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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe
Autoren: Thomas Kastura
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freundlich gefragt.«
    »Alle Achtung.«
    »Man tut, was man kann.« Photini entspannte sich wieder.
     
    » KEHREN WIR noch einmal zu der Autobahnkirche zurück«, sagte Raupach. »Warum waren Sie ausgerechnet dort?«
    »Ich fahre gern durch die Gegend, wenn ich durcheinander bin.«
    »Sie waren durcheinander?«
    »Montags kommen immer besonders viele Menschen in die Praxis. Ich bin geflohen.«
    »Sie halten den Betrieb aufrecht nach allem, was passiert ist?«
    »Ich hab’s versucht, schließlich bin ich Arzt.« Schwan hob entschuldigend die Hände. »Frau Rosinsky hat Evas Patienten abgewimmelt.«
    »Und am Freitag sind Sie auch ziellos herumgekurvt? Nachdem Ihre Frau und Ihre Geliebte ermordet wurden.«
    »Eigentlich wollte ich übers Wochenende ins Sauerland. Zu unserem Ferienhaus nach Föckinghausen bei Meschede«, präzisierte Schwan. »Das war mir dann aber zu umständlich. Man muss ein wenig beschäftigt sein beim Nachdenken. Auf der Autobahn geht das gut. Man kann seine Ängste zusammenhalten.«
    »Wovor haben Sie denn Angst?«
    »Momentan?«
    »Ja.«
    »Vor dem, was Sie sagen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie mir nicht glauben.«
    Schwan nahm einen Schluck von dem inzwischen abgekühlten Kaffee.
    »Warum sollte ich Ihnen nicht glauben?«
    »Weil Sie Polizist sind, und Polizisten sind misstrauisch. Das gehört doch zu ihrem Job.«
    Raupach schüttelte langsam den Kopf. »Es kommt ziemlich häufig vor, dass wir nicht viel mehr haben als die Aussagen der Leute. Ich höre mir sie an und beurteile sie.« Er machte eine Pause. »Das ist kein Job, sondern ein Beruf.«
    »Was denken Sie in meinem Fall? Lüge ich oder sage ich die Wahrheit?«
    Raupach überlegte. »Sie geben sich Mühe. Mehr als die meisten.«
    »Danke.«
    »Das war kein Kompliment. Eine Feststellung.«
    »Verstehe.«
    »Machen wir weiter.«
    Der Kommissar wies auf seine Unterlagen. »Waren Sie am Freitag nach dem Tod Ihrer Frau und von Frau Simon auch in St. Raphael?«
    »Nein.«
    »Wo waren Sie?«
    »Ich habe die A1 genommen, nach Hagen und Unna. Bei Hagen fuhr ich aber nicht ins Sauerland, sondern Richtung Siegen und kurz hinter Olpe zurück nach Köln. Das ergibt ein Dreieck, alles auf der Autobahn. Ich habe das dann wiederholt, bis ich müde wurde und auf einem Parkplatz übernachtet habe, in meinem Wagen.«
    »Wofür es keine Zeugen gibt.«
    »Richtig.«
    »Wo war das?«
    »Bei Lüdenscheid, ungefähr.«
    »Haben Sie Eva von Barth umgebracht?«, entschloss sich Raupach zu fragen.
    »Nein!«
    »Wissen Sie wirklich nicht, was mit ihr passiert ist?«
    Entmutigtes Kopfschütteln.
    »Wir werden das irgendwann herausfinden«, setzte der Kommissar hinzu.
    »Ich hoffe es.«
    »Sie waren am Freitag in Eva von Barths Wohnung.«
    »Weil sie mich dorthin bestellt hat.«
    »Wann?«
    »Gegen zwei am Nachmittag.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Wir haben uns über den Umbau des Hauses unterhalten. Wegen Gesas Einzug ins Kellergeschoss.«
    Raupach warf einen Blick in die Akten. Eva von Barth war Gynäkologin, Bernhard Schwan Allgemeinarzt. Sie hatten eine Praxisgemeinschaft und teilten sich die Betriebskosten.
    »Das Haus gehört uns zu gleichen Anteilen. Wenn Reparaturen und dergleichen anstehen, besprechen wir das natürlich.«
    »Die Villa gehört Ihnen?«, fragte Raupach ungläubig.
    »Ja, Eva und mir. Das Haus befand sich schon lange im Besitz ihrer Familie. Als ihr die Praxisräume zu groß wurden, suchte sie einen Kollegen, der sich bei ihr einkaufte. Das war ich.«
    »Wann war das?«
    »Vor sieben Jahren.«
    »War es Ihre erste eigene Praxis?«
    »Ja.«
    »Woher hatten Sie so viel Geld?«
    »Ich habe das Haus meiner verstorbenen Mutter in Kaiserswerth verkauft. Die Investition hat sich gelohnt.«
    »Und für Ihr eigenes Wohnhaus in Bayenthal hat es auch noch gereicht. Das haben Sie doch neu gebaut.«
    »Meine Frau hat auch Vermögen in die Ehe eingebracht.«
    »Beneidenswert.«
    »Sie hat auch nie einen Zweifel daran gelassen.«
    Raupach wunderte sich, dass Schwan seine Fragen so unbekümmert beantwortete. Der Mann schien nicht zu begreifen, dass er Gefahr lief, sich selbst zu belasten. Schon bei der Festnahme hatte er darauf verzichtet, die Aussage zu verweigern. Er wollte auch keinen Anwalt, obwohl er sich bestimmt einen guten leisten konnte.
    Der Kommissar wiederholte sein Angebot vom Vormittag: »Ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen, dass bei unserem Gespräch ein Rechtsbeistand anwesend sein darf.«
    »Nicht nötig.«
    »Spätestens vor Gericht
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