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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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sei sie wie für mich gemacht. Das intensiv leuchtende Gold fing das Licht ein und verlieh meinen Zügen einen sanften Glanz, der mir wirklich gut gefiel. Vielleicht wurde ich doch langsam erwachsen, das waren womöglich erste Anzeichen künftiger Reife. 16. Das fühlte sich schwerwiegend an, bedeutend, wichtig.
    »Die ist der Wahnsinn«, rief ich, ohne den Blick vom Spiegelbild zu lösen. »Vielen Dank!«

2
    Aller guten Dinge sind drei
    W ie immer war das Wochenende viel zu kurz, aber di e ses Mal kam der Montag mit einem lauten Knall, der mir durch Mark und Bein ging. Nach zwei Tagen frenetischen Packens hatte ich das Gefühl, dass ich zum Südpol aufbrach statt in den Süden von Chicagos naher Innenstadt. Schließlich fand ich mich mit zwei riesigen, viel zu vollen Reisetaschen vor der beeindruckenden Festung des Lexington Hotels wieder.
    Mein neues Domizil lag an der Kreuzung South Michigan Avenue/Twenty Second Street, wo sich das Monstrum aus Backstein zehn Stockwerke hoch auftürmte. Auf etwa einem Drittel Höhe lief ein Terrakottaband mit verschnörkelten Elementen einmal rund um das Gebäude. An der Ecke wölbte sich ein Erker mit halbmondförmigen Fenstern hervor, hinter denen vermutlich die besten Räume lagen. Ich hatte mir immer ein Erkerfenster gewünscht – in alten Filmen machten es sich junge Frauen dort doch immer gemütlich, um zu lesen oder in den Tag hinein zu träumen. Ganz oben thronte auf der Spitze des Hotels stolz eine dreieckige Fahne, wie ein Collegewimpel. Da sie sich im Wind nicht rührte, war sie aber vermutlich aus Stahl gemacht. Lichtpunkte darauf bildeten glühend das Wort LEXINGTON .
    »Kein schlechter Zweitwohnsitz, mein Schatz«, bemerkte Joan.
    »Allerdings.« Die Ehrfurcht in meiner Stimme war unverkennbar, als ich aus dem Autofenster nach oben sah. »Wow. Ja, nicht schlecht.«
    Joan hatte vor dem prächtigen Portal gehalten, das Romantik und Stil im Inneren verhieß. Ein blutroter Baldachin überspannte den von zwei Säulen eingefassten Eingang, der außerdem von einer steinernen Borte gerahmt war, auf der goldene Scheiben mit dem Emblem des Hotels leuchteten: den beiden fast aufeinanderliegenden, verschlungenen Buchstaben L und H. Ein paar mit rotem Teppich überzogene Stufen sowie eine Rampe führten zur Drehtür hoch. Im Gegensatz zum Rest des Gebäudes war das Erdgeschoss modern gehalten. Statt mit großen Panoramafenstern hatte man die Wände hier unten mit Milchglas gestaltet, so dass man von außen nicht hineinsehen konnte, sich aber fragte, was wohl dahinter lag.
    »Na, dann mal los, oder?«, meinte Joan und stieg aus, um den Kofferraum zu entladen. Ich nickte und öffnete die Beifahrertür.
    Über Nacht war die aggressive Winterkälte seltsam mildem, gar nicht zur Jahreszeit passendem Wetter gewichen. Ich zog den Parka aus und rollte die Ärmel hoch. Ich hatte mein Bestes gegeben, um professionell auszusehen, kam mir aber jetzt mit Hemd, schwarzer Hose und flachen Schuhen trotzdem schäbig vor. Nachdem ich das Hotel und meine neue Chefin ausgiebig gegoogelt hatte, war mir aber schon zuvor klar gewesen, dass ich hier nicht mithalten konnte. Diese Aurelia Brown hatte auf allen Fotos einfach perfekt gewirkt – brillant und so schön, wie es alle Mädchen gern wären – und trotzdem sah sie so jung aus, als würde sie eigentlich noch aufs College gehören. Ich nahm an, dass ich hier noch viel zu lernen hatte.
    Die Reisetasche, deren Gurt ich mir jetzt über die Schulter schob, wog so viel wie ein Toter.
    »Oh Schatz, gib mir das«, protestierte Joan, hob sich die andere Tasche auf die Schulter und griff dann nach meiner, um das Gewicht auszugleichen. »Soll ich mit reingehen? Wann wollte Dante denn hier sein?«
    »Vor fünf Minuten.« Ich studierte den Eingang des Gebäudes, und mein Herz begann zu klopfen.
    »Typisch Dante«, meinte sie.
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Er kam immer zu spät, aber das gehörte zu seinem Charme. Man konnte ihm einfach nicht böse sein, denn wenn er endlich auftauchte, legte er jedes Mal einen mitreißenden Auftritt hin. Ich sah auf die Uhr: 8.52 Uhr. Man hatte uns für neun Uhr herbestellt.
    »Ich denke, ich warte noch eine Minute hier draußen. Wenigstens ist es heute nicht so kalt«, sagte ich. »Aber du solltest dich auf den Weg machen, ich komme schon klar. Wirklich.« Ich schob mir den Parka unter den Arm und nahm ihr die Reisetaschen ab.
    »Sicher?«
    Nein. Aber ich nickte trotzdem.
    »Gibt es hier denn keinen Pagen oder
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