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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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aussetzen.«
    »Politik«, ergänzte Topar.
    »Ich verstehe«, sagte Edeard leise. Er hatte Angst, vor den beiden in Tränen auszubrechen. Endlich nach Makkathran zu kommen, dem Großmeister gegenüberzustehen, und dann gesagt zu bekommen, das alles, was er erreicht hatte, nichts wert war, weil ihm ein kleines Stück Papier fehlte … »Entschuldigt, Sir, aber das ist unsinnig«, sagte er trotzig.
    »Es ist viel schlimmer als das. Aber ich weiß deine Höflichkeit zu schätzen, mein Junge.«
    Edeard schniefte und wischte sich die Nase. »Wie lange würde es für mich dauern, wieder in den Gesellenstand erhoben zu werden?«
    »Hier im Blauen Turm und angenommen, dass du über die entsprechende Begabung verfügst: sieben Jahre. Dich in deinem Alter zum Gesellen zu ernennen war … gewagt, selbst für Akeem. Aber andererseits auch wieder typisch für ihn.«
    »Sieben Jahre?«, wiederholte Edeard wie betäubt. Sieben Jahre des Wiederholens sämtlicher Lektionen und Kenntniserweiterungen, die er bereits hinter sich hatte. Sieben Jahre, in denen er sich weiter zurückhalten musste. Sieben Jahre Unterordnung unter Gesellen, die weniger konnten als er. Sieben Jahre!
    »Ich weiß, was du denkst, und ich muss dazu nicht einmal meinen Fernblick bemühen«, sagte Finitan sanft. »Es ist eine ziemliche Zumutung für dich.«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich das kann«, sagte Edeard. »Als ich hierherkam, war ich überzeugt, dass ich nichts mehr wollte, als Teil dieser Gilde zu sein, aber jetzt … Diese Formalitäten. Akeem hat immer gesagt, ich würde es hier schwer haben. Ich dachte, er wollte mich aufziehen.«
    »Hör mir zu, Edeard«, sagte Finitan. »Ich werde dir jetzt etwas sagen, das fast an Gotteslästerung grenzt.«
    »Sir?«
    »Die Hierarchie, die wir in der Gilde haben, nicht nur in unserer, sondern in allen, besteht für jene, die es sich zum Ziel gesetzt haben, in unserem politischen System weiterzukommen. Sicher spielt Begabung auf dem gewählten Gebiet eine Rolle, aber letztendlich entscheidend sind immer Geld und Politik. So laufen die Dinge nun mal hier in der Hauptstadt. Wenn du nicht in eine noble Familie hineingeboren wurdest und ambitioniert bist, trittst du einer Gilde bei und kämpfst dich nach oben. Erwäge das bitte mit äußerstem Bedacht, denn dies ist eine Entscheidung, die über dein ganzes weiteres Leben entscheidet. Ist die Eiformergilde wirklich das, was du willst? Sie ist, was ich wollte, und ich habe mein Ziel erreicht. Ich bin Großmeister. Aber sieh dir die Schlachten an, die ich überall und immer wieder zu schlagen habe. Ich bin von so vielen Menschen umgeben, die nach genau dem gleichen trachten, nach diesem Stuhl in diesem Amtsraum, dass ich selbst für jemanden, der so begabt ist wie du, keine Ausnahme machen kann, nur weil ich vor hundert Jahren einen Meister hatte, der später auch dich unterwies. Ist das Vernunft, Edeard? Ist das das Leben, das du dir für dich wünschst? Jeden Tag solche Rücksichten zu nehmen. Dir nicht einen einzigen Fehler erlauben zu dürfen. Die Tradition fortzusetzen, ganz gleich, wie trocken und nutzlos sie ist, weil sie das ist, worauf du dich stützt. Nicht in der Lage zu sein, irgendetwas zu ändern, auch wenn Veränderung das Einzige ist, das dich vorantreibt und weitermachen lässt. Das ist es, was ich bin, Edeard. Das ist es, was Topar ist. Manchmal verzweifle ich an mir selbst, wenn ich sehe, wie ohnmächtig ich geworden bin, gefangen in genau dem System, das ich mir einstmals vorgenommen hatte zu verändern und zu verbessern.«
    »Aber Sir, wenn Ihr nichts verändern könnt, wer dann?«
    »Niemand kann es, Edeard. Nicht heute, nicht in diesen Zeiten. Unsere Gesellschaft ist in die Jahre gekommen. Veränderung bedeutet Instabilität. Aus diesem Grunde widersetzen sich alle unsere Institutionen dem Neuen. Unser einziges Ziel im Leben ist die Erhaltung des Status quo.«
    »Das ist falsch.«
    »Ja, das ist es. Aber was wollen wir machen? Willst du dich wirklich sieben Jahre lang abrackern, um Geselle zu werden und dann diesen ersten wirklichen Schritt hin zum Meisterstand zu tun, wo deine Begabung irrelevant wird und es mit der Politik erst richtig losgeht? In jedem Rat, in dem du sitzt, um mehr Macht und Kontrolle zu erlangen, gewinnst du Verbündete und schaffst dir neue Feinde. Und doch ist es nur die Macht und Kontrolle über den jeweiligen Rat. Letzten Endes zählt das nur wenig.«
    »Wollt Ihr damit sagen, es wäre besser, ich würde gehen und mich
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