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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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getreten.«
    »Schön und gut, aber Sie wollten uns doch etwas über den Koffer erzählen«, drängte Melifaro.
    »Ach ja, natürlich. Sochma hat uns seine alten Talismane versprochen, die sich in einem Koffer im Keller seines Hauses in der Straße der Spitzdächer befanden. Er hat uns sehr viel davon erzählt. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm vor allem darum ging, mit seinen Geschichten seinen Sohn zu ärgern, aber Sir Tschorko war es ohnehin egal, was sein Vater mit dem alten Krempel machen wollte. Wie auch immer - Secha und ich hielten die Talismane schon für unser Eigentum. Im Jahre 3183 der Ordensepoche sagte Sochma, er wolle uns am letzten Tag des Jahres ein Geschenk machen. Wie ungeduldig harrten wir diesem Tag entgegen! Wir dachten, die Talismane würden unser Leben ändern. Das wäre auch so gekommen, wenn die Residenz des Ordens der Grünen Monde am Jahresende nicht bereits verbrannt gewesen wäre, was fast alle Mitglieder und Mitarbeiter des Ordens das Leben gekostet hatte. Secha und ich überlebten nur durch einen Zufall: Am Vorabend des Angriffs auf die Residenz waren wir auf dem Markt Lebensmittel einkaufen und versackten danach im Wirtshaus, denn damals konnten wir uns kaum frei bewegen. Als wir zurückkehrten, war die Residenz nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Dann führte das Leben Secha und mich auseinander. Erst vor einem Monat habe ich ihn zufällig im Trunkenen Regen sitzen sehen. Wir haben uns gleich erkannt, uns prächtig unterhalten und rasch gemerkt, dass wir nichts zu prahlen hatten, aber meine Lage war immerhin besser als seine, denn ich hatte nicht im Gefängnis gesessen. Da kann man schon zufrieden mit sich sein, stimmt's?«
    Ich nickte energisch. Wo er Recht hat, hat er Recht, dachte ich. Überhaupt gefiel mir der etwas chaotische Kao Anloch immer besser. Langsam begriff ich, warum Kapitän Gjata beschlossen hatte, seine Verpflichtungen fahren zu lassen und mit ihm bis ans Ende der Welt zu reisen. Die Augen des Schiffseigentümers glänzten wie die eines begeisterten Kindes. Er hatte allerdings viele Talismane, um seinen Charme zu verstärken, und das durfte ich nicht vergessen. Aber als er weiterredete, spielten all diese Einfachen Zauberdinge für mich keine große Rolle.
    »Secha und ich haben die ganze Nacht im Trunkenen Regen verbracht. Wir haben uns natürlich auch über den alten Sochma Pu und die gemeinsame Arbeit in der Ordensküche unterhalten. Das war die schönste Zeit unseres Lebens, denn wir waren jung und glaubten, uns erwarte eine fantastische Zukunft. Wie sich zeigte, hatten wir uns getäuscht. Zwar geht es vielen Menschen so, aber das ist kein Trost.«
    Der Kapitän seufzte tief und wirkte sehr betrübt, riss sich dann aber zusammen. »Natürlich haben wir uns über die geheimnisvollen Talismane der Piraten unterhalten, die uns der alte Koch versprochen hatte. Es mag seltsam klingen, doch wir beschlossen, sie uns endlich zu besorgen. Wer weiß, was aus unserem Leben geworden wäre, wenn wir sie schon früher bekommen hätten. Auch diesmal machten wir uns keine großen Hoffnungen und waren so gut wie sicher, der Koffer sei nicht mehr da. Trotzdem wollten wir danach suchen, denn Probieren geht über Studieren. Am nächsten Tag nahmen Secha und ich die Dunkle Tür, wie wir das beim Orden gelernt hatten. Ich kann Ihnen kaum beschreiben, wie erstaunt ich war, den Koffer im Keller zu entdecken. Seine dicke Staubschicht zeigte uns sofort, dass sich seit Jahren niemand für das gute Stück interessiert hatte. Also ließen wir ihn mitgehen, verschwanden durch die Dunkle Tür und landeten wieder in Sechas Zimmer. Dort nahm sich jeder den Talisman, den er seit Jahren für sein Eigentum gehalten hatte. Erst danach wurde uns klar, dass das Schicksal uns nur wieder zusammengeführt hatte, um den Koffer zu holen. Als wir ihn hatten, verloren wir das Interesse aneinander, und unsere Wege trennten sich erneut.«
    »Und was haben Sie nach der Trennung von Secha gemacht?«, fragte Melifaro.
    »Ich ging zu meinem Chef, kündigte und marschierte in den Alten Dom, um sechs Teller Rekreationssuppe zu verdrücken. Den armen Tschemparkaroke hätte fast der Schlag getroffen, so erstaunt war er über meinen Appetit. Am nächsten Tag erwachte ich als neuer Mensch und war mutig genug, in den Hafen zu gehen und die Tobindona zu chartern. Nun musste ich mir nur noch eine Mannschaft suchen und war erstaunt, wie viele Leute sich für eine Reise um die Welt interessieren. Zum Glück hat mich
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