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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes
Autoren: Bjarne Reuter
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freundlicherweise irgendwer zuhören«, rief Julius. »Ich kann nicht schwimmen. Ich hasse Wasser. Eva! Bromsen! Was denkt ihr euch eigentlich?«
    Bromsen tauchte in der Türöffnung auf.
    »Jetzt mal ganz ruhig bleiben«, rief er.
    »Aber was soll ich denn machen?«
    »Ihr müsst eure Rucksäcke liegen lassen, lasst alles hier, was ihr habt. Auch Schuhe und Jacken.«
    Bromsen sah Eva verzweifelt an.
    »Hast du dein Mobiltelefon?«
    »Das liegt draußen in meinem Auto. Was ist mit dem Festanschluss?«
    »Der hat nie funktioniert und jetzt schon gar nicht, wo alle Leitungen unter Wasser sind.«
    Im Wohnzimmer wurde gehämmert und gepocht.
    Eva sah Anders an, der auf die Treppe zupaddelte.
    »Die Blenden sind zu solide«, sagt er. »Die kriegen wir nicht auf. Wir müssen einen anderen Ausweg finden.«
    »Es gibt keinen anderen Ausweg«, sagte Bromsen. »Der erste Stock ist mehr oder weniger eingestürzt. Es ist lebensgefährlich, raufzugehen.«
    »Aber wir ertrinken, wenn wir hier nicht rauskommen«, schrie Tineke.
    Eva griff nach ihr.
    »Wir ertrinken nicht.«
    »Doch, wir ertrinken, Eva, wir ertrinken«, weinte Vibe, die auf Zehenspitzen stehen musste, um den Kopf über Wasser zu halten.
    Franz kam aus dem Wohnzimmer.
    »Das ist total unmöglich«, sagte er. »Warum zum Teufel haben wir die Blenden dichtgemacht? Was haben wir uns dabei gedacht? Und warum sind wir nach der Abstimmung nicht nach Hause gefahren? Und wer wollte unbedingt hierbleiben? Der Fettsack Blumendorph, der nicht schwimmen kann. Meine Fresse, was hab ich dich satt.«
    »Und ich dich«, sagte Eva.
    Franz starrte sie an.
    »Ja«, sagte sie, »du hast richtig gehört, ich habe dich restlos satt, und ich will nicht ein Wort mehr hören, ist das klar? Ich habe gefragt, ob das klar ist.«
    »Ja«, murmelte er. »Das ist klar.«
    Anders sagte, er werde versuchen, auf den Dachboden zu gelangen.
    Niemand erhob Einspruch.
    Thomas lief hinter ihm her.
    »Aber ihr müsst euch beeilen«, rief Bromsen. »Und steigt nicht aufs Dach, draußen tobt ein Orkan.«
    Darauf erfolgte ein ohrenbetäubendes Krachen. Irgendetwas war über dem Esszimmer durch die Decke gebrochen und das Wasser schlug wie eine Flutwelle über den Möbeln zusammen.
    Eva sah, wie der alte Mast sich losriss, auf den Esstisch knallte und ihn in der Mitte zerschlug. Die Stühle segelten zwischen Gemälden und losgerissenen Tapetenstreifen herum.
    Thomas und Anders tauchten auf der Treppe auf.
    »Das Obergeschoss können wir vergessen«, rief Thomas. »Es gibt nur einen Ausweg und wir können nicht mehr lange warten.«
    Anders sah zuerst Eva an, dann Bromsen.
    »Wir müssen durch den Keller rausgehen«, sagte er.
    »Aber durch den Keller kommen wir doch nicht raus«, stöhnte Julius.
    Anders senkte die Stimme.
    »Doch«, sagte er. »Wir können durch das Becken schwimmen.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein«, flüsterte Eva.
    Julius wiederholte, dass er nicht schwimmen könne, und Bromsen sagte, er solle den Mund halten.
    »Du hast gut reden.«
    Bromsen schlug sich an die Stirn.
    »Du gehst mir auf die Nerven, Blumendorph.«
    Julius hämmerte mit den Fäusten auf das Wasser ein.
    »Ich scheiß auf deine Nerven, ich steh bis zum Hals im Wasser und ich kann nicht schwimmen. Geht das endlich in deine Birne, Bromsen?«
    »Sprich nicht in diesem Ton mit mir.«
    »Raffst du nicht, was ich sage, Mann?«
    »Ich begreife genau, was du sagst, aber ich lasse es mir nicht bieten, dass du   …«
    »Du bist nicht mehr mein Lehrer und ich bin nicht mehr dein Schüler. Du bist kein Scheiß mehr. Du bist allerhöchstens ein Idiot, der nicht kapiert, dass wir hier in diesem Drecksbecken ertrinken werden.«
    »Hört doch auf!« Eva ließ ihren Blick von Blumendorph zu Bromsen wandern.
    »Aber der begreift nicht, dass ich nicht   …«
    »Wir haben das verstanden, Julius.« Eva legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Wir haben es verstanden und wir holen dich hier raus.«
    Bromsen zog Vibe höher.
    »Okay«, sagt er. »Jetzt zieht ihr eure Schuhe und Jacken aus. Ich verspreche, dass wir hier alle rauskommen. Aber ihr müsst verdammt noch mal tun, was wir euch sagen, viel Zeit bleibt uns nämlich nicht. Können hier außer Julius Blumendorph noch andere nicht schwimmen?«
    »Ich bin auch nicht gerade gut«, sagte Vanessa.
    »Okay, hört also zu«, Bromsen sah Johan an. »Du bistder beste Schwimmer, Johan, du warst unten im Becken, und es gibt einen Ausgang zum Meer, ja?«
    Johan nickte.
    »Es gibt
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