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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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Echo tatsächlich hat. Sonst hätte er das Tuch sicher getragen - auch wenn es ganz und gar nicht zur Mode unserer Hauptstadt passt. Aber Ihr Schulkamerad Secha Modorok wusste, welche Wirkung die Einfachen Zauberdinge hier haben.«
    »Meine langjährige Arbeit in der Behörde, die sich des Kummers der Welt angenommen hat, hat mir sicher geschadet«, sagte Kao Anloch zerknirscht. »Als mittlerer Beamter teilte ich fraglos die allgemeine Ansicht, man könne Ausländern kein besonderes Wissen und keine Zauberkünste Zutrauen. Mir fiel zwar auf, wie vorsichtig Secha mit den Talismanen umging, doch ich hielt das für ein Zeichen von Aberglauben. Ich hätte nicht gedacht, der Talisman einer unwichtigen Person - und einen alten Ordenskoch kann man wohl als unwichtig bezeichnen - könne einem Glück bringen, doch nun sehe ich ein, dass das ein Irrtum war.«
    »Mittlere Beamte sind eben in jeder Behörde gleich«, brummte Kofa. »Nun ja, Herr Kapitän - Ende gut, alles gut. Wollen Sie noch einen nützlichen Rat von mir? Kaufen Sie etwas Stärkeres für all die Seeleute, die Sie heute Abend erwarten, und erklären Sie ihnen ehrlich, was mit Ihnen los war. Manche werden Sie auslachen, andere beschimpfen, aber keiner wird nachtragend sein, denn Matrosen sind ein sympathisches Völkchen.«
    »Sie müssen viele hochprozentige Getränke kaufen«, ergänzte Melifaro, »denn Matrosen sind auch enorm trinkfest.«
    »Natürlich, das mach ich.«
    »Und sagen Sie am Ende Ihrer Erklärung unbedingt noch etwas über das berauschende Abenteuer, zu dem Sie aufbrechen wollen. Vielleicht führt das dazu, dass einige Ihrer Gäste sich bereitfinden, auch ohne Heuer an Bord zu gehen.« Ich wusste nicht, was mich zu dieser Äußerung gebracht hatte, konnte sie aber ohnehin nicht ungeschehen machen. Meine Kollegen sahen mich erstaunt an, schwiegen aber.
    »Vielen Dank für Ihren Rat, doch ich fürchte, er wird nichts helfen«, sagte Kao Anloch betrübt. »Mit dem Kopftuch von Sochma hätte ich eine Mannschaft zusammenbekommen, aber ohne dieses Tuch bin ich aufgeschmissen.
    Das Glück hat mich schon bei viel einfacheren Dingen verlassen.«
    »Also gut, dann habe ich noch etwas für Sie«, sagte ich und zog einen kleinen Dolch aus der Tasche. Ich hatte ihn nur wegen des Magieanzeigers dabei, war nun aber froh, ihn endlich seiner eigentlichen Bestimmung gemäß verwenden zu können, schnitt aus meinem Todesmantel großzügig ein Dreieck heraus und überreichte dem Kapitän den schwarzgoldenen Fetzen.
    »Nehmen Sie das«, sagte ich. »In dieser Welt glauben viele, ich sei ein riesiger Glückspilz. Da kann ich Ihnen doch ein wenig von meinem Glück abgeben, finden Sie nicht?«
    Ohne zu überlegen, griff Kao Anloch nach dem Stoff und besah ihn sich verdutzt. Auch meine Kollegen wirkten erstaunt.
    »Wie ich sehe, ist Sir Max zu den besten Traditionen der Ordensepoche zurückgekehrt«, unterbrach Sir Kofa endlich die Stille. »Früher waren nur Große Magister edel genug, ihr Glück mit anderen zu teilen, und zwar längst nicht alle. Kapitän, Sie haben heute wirklich Glück. Binden Sie sich dieses Stück Stoff wie ein Piratentuch auf den Kopf. Wer weiß, vielleicht ersetzt ein Talisman den anderen. Gut - wir haben alles pflichtgemäß erledigt und gehen jetzt, Herrschaften.«
    »Mir kommen gleich die Tränen. Ich überschwemme dieses Schiff mit meinen Zähren und bringe es zum Sinken, ehe es das Meer Ukli erreicht«, sagte Melifaro und stand auf.
    Wir verabschiedeten uns von Kao Anloch, der baff in seiner Kajüte sitzen blieb. Beim Rausgehen sah ich, dass er wirklich versuchte, sich den Fetzen Stoff wie ein Piratentuch um den Kopf zu binden. Das stand ihm ausnehmend gut.
    »Es ist unfair von dir, dein kostbares Glück mit Fremden zu teilen«, maulte Melifaro, während wir über die Gangway an Land gingen. »Ich würde auch gern so einen kostbaren Fetzen aus deinem Lochimantel bekommen.«
    »Was könntest du damit schon anfangen?«, fragte Kofa erstaunt.
    »Ich hätte ihn einfach nur gern«, entgegnete Melifaro. »Ich bin nun mal gierig - wie alle Bauernkinder.«
    »Wollt ihr wissen, warum ich Kao Anloch ein Stück meines Mantels überlassen habe?«, fragte ich.
    Meine Kollegen nickten interessiert.
    »Damit ich nach Hause fahren und mich umziehen muss, denn mit diesem Loch kann ich unmöglich rumlaufen. Und das ist ein guter Vorwand, um ein, zwei Stunden im Armstrong und Ella zu verbringen.«
    »Was bist du nur für ein kluger Kopf! Es ist wirklich zum
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