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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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Augen.
    »Wer sagt, daß ich das nicht kann?« erwiderte Gill und legte seine Stirn in grimmige Falten. Sie kicherte, als er sich dann wie ein Raubvogel auf sie herabstürzte und mit seinem roten Bart ihren Nacken kitzelte.
    »Ich habe zu arbeiten und muß mich konzentrieren«, begehrte Judit auf.

    »Ist schließlich Büro-Arbeitszimmer«, pflichtete Herr Li ihr bei und versuchte streng auszusehen. »Rafik muß jetzt Verbindung aufnehmen mit Lieferanten A bis M, um zu prüfen, ob sie Genehmigung erhalten haben. Judit macht M bis Z.« Er klatschte in die Hände, um Dringlichkeit zu signalisieren.
    »Kommt, Mädchen«, sagte Acorna. »Wir müssen die Klamotten jetzt ohnehin in die Kojen packen.«
    Lis Helfer mußten schnell einsehen, daß keinerlei Hoffnung bestand, Acorna sicher im Haus zurückzulassen, während sie draußen die langwierige Aufgabe zu Ende brachten, die in Schuldknechtschaft versklavten Kinderarbeiter aus Kezdets Fabriken, Minen und Bordellen zu holen. Denn ohne Acorna konnten sie noch nicht einmal anfangen; man hatte den Kindern einfach zu gründlich eingeschärft, sich zu verstecken, wenn Fremde sich ihren Arbeitslagern näherten. Und aufgrund der sich in jüngster Zeit verdichtenden Gerüchte über eine gehörnte Göttin, die kommen würde, um die Kinder zu befreien, achteten die meisten Aufseher noch strenger auf die Einhaltung dieser Regel als sonst.
    Nach dem ersten frustrierenden Tag berieten sich Judit und Pal mit Delszaki Li. Als Calum, Rafik und Gill dann ebenfalls gleichlautend berichteten, daß es ihnen nirgendwo gelungen war, die Kinder aus ihren Verstecken zu locken, gab Li widerstrebend seine Einwilligung dazu, daß Acorna sie am nächsten Tag begleiten dürfte.
    »Aber sie darf nicht Energie vergeuden mit zu vielem Heilen«, wies er sie an. »Ist ohnehin schon langwierige Aufgabe, nur eine Person, um so viele Orte aufzusuchen.
    Wenn sie sich verausgabt, indem sie heilt jedes Kind, sie wird die Arbeit nie beenden. Ich gebe euch medizinisches Team mit.«

    »Ich mache mir weniger Sorgen darüber, daß Acorna sich überanstrengen könnte«, warf Gill ein, »als vielmehr über den Baron. Wenn sie damit anfängt, Kinder aus den Fabriken einzusammeln, wißt ihr, muß er zwangsläufig bald merken, daß sie nicht tot ist.«
    »Und dabei haben wir uns so viel Mühe mit den Begräbnisbannern gegeben!« seufzte Judit.
    »Werde persönlich sprechen mit Baron Manjari«, erklärte Li.
    »Kein Problem von dort. Aber ihr auf Acorna aufpaßt!«
    Und mit diesen sich doch sehr widersprechenden Versicherungen zogen sie am zweiten Tag dann alle miteinander los. Acorna drängte es zwar mit aller Macht danach, als erstes nach Anyag zu gehen. Aber Calum hatte über Nacht einen überarbeiteten Schweber-Flugplan ausgetüftelt, der ihnen eine optimale Route dafür vorgab, um die Bergwerke und Fabriken der Reihe nach systematisch ausräumen und zugleich ihre Schweber so effektiv wie möglich einsetzen zu können. Anyag war bei weitem nicht der erste Zielort auf dieser Liste.
    Sie begannen statt dessen in der Teppichweberei von Czerebogar, wo Pal am vorangegangenen Tag nur auf leere Schuppen, im Stich gelassene Webstühle und einen Aufseher gestoßen war, der schwammig etwas von irgendeinem Feiertag für die Arbeiter faselte – alles Erwachsene, selbstverständlich!
    Heute hingegen, kaum daß Acorna aus dem Schweber gestiegen war, begannen sich blasse Kinder schweigend in der Mitte des umzäunten Betriebsgeländes zu versammeln. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen, aus Spalten in den Mauern, aus Schatten. Der Aufseher verfluchte sie und herrschte sie an zu verschwinden, daß sie in seiner Fabrik nichts zu suchen hätten. Die Kinder schienen ihn noch nicht einmal zu hören. Sie bewegten sich langsam vorwärts, bis sie Acorna ringsum eingekreist hatten. Die ihr am nächsten Stehenden streckten verschüchtert die Hände aus, um sie mit zerschrundenen und blutenden Fingern zu berühren.
    »Es ist Lukia aus dem Licht«, flüsterte eines.
    Andere wiederholten: »Lukia! Lukia!« und skandierten diesen Ruf mit stetig anschwellender Lautstärke, bis das Wort zum donnernden Jubelgesang wurde, der über den ganzen Hof schallte.
    »Mein Bruder«, meldete sich ein zerlumptes Mädchen zu Wort. Sie schob einen größeren Jungen nach vorn, ihn mit beiden Händen lenkend. »Können Sie ihm sein Augenlicht wiedergeben, Lukia aus dem Licht? Er hatte eine Augenentzündung, und wir hatten bloß Wasser, um sie auszuwaschen, aber
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