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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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angeschlagen aussahen, wurden plaziert. Daß ihre Finger gebrochen waren, verstieß gegen das Berufsethos des FBI, doch Murray beschloß, darüber hinwegzusehen. Clark und Chavez gingen Kaffee holen.
    »Wie Sie sehen, hatten Sie keinen Erfolg«, sagte Ryan zu den beiden. »Washington steht noch.«
    »Und Denver?« fragte Ghosn. »Das steht nicht mehr.«
    »Gewiß, dort ist Ihnen etwas gelungen, aber die Schuldigen mußten bereits büßen.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Kati.
    »Damit meine ich, daß Ghom nicht mehr existiert. Ihr Freund Darjaci beichtet nun Allah seine Sünden.«
    Sie sind einfach übermüdet, dachte Ryan. Die Erschöpfung hatte Kati mehr mitgenommen als der dumpfe Schmerz in seiner Hand, und seine Miene verriet kein Entsetzen. Dann aber machte er einen schwerwiegenden Fehler.
    »Damit haben Sie sich den ganzen Islam zum Feind und alle Ihre Friedensbemühungen in der Region zunichte gemacht!«
    »War das Ihre Absicht?« fragte Ryan vollkommen überrascht. »Das wollten Sie erreichen? Mein Gott!«
    »Ihr Gott?« fauchte Kati.
    »Und was ist aus Marvin Russell geworden?« fragte Murray.
    »Den haben wir getötet. Er war nur ein Ungläubiger«, erwiderte Kati.
    Murray schaute Ghosn an. »Stimmt das? War er nicht Gast in Ihrem Lager?«
    »Ja, ein paar Monate. Der Narr war unentbehrlich.«
    »Und Sie ermordeten ihn.«
    »Ja, und 200 000 andere.«
    »Steht nicht im Koran: ›Betritt ein Mann dein Zelt und ißt von deinem Salz, so sollst du ihm Schutz gewähren, auch wenn er ein Ungläubiger ist‹?«
    »Falsch zitiert. Und was kümmert Sie schon der Koran?«
    »Sie werden sich noch wundern.«

44
Abendbrise
    Ryan rief van Damm an und berichtete, was er erfahren hatte.
    »Mein Gott! Sie waren wirklich bereit –«
    »Ja, und es wäre ihnen beinahe gelungen«, sagte Ryan heiser. »Clever, nicht wahr?«
    »Ich sage ihm Bescheid.«
    »Arnie, das muß ich melden. Ich sage es dem Vizepräsidenten selbst.«
    »Gut, das verstehe ich.«
    »Noch etwas.«
    »Ja?«
    Seine Bitte wurde erfüllt, und zwar deshalb, weil niemand eine bessere Idee hatte. Nachdem man die Hände der beiden Terroristen verarztet hatte, kamen sie in getrennte Haftzellen des FBI.
    »Was meinen Sie dazu, Dan?«
    »Mir fehlen die Worte für so etwas.«
    »Der Mann hat Krebs«, sagte Clark. »Er dachte wohl: Wenn ich schon sterben muß, kann ich ruhig noch einen Haufen anderer mitnehmen. So was nennt man engagiert.«
    »Was haben Sie mit ihnen vor?« fragte Murray.
    »Das Bundesrecht sieht die Todesstrafe nicht vor, richtig?«
    »Stimmt, und das Gesetz des Staates Colorado auch nicht.« Erst nach einem Moment merkte Murray, worauf Ryan hinauswollte. »Also –«
     
    Golowko hatte beträchtliche Mühe, Ryan telefonisch zu erreichen. Der Report von Dr. Moisejew, der bei den vielen anderen Akten auf seinem Schreibtisch lag, hatte ihn verblüfft. Als er von Ryans Plänen erfuhr, war es leicht, ein Treffen einzurichten.
     
    Die vielleicht einzige gute Nachricht der Woche war die Rettungsaktion. Bei Tagesanbruch lief die Admiral Lunin in den Hafen Kodiak ein und setzte ihre Gäste an der Pier ab. Von der 157köpfigen Besatzung der Maine war es vielleicht hundert gelungen, von Bord zu gehen, ehe das Boot sank. Dubinin und seine Mannschaft hatten 81 gerettet und elf Tote geborgen, darunter die Leiche von Captain Harry Ricks. Fachlich gesehen war die Aktion eine seemännische Meisterleistung, über die die Medien aber erst berichteten, als das sowjetische Boot schon wieder ausgelaufen war. Als einer der ersten rief Ensign Ken Shaw zu Hause an.
    Mit in der Maschine, die vom Luftstützpunkt Andrews gestartet war, saß Dr. Woodrow Lowell von Lawrence-Livermore, ein bärtiger, bulliger Mann, den seine Freunde wegen seiner Haarfarbe »Red« nannten. Lowell hatte sechs Stunden in Denver die Schadenscharakteristika untersucht.
    »Ich habe eine Frage«, sagte Jack zu ihm. »Warum waren die Einschätzungen der Sprengleistung so falsch? Wir hätten fast den Russen die Schuld gegeben.«
    »Schuld war der Parkplatz«, erklärte Lowell. »Er war asphaltiert. Die Energie der Bombe setzte verschiedene komplexe Kohlenwasserstoff-Verbindungen aus der Oberschicht frei und entzündete sie – das wirkte wie eine riesige Aerosolbombe. Zudem schmolz der Schnee blitzartig, und der Wasserdampf führte zu einer Reaktion, die weitere Energie freisetzte. Das Resultat: eine Flammenfront, die doppelt so groß war wie der nukleare Feuerball. So etwas kann jeden irreführen.
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