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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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Antwort.
    »Er hat einfach gesehen, wie aufgebracht ich bin«, meinte Melifaro.
    Die nächsten Minuten gingen wir zwischen Stapeln von Kisten und mit Teer verschmierten Taurollen hindurch. Ringsum waren verschwitzte, breitschultrige Hafenarbeiter zu sehen. Melifaro amüsierte sich über meine erschrockene Miene und sprang anmutig über die vielen Bretter, die im Weg lagen.
    »Keine Angst, Max. Wir sind fast da. Dort vorn liegt die Tobindona«, sagte er generös und wies mit dem Kopf auf das Schiff vor uns.
    »Wie schön!«, rief ich.
    »So ein Unsinn, Max. Für dich ist offenbar jedes Schiff schön, das sich über Wasser hält«, pflaumte mich Melifaro an. »Das ist ein ganz normaler Seelenverkäufer, von denen viel zu viele über die Meere fahren.«
    »Du bist einfach ein Snob!«
    »Ich bin kein Snob, sondern Spezialist. Wenn du einen Verwandten wie Sir Antschifa hättest, wärst du das auch.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, dass dein kleiner Piratenbruder dich mitunter auf sein Schiff eingeladen und kurz ans Steuer gelassen hat, aber das ist sicher über hundert Jahre her. Inzwischen lässt er solche Experimente nicht mehr zu, denn du bedeutest längst eine viel zu große Gefahr für sein Schiff.«
    »Du bist wirklich ein Hellseher. Der Zwischenfall, der uns entzweit hat, liegt allerdings erst achtzig Jahre zurück. Seitdem darf ich seine Philo nicht mehr betreten.«
    »Dein Bruder ist offenbar ein kluger Mensch«, stellte ich fest. »Wir sind da. Und nun? Hast du dir schon was überlegt?«
    »Natürlich. Wir gehen an Bord und verhalten uns dort, wie es die Lage erfordert«, sagte Melifaro mit einem Lächeln.
    Mit einer anderen Antwort hatte ich bei meinem Kollegen nicht gerechnet.
    Ohne eine Einladung abzuwarten, betraten wir das Schiff, einen wunderschönen Zweimaster - auch wenn Melifaro das anders sehen mochte.
    »Hallo, Herr Kapitän«, rief er. »Kommen Sie bitte zu uns, egal, wo Sie sind. Wir müssen miteinander reden.«
    »Sie brauchen nicht so zu schreien, Sir. Hier bin ich.«
    Wir erblickten einen großen, aber gebeugten Mann. Er trug einen dünnen schwarzen Ledermantel und ein Piratentuch und sah ganz und gar nicht wie ein Seemann aus, sondern so, als habe Paganini sich in den Hafen verirrt.
    »Ich heiße Kao Anloch«, sagte der nicht eben bildhübsche Kapitän höflich, »und stehe zu Ihren Diensten. Sie brauchen sich mir nicht vorzustellen, denn ich ziehe es vor, die Leute, mit denen ich zu tun habe, nicht namentlich zu kennen.«
    Ich hätte am liebsten losgekichert, denn dieser Seemann trat auf wie ein hinterwäldlerischer Gelehrter. Auch Melifaro war offenbar hingerissen, ließ sich das aber nicht anmerken.
    »Wir sind vom Kleinen Geheimen Suchtrupp der Stadt Echo, Herr Anloch. Wissen Sie bereits, worum es geht, oder benötigen Sie noch eine Erklärung?«
    »Natürlich weiß ich Bescheid«, sagte er strahlend. »Sie kommen sicher wegen des Koffers zu mir, der dem alten Sochma Pu gehörte. Bestimmt hat mein leichtsinniger Freund Secha Modorok ein paar Tricks angewandt und ist dabei aufgeflogen. Aber das ist sein Problem. Was den Koffer anlangt, haben Secha und ich nur genommen, was uns zustand.«
    »Interessant«, sagte Melifaro und wiegte skeptisch den Kopf. »Soll das heißen, der Inhalt des Koffers gehört Ihnen?«
    »Genau das soll es heißen. Der ursprüngliche Besitzer Sochma Pu und ich waren gute Freunde. Deshalb wollte er mir ein paar Sachen schenken. Wissen Sie, als Secha und ich dem Orden der Grünen Monde beitraten, mussten wir - wie es die Ordensregeln verlangten - ein paar Jahre lang niedere Arbeiten verrichten. Wir landeten in der Küche und lernten dort den alten Sochma kennen, der auch nur Helfer seines Sohnes war. Sochma hatte kurz zuvor all seine Ersparnisse verloren und musste auf seine alten Tage wieder arbeiten gehen - und zwar in der Küche, die sein Sohn leitete. Er war mit seiner Lage nicht gerade zufrieden und sprach kaum mit seinem Sprössling Tschorko, umso lieber aber mit uns. Er war zunächst sehr reserviert, doch wir befreundeten uns schnell. Er hat uns viel von seinen Piratenabenteuern und seinem reiselustigen Vorleben erzählt. Zur selben Zeit entschied sich mein Freund Secha aus romantischen Gründen, die Diebeslaufbahn einzuschlagen. Ich dagegen war so von den Reiseberichten des Kochs begeistert, dass mich eher die Seemannskarriere reizte, und ich versuchte mich mehrmals, aber stets erfolglos auf See. Doch jetzt ist endlich die stolze Tobindona in mein Leben
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