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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück
Autoren: dieverse Autoren
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Arbeit begannen?« fragte Professor Galilejew.
     »Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihr Leben ausfüllen sollen«, sagte Arsik. »Sie beginnen zu trinken, als Beispiel. Das macht sie fröhlicher. Ich habe gemerkt, daß ich immer seltener froh war. Das hat mir nicht gefallen. Als Kind war es anders. Ich wollte mir die Unbeschwertheit des Lebens zurückholen. Alles sollte klingen, verstehen Sie?«
     Professor Galilejew nickte bedächtig. Derjagin notierte etwas in seinem Notizbuch.
     »Ich merkte, daß ich den Menschen mißtraute. Das gefiel mir auch nicht. Selbst die Arbeit half nicht, ich litt an Schwermut… Trinken wollte ich nicht, das ist kein Ausweg. Ich spürte, daß mein Leben vergiftet war, und beschloß, mich zu heilen. Ich mußte eine optimistische Lebenshaltung zurückgewinnen, aber wie? Ich überlegte. Der Verstand entwickelt sich mit den Jahren, wird aufnahmefähiger und effektiver. Dagegen werden die Gefühle schwächer. Ich suchte eine Methode, um Euphorie zu erzielen…«
     »Was?« fragte Derjagin, vom Notizheft aufblickend.
     »Eine verläßliche und nicht gesundheitsschädliche Methode zur Erreichung von Euphorie, von Freude. Ohne Narkotika, Alkohol oder sonstige Mittel… Damit begann ich. Hätte ich nicht auch andere Bereiche des Spektrums erforscht, wäre alles gut gewesen. Man könnte schon die Produktion tragbarer Euphoroskope planen. Weißblaue Töne, reine Schönheit!«
     »Ja und?« fragte der Kaderleiter im Bemühen, den logischen Faden zu fassen.
     »Ja und!« rief Arsik unvermutet zornig. »Es gibt keine reine Freude. Daneben befindet sich allerlei anderes! Trauer, Liebe, Schuld. Was es nicht alles gibt! Ein ganzer Komplex… Im großen und ganzen habe ich mein Ziel erreicht – das Leben ist intensiver geworden, es ist reicher. Wennschon Schwermut, dann aber richtige! Daß man wie ein Schloßhund heulen möchte. Und Freude…« Arsik breitete die Arme aus.
     »Dann hätte ich nur Freude angeschaut, Arsik«, sagte Tatjana Pawlowna teilnahmsvoll.
     »Ja…«, seufzte Arsik. »Aber das geht nicht.«
     »Womit erklären Sie das Entstehen von Konflikten im. Kollektiv des Instituts?« fragte Derjagin.
     »Wir haben am falschen Ende angefangen«, sagte Arsik. An mich gewandt, fuhr er fort: »Weißt du, Gescha, ich habe begriffen, daß man es so nicht machen darf. Ich verlasse das Labor.«
     »Warum?« fragte ich.
     »Es ist besser für alle.«
     »Sind Sie fest entschlossen?« fragte Professor Galilejew.
     Arsik nickte.
     »Ich denke, die Leitung wird keine Einwände haben«, sagte Derjagin.
     »Ach, wie schade!« entfuhr es Tatjana Pawlowna.
     Arsik hatte schon seine Kündigung aus der Tasche geholt und reichte sie mir. Ich nahm das Blatt und hielt es unbeholfen in der Hand.
     »Was ist mit Ihnen? Unterschreiben Sie!« forderte mich Derjagin auf.
     Ich schrieb: »Einverstanden.« Mir verblieb nicht einmal Zeit zu überlegen, womit ich einverstanden war. Inzwischen war die Kündigung schon vom Kaderleiter unterschrieben.
     »Das wär's«, sagte er erleichtert. »Wir haben Sie nicht dazu gezwungen.«
     »Das ist die reine Wahrheit«, sagte Arsik und ging hinaus.
     »Was soll das?« fragte Tatjana Pawlowna.
     »Alles zu unserem Besten, verehrte Tatjana Pawlowna«, sagte Professor Galilejew, »Betrachten wir die Sache von der praktischen Seite. Die Idee bedarf einer allseitigen Überprüfung. Wir können nicht sämtliche Mitarbeiter bestrahlen lassen. Leider können wir nicht erreichen, daß alle ohne Ausnahme mit Hilfe des Apparats zu Engeln worden. Und vereinzelte Engel brauchen wir nicht.«
     »Das ist wahr!« Derjagin lachte.
     Tatjana Pawlowna ereiferte sich, sie schlug eine Kompromißlösung vor. Beispielsweise eine Anlage von verminderter Kraft zum angenehmen Zeitvertreib. Etwas wie einen Fernseher. Sie meinte, man könnte das Ministerium für Leichtindustrie dafür interessieren.
     »Ja, einen praktischen kleinen Apparat für Rentner, zum Nervenberuhigen«, sagte ich.
     »Warum denn nicht?« fragte Tatjana Pawlowna.
     »Lassen wir das!« sagte Derjagin.
     »Wenn es wirklich schade um etwas ist, dann um die Mnemokonstruktion von Tomaszewicz«, sagte Professor Galilejew.
     Und jetzt erst begriff ich, daß alles vorbei war, daß der Zug abgefahren war und ich mich aus freien Stücken von Arsik getrennt hatte.
     Wie konnte das geschehen? Warum hatte ich nicht gemeinsam mit ihm unsere Welt und unsere Musik verteidigt? Warum hatte ich mich wie ein neutraler
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