitzgruppe zu, »Mr. van der Velde wird sich sofort um Sie kümmern.«
    »Was zum Teufel wird das hier?«, murrte ich, nachdem uns Kaffee mit Gebäck serviert worden war und Kögel sich in blauen Dunst eingenebelt hatte.
    »Ich habe mit Hannah ein Geschäft gemacht, und wir werden gleich sehen, ob sie es ehrlich meint.«
    »Aha, verstehe jedes Wort«, knurrte ich ungehalten über seine Geheimniskrämerei. »Was für ein Geschäft?«
    Ein schelmisches Lächeln huschte um seinen Mundwinkel, in dem das Zigarillo wippte.
    »Ich habe sie gebeten, mir für die Rohdiamanten den Finderlohn zu bezahlen.«
    »Fi... Finderlohn? Für welche Diamanten?«, stotterte ich. Gleichzeitig tauchte in meinem Kopfkino ein kleiner Film auf.
    »Der Hauptkommissar Kögel zieht in der Küche des abgestürzten Steinmetzes Martin Hofmann aus dem Gefrierfach des Toten einen Ledersack hervor und taut ihn in der Spüle auf...«
    »Die Steine waren also echt und du hast sie ...?«
    »Psst, nicht so laut«, dämpfte er meine ungläubig hysterische Stimmlage.
    »Sollte ich sie in der Asservatenkammer verrotten lassen? Sie sind schließlich das Erbe unseres Vaters, und Hannah als Diamantenhändlerin konnte ich schlecht Bergkristalle andrehen. Außerdem, wer sonst sollte sie ohne Zertifikat auf den Markt bringen als unsere Nichte?«
    Vergeblich wartete ich darauf, dass mein Gehirn lospolterte, meinen Bruder einen Dieb oder zumindest einen korrupten Polizisten hieß. Nichts da. Ein Grinsen durchzog mich von den Fußspitzen bis in die Haarwurzeln, und eine Stimme in mir brachte es auf den Punkt: Sieh zu, was du davon bekommen kannst, denn du hast
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