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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab
Autoren: Jason Dark
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menschlichen Körpers, Köpfe schälten sich ab, ohne allerdings Gesichter genau zu zeigen. Sie blieben konturlos, bis auf das Gesicht einer Erscheinung.
    Sie stand inmitten der Engel. Ob Claudine Lanson nun ein Engel geworden war oder nicht, das wusste ich nicht. Sie war von ihren Freunden geholt worden. Der Körper blieb als Hülle in der normalen Welt zurück. Ihre Seele aber zeigte sich, und sie hatte die Gestalt der Engel angenommen. Mit weichen Gesichtszügen, durch ein Lächeln gezeichnet. Es deutete an, wie wohl sich Claudines Geist in der Mitte der Engel fühlte. Das blieb nicht so.
    Sie drehte den Kopf. Sie starrte zu Belial!
    Er war durcheinander. Sein Bogen und seine Pfeile nutzten ihm in diesen Momenten nichts mehr. Vor ihm standen nur Feinde, doch Belial gehörte nicht zu denen, die aufgaben. Man hatte ihn einfach zu stark gemacht. So gab es für ihn nur den Kampf.
    Ich hielt mein Kreuz fest. Ein kurzer Hitzestoß strahlte von ihm ab und erwischte meine Hand. Gleichzeitig entstand ein weicher, heller Lichtstrahl. Er wirkte wie eine Brücke, denn er hatte tatsächlich magische Verbindung zwischen Belial, Claudine und mir geschlagen. So bekam ich auf geheimnisvolle Art und Weise mit, wie beide Kontakt aufgenommen hatten und sich als Feinde gegenüberstanden.
    Ich hörte sie sogar ›reden‹. Weiche Stimmen durchfuhren mein Gehirn. Fern und leise klingend, trotzdem normal zu verstehen.
    Ich schob die Stimmen von mir fort, denn mir war eingefallen, wie klein und hässlich Belial bereits vor mir gehockt hatte, geschwächt durch die Kraft des Kreuzes.
    Damals hatte ihn Raniel gezwungen, eine Wahrheit zu sagen, und Belial hatte sich überrumpeln lassen und dies nicht als die Wahrheit erkannt. Er war zusammengebrochen. Seine Haut war aufgerissen, aber er hatte trotzdem überlebt. Denn Luzifer war erschienen und hatte ihn gerettet.
    Diesmal standen ihm die Engel gegenüber. Sie fürchteten sich nicht mehr vor ihm, denn in der Gemeinsamkeit lag ihre Stärke. Die Engel bildeten die geballte Macht, sie waren das Licht, das gegen die Düsternis ankämpfte. »Ich lebe noch!« hörte auch ich Claudines Stimme. »Du hast es nicht geschafft. Du hast mich nicht töten können. Ich bin in den Schoß der Engel aufgenommen worden, in dem ich mich wunderbar wohl fühle. Es ist herrlich für mich. Ich habe etwas Neues begonnen, aber ich habe das Alte nicht vergessen - dich!«
    Belial kam durcheinander. Er konnte es nicht haben, auf seine Fehler angesprochen zu werden. Einige Male schüttelte er sich, als wollte er fremde Gedanken wegwischen. »Ich sehe dich auf dem Boden liegen. Ich habe dich mit einem Pfeil durchbohrt.«
    »Aber du siehst mich auch hier.«
    »Ja, das ist…«
    »Soll ich zu dir kommen, Lügner?«
    »Lügner?« schrie er. »Ich sage die Wahrheit. Es ist meine Wahrheit, und nur die gilt.«
    Claudine ließ nicht locker. »Willst du, dass ich zu dir komme? Sag ja, dann kannst du nachholen, was du versäumt hast. Dann töte mich endgültig. Vielleicht will ich sterben und so sein wie die meisten Menschen auch. Es liegt an dir. Nur schaffst du es nicht. Du bist einfach nicht in der Lage, mich endgültig zu vernichten. Du bist zu schwach, Belial. Selbst Luzifer kann dir nicht beistehen. Ich bin der Beweis, dass dich deine Kraft verlassen hat.«
    Es waren provozierende Attacken gewesen, die Claudine Belial entgegengeschleudert hatte. Ich hörte ihn heulen wie einen verwundeten Hund. Er war es gewohnt zu siegen, und über den Kampf und die Vernichtung zu seinem Triumph zu gelangen.
    »Willst du nicht?« lockte Claudine ihn. »Bist du nicht mehr der mächtige Lügenengel? Schaffst du es nicht einmal mehr, einen Menschen richtig zu töten?«
    Sie löste sich schwebend aus dem Verbund ihrer Schutzgeister, deren Anwesenheit auch sehr intensiv zu riechen war. Ihr Duft überlagerte alles. Er strömte mir über die Gräber hinweg entgegen.
    Er zögerte. Mich hatte er vergessen. Im Hintergrund kam Suko näher.
    Er hielt sich hinter Belials Rücken auf. Wenn mich nicht alles täuschte, lag die Dämonenpeitsche kampfbereit in seiner Hand.
    »Ich gebe dir eine zweite Chance«, sagte Claudine. »Töte mich. Bisher hast du gelogen, Belial. Ich bin noch da, und ich werde auch länger da sein. So lange wie du willst, denn ich werde dich immer wieder heimsuchen und dich quälen.«
    Claudine trieb diesen mächtigen Engel der Lügen immer mehr in die Enge. Er kam nicht mehr mit sich selbst zurecht. Er wich sogar zurück, doch das war
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