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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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so?«
    »Der Laden hat doch noch nicht eröffnet. Außerdem bin ich hier nicht zu Gast. Wahrscheinlich muss ich bald den Pagen spielen.«
    »Na, hoffentlich nicht. Wie sollst du denn den ganzen Tag so schwere Sachen schleppen?«
    »Keine Ahnung, aber eins von diesen flotten Käppis wäre doch ganz cool.«
    Joan hörte mir gar nicht zu.
    »Lass dich auf keinen Fall zu irgendwas Gefährlichem abkommandieren.« Wie so oft hatte sie den Finger drohend erhoben.
    »Es wird schon alles gut gehen, Joan, versprochen.«
    »Du brauchst nicht aufgeregt zu sein.« Sie umarmte mich heftig, wiegte mich vor und zurück und küsste mich dann auf die Stirn.
    »Joan, es ist wirklich okay!«
    »Ich weiß, ich weiß, keine Liebesbekundungen in der Öffentlichkeit, hab verstanden.« Schmunzelnd machte sie sich von mir los. »Du wirst das toll meistern. Und mit der Bahn bist du ja auch schnell zu Hause. Ruf mich nachher an, okay?«
    »Mach ich.« Ich biss mir auf die Lippe und blickte über ihre Schulter hinweg die Straße entlang. Keins der heranrollenden Autos war der alte Kombi von Dantes Mutter.
    »Noch einen schönen Geburtstag, Haven!« Winkend stieg Joan wieder ein. Ich berührte meinen Anhänger und winkte zurück, sah zu, wie sie sich in den spärlichen Verkehr einfädelte und davonfuhr. Jetzt war ich allein. Obwohl es hier draußen doch so mild war, fuhr ich auf einmal fröstelnd zusammen. An einem Tag wie heute gab mir nichts und niemand so viel Halt wie Dante. Ich brauchte ihn hier, aber er war immer noch nicht aufgetaucht, und jetzt war es neun Uhr. In der Ferne erklangen Glockenschläge, eine Kirche schien sich irgendwo darüber lustig zu machen, dass ich zu spät kam. Damit würde ich nicht gerade einen idealen ersten Eindruck machen. Mir blieb keine Wahl.
    Ich schulterte meine Taschen, stampfte die Rampe mit dem roten Teppich hinauf und dann durch die Drehtür. Innen angekommen ließ ich mein Gepäck auf den Boden plumpsen, legte meine Jacke darauf und ließ alles erst einmal stehen, um mich umzusehen. Die unberührte, makellose Lobby des Hotels glitzerte prachtvoll und wirkte irgendwie irreal. Außerdem lag sie völlig verwaist da. Diese Leere fühlte sich beinahe magisch an, als wäre ich hier unversehens in etwas hineingeraten, das gar nicht für meine Augen bestimmt war, an einem geheimen Ort gelandet, der eigentlich unter Verschluss bleiben sollte, bis er schließlich mit aller gebührenden Feierlichkeit enthüllt werden würde.
    Ein gold-roter Teppich mit dem LH -Emblem erstreckte sich in alle Richtungen und eine enorme Freitreppe hinauf. Links und rechts von mir verhießen Flure noch zu entdeckende Räume, zauberhafte Säle, in denen die Gäste zusammenkommen würden. Vor mir bot eine Ottomane aus goldenem Plüsch – die in der Mitte zu einer Spitze zusammenlief wie ein riesiger Kreisel – Platz für zwölf oder sogar noch mehr Menschen. Wirklich spektakulär wurde es jedoch direkt über mir: Ein Kronleuchter aus Kristall schimmerte und verteilte mit seinen unzähligen Facetten Lichtreflexe im Raum. Darüber, etwa zehn Stockwerke weiter oben, fielen Sonnenstrahlen durch ein Oberlicht herein und schienen die Eingangshalle ganz ohne Strom zu erleuchten. In jedem Geschoss erlaubte ein hüfthohes Geländer den Gästen, die Lobby unter ihnen oder das Oberlicht hoch oben zu betrachten. Ich nahm auf der Ottomane Platz, sah hinauf, am prachtvollen Lüster vorbei, und hatte das Gefühl, mich in einer riesigen gotischen Kirche zu befinden, einem Ort voller Licht und Luft. Ich war noch nie ganz allein in so weitläufigen und erhabenen Hallen gewesen. Solch herrschaftliche Gebäude waren doch dazu da, von Menschen erfüllt zu sein, die sich darin drängten. Aber jetzt gehörte dieser riesige Saal für einen Moment mir ganz allein. Dieses Gefühl der Freiheit war aufregend, es kribbelte bis in die Fingerspitzen. Wenigstens in diesem Augenblick musste ich mich keinen Regeln oder Erwartungen beugen. Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass mir dieses Gefühl behagen würde, denn es brachte auch eine gewisse Unsicherheit mit sich. Aber es gefiel mir.
    Trotzdem wusste ich natürlich, dass in meinem opulenten zukünftigen Zuhause irgendwo jemand auf mich wartete, um mich in meine neuen Aufgaben einzuweisen. Und diesen Jemand musste ich nun finden. Ich hatte zwar nicht gerade ein Begrüßungskomitee erwartet, fand es aber doch seltsam, hier keine Menschenseele anzutreffen. Der eindrucksvolle Empfangstresen aus Marmor gegenüber der
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