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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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kleinen, von Fensterlicht erhellten Hof.
    »Das ist der Gehörnte Mond-, erklärte Ande und wies auf ein Schild, das eine Mondsichel mit Ziegenhörnern zeigte.
    Der Gehörnte Mond war eines der vielen angenehmen und doch günstigen Wirtshäuser von Echo. Es gab eine lange Theke mit Barhockern, aber auch Tische mit gemütlichen Stühlen und eine traditionsgemäß bunte Mischung von Gästen. Mit einem Wort: Es schien wie überall zu sein.
    Nach kurzer Beobachtung stellte ich allerdings fest, wie ungewöhnlich das hier versammelte Völkchen war. Alle warfen ab und an gespannte Blicke auf eine quadratische Bühne in der Mitte des Lokals. Ich war daran gewöhnt, in Wirtshäusern stets von den zufriedenen Mienen gesättigter Hauptstadtbewohner umgeben zu sein. Allenfalls in Juffins Dutzend sah es etwas anders aus, aber das war ohnehin ein Sonderfall.
    »Sündige Magister, Max, was hat dich hierher verschlagen?«
    Erstmals sah ich Lonely-Lokleys so unerschütterliches Gesicht hellauf erstaunt.
    »Weißt du, Schürf, du hast mich schon so oft überrascht, dass ich mich revanchieren wollte«, sagte ich lächelnd. »Und es sieht so aus, als wäre mir das gelungen.«
    Lonely-Lokley nickte nur und setzte wieder seine ungerührte Miene auf. Hätte ich ihn nicht so gut gekannt, dann hätte ich sein Erstaunen für eine Halluzination gehalten.
    »Es ist nett hier«, meinte ich generös. »Besonders die Gäste gefallen mir. Sag mal, Ande, sind das alles Dichter? «
    »Beinahe. Und es sind viele hervorragende Autoren dabei, nicht bloß Anfänger. Aber es gibt hier auch Verehrer der Dichtkunst, zum Beispiel Sir Lonely-Lokley.«
    »Und so ein interessantes Publikum trifft man hier jeden Tag?«
    »Normalerweise ist es nicht so voll, aber heute Abend gibt es einen Lesewettbewerb - wie traditionsgemäß in jeder Neumondnacht.«
    »Und wie sieht dieser Wettbewerb aus?«
    »Zunächst liest jeder, der mag, seine neuen Gedichte vor. Der Wettbewerb beginnt erst, wenn alle betrunken sind und aufeinander einschlagen. Und das ist auch verständlich, denn ab einem bestimmten Rauschpegel können sich talentierte Menschen schwer miteinander verständigen«, erklärte Schürf mit der sonoren Stimme eines altgedienten Fremdenführers.
    Ratlos schüttelte ich den Kopf. Lonely-Lokley schien sich verdächtig gut auszukennen. In diesem Moment betrat einer der Dichter die Bühne und begann, seine Verse vorzutragen. Ich konnte bei dem Krach ringsum kein Wort verstehen.
    »Vielleicht sollten wir uns näher an die Bühne setzen«, schlug ich vor. »Hier hinten höre ich nichts - ihr etwa?«
    »Ach, das lohnt nicht«, sagte Ande und verzog leidend das Gesicht. »Am Anfang treten immer furchtbar normale Leute auf, die sich am Vorabend von allen Musen geküsst glaubten und daraufhin erschütternde Verse zu Papier brachten. Wenn ein echter Meister auftritt, ist es sofort mucksmäuschenstill.«
    »Sündige Magister, da drüben sehe ich noch ein bekanntes Gesicht!«, rief ich erstaunt.
    Im Eingang des Gehörnten Mondes war Sir Skalduar van Dufunbuch, unser Pathologe, aufgetaucht.
    »Ach, Sir Skalduar gehört zu den Stammgästen«, bemerkte Ande mit dem Gehabe des gelangweilten Kenners. »Als ich vor dreizehn Jahren zum ersten Mal hier war, hatte er schon seinen eigenen Tisch. Er schreibt zwar nicht, ist aber ein fantastischer Zuhörer und ein großer Kenner der Poesie. Woher kennst du ihn, Max?«
    »Er arbeitet im Haus an der Brücke.«
    »Willst du damit sagen, er ist ein Bulle?«, fragte Ande erschrocken.
    »Keine Sorge«, beruhigte ich ihn väterlich. »Sir Skalduar ist kein normaler Polizist, sondern unser Pathologe.«
    »Er schneidet also die Leichen auf, die ihm die Bullen auf den Seziertisch legen?«, wollte Ande wissen.
    »Befrei dich endlich von den Traumata deiner Jugend«, seufzte ich entnervt. »Wie oft hab ich dir schon erklärt, dass es auch unter Polizisten anständige Menschen gibt?«
    In diesem Moment marschierte Sir Skalduar van Dufunbuch würdig durch den vollen Saal, setzte sich an den Nachbartisch und grüßte uns freundlich.
    »Wie ich sehe, ist Ande Pu nicht nur einer der besten zeitgenössischen Dichter, sondern rührt auch die Werbetrommel, damit das Lokal aus allen. Nähten platzt. Demnächst versammelt sich der Kleine Geheime Suchtrupp hier wahrscheinlich fast vollzählig - nur Sir Juffin wird im Fressfass hocken bleiben.«
    »Aber nicht allein - dafür wird er durch entsprechende Dienstpläne schon sorgen.«
    Dass Sir Skalduar meinen
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