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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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gebeten, die Sache einfach zu vergessen und wieder ins Haus an der Brücke zurückzukehren? Das wäre eigentlich auch eine faire Lösung gewesen.«
    »Sicher«, sagte Melifaro nickend. »Er hat nicht mal versucht, uns von seiner Unschuld zu überzeugen. Und es war sehr schwer für mich, ihm Fragen zu stellen. Dieser Mann hat wirklich einen enormen Charme.«
    »Er weiß offenbar nicht, was ihm da in die Hände gefallen ist«, sagte Kofa. »Das ist mir auch schon klar.«
    »Ja«, pflichtete ihm Melifaro bei. »Er hat das Kopftuch nur als Talisman mitgenommen und beginnt erst zu ahnen, wie nützlich es wirklich für ihn ist.«
    »Der arme Mann glaubt tatsächlich, es wäre ihm auch ohne sein Kopftuch gelungen, all diese Seeleute anzuheuern, ohne dass sie nach der Heuer fragen«, meinte ich. »Nun nimmt er an, ganz Echo sei voller Menschen, die von einer Reise um die Welt träumen. Soll man über so viel Naivität weinen oder lachen?«
    »Zu weinen wäre sicher unangemessen«, bemerkte Kofa.
    »Ich glaube, ich habe eine gute Kamra für Sie gekocht«, meinte Kao Anloch leise und stellte Krug und Tassen auf den Tisch.
    »Die riecht wirklich verheißungsvoll«, sagte Kofa mit fachmännischer Miene. Auf diesem Gebiet war er ein Kenner.
    Eine Zeit lang tranken wir schweigend. Ich war sogar so frech, mir eine Zigarette anzuzünden. Allem Anschein nach war der Kapitän ein genauso zerstreuter Mensch wie Lukfi Penz. Ich hatte Lust, ihm die Zigarette unter die Nase zu halten und auf seine Reaktion zu warten.
    »Gut, Kapitän, ich habe meine Entscheidung getroffen«, sagte Sir Kofa schließlich. »Einerseits haben Sie Glück, denn weder ich noch meine Kollegen wollen Sie verhaften, obwohl Sie es sicher verdient hätten. Ich weiß zwar nicht, was Sochma Pu Ihnen vor langer Zeit alles versprochen hat, aber das ist kein Grund, in den Keller seiner Familie einzubrechen und einen Koffer mitgehen zu lassen - so unnütz er gewesen sein mag. Wo ist der Koffer eigentlich?«
    »Verstehe«, sagte Kao Anloch traurig. »Meine Worte haben Sie nicht überzeugt. Aber ich habe keine anderen Beweise, denn Secha war der Meinung, wir sollten alles vernichten, um keine Spuren zu hinterlassen. Und ich dachte, er habe Recht - immerhin ist er ein Profi.«
    »Ach so«, sagte Kofa lächelnd.
    »Unser Kapitän ist eine ehrliche Haut«, meinte Melifaro. »Heute Abend hat er noch kein einziges Mal gelogen. Ich hatte selten mit einem so aufrichtigen Menschen zu tun. Haben Sie vielleicht noch etwas Stärkeres, Kapitän? Sie haben mich heute ziemlich durcheinandergebracht, und ich muss unbedingt etwas trinken.«
    »Tut mir leid, aber ich habe nichts anderes da«, sagte der Kapitän verlegen. »Ich habe nicht daran gedacht, dass man auf See etwas Stärkeres braucht.«
    »Skandal!«, rief Melifaro theatralisch. »Wie wollen Sie in nüchternem Zustand eine Reise um die Welt bewerkstelligen? Ihre Mannschaft jedenfalls wird das sicher nicht begreifen.«
    Der Kapitän seufzte schuldbewusst und blickte verlegen zu Boden.
    »Wie auch immer - ich möchte Ihnen nochmals versichern, dass ich Sie nicht verhaften werde«, meldete sich Sir Kofa wieder zu Wort. »Aber ich habe eine Nachricht, die Sie traurig stimmen dürfte: Ich muss Ihren Talisman einbehalten«, sagte er und wedelte einmal mehr mit dem Piratentuch herum. »Und zwar nicht, weil es im Kleinen Geheimen Suchtrupp Leute gäbe, die Ihnen Ihr Glück nicht gönnen, sondern weil es sich bei diesem Tuch um ein Exemplar von solch magischer Kraft handelt, dass kein Bewohner des Vereinigten Königreichs es zu Hause aufbewahren dürfte - nicht einmal der Erbe von Sochma Pu.«
    »Verstehe«, sagte der Kapitän, und seine Stimme zitterte. »Es wird keine Reise um die Welt geben. Wie sollte sie mir auch bei meinem schon sprichwörtlichen Unglück gelingen?«
    »Sie wissen gar nicht, welches Glück Sie haben, dass wir Ihnen das Tuch wegnehmen«, sagte Kofa. »Den Menschen, die bei Ihnen anheuern wollen, geht es nicht um romantische Abenteuer - sie können sich nur nicht der magischen Kraft Ihres Talismans entziehen. Aber wenn Sie Echo verlassen, verliert er an Kraft, und irgendwann befinden Sie sich inmitten zorniger Seebären, die nicht umsonst für Sie arbeiten wollen.«
    »Aber der alte Sochma hat doch gesagt, das Piratentuch helfe nur, als angenehmer und interessanter Gesprächspartner zu erscheinen«, wandte Kao Anloch ein und schüttelte ratlos den Kopf.
    »Auch Sochma hat offenbar nicht gewusst, welchen Einfluss es in
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