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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen
Autoren: Bernhard Fritz
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Vera mit dem Gedanken abgefunden, dass das gerade wohl eine Nachbarinsel von Rhodos und der vermeintliche Globetrotter hinter ihr wohl ein Dampfplauderer war, da kippte das Flugzeug in eine scharfe Rechtskurve, so dass die rechte Tragfläche wie ein großer Finger nach unten zum Meer wies.
    Ein paar Passagiere japsten erschrocken auf. Auch Veras Hände schlossen sich kurz um die Armlehnen. Sonnenreflexe geisterten durch die Kabine.
    Vera sah nun aus ihrem Fenster das Inselende, eine Art Landzunge und dann: Rhodos Stadt! Sie erkannte sofort den charakteristischen Mauerring um die Altstadt, der ihr schon beim Durchstöbern der Prospekte aufgefallen war.
    Das Flugzeug sank nun rasch tiefer und schloss die Kehre ab. Die Tragflächen wanderten wieder in die Waagerechte zurück und auf Gegenkurs zum bisherigen Anflug ging es hinunter in Richtung Flughafen.
    Rechts war jetzt das Meer mit Inseln und Bergrücken am Horizont und durch die linken Kabinenfenster sah Vera ausschnittweise Land vorbeiziehen. Das Meer kam rasch näher, dann schob sich Land auch in Veras Gesichtsfeld. Zersiedelte Landschaft, Hotels mit türkisen Pools, Äcker und Weingärten huschten unter ihr vorbei.
    Dann der Flughafenzaun, der Beton der Landebahn und gleich darauf ein kurzer Ruck, gefolgt vom Aufheulen des Umkehrschubs, das unvermeidliche Applaudieren der Fluggäste: Sie waren gelandet.
     
    Als sie aus der Kabinentür auf die oberste Stufe der Gangway trat, wurde sie von Rhodos angesprungen.
    So empfand sie es jedenfalls.
    Die Luft war warm, sehr warm. Und irgendwie dicht, fast greifbar.
    Eine gleißende Sonne stand am Himmel, der in wolkenlosem Blau in einer Intensität leuchtete, dass sie blinzeln musste. Dazu ein stetiger Wind, der - ohne viel Kühlung zu bringen - vom Meer her über das Vorfeld pfiff und die Passagiere zauste, die zum Flughafenbus gingen.
    Meine Güte. Es war doch erst Ende Mai! In Deutschland hatte gerade der Frühling so richtig Fuß gefasst und hier waren schon fast Sommertemperaturen. Es war deutlich über 20 Grad warm - und das um 11 Uhr vormittags.
    Sie würde sich schleunigst akklimatisieren müssen!
     
    Im Flughafengebäude dann das für Charterflughäfen übliche Chaos. Sieben Maschinen waren in den letzten dreißig Minuten gelandet, aber es gab nur vier Gepäckausgabebänder.
    Die Ankunftshalle war brechend voll mit Passagieren.
    Schwitzende und genervte Familienoberhäupter versuchten, den Überblick zu behalten. Kinder, die während des Flugs hatten still sitzen müssen, quengelten, hatten Durst, wollten „ans Meer“.
    Übertönt wurde das Stimmengewirr gelegentlich von unverständlichen Lautsprecherdurchsagen.
    Zum Glück reiste sie mit kleinem Gepäck: ein Trolleykoffer reichte ihr. So brauchte sie nicht nach einem der Kofferkuli zu fahnden, die es wohl gab, aber deren Abstellorte nicht ohne weiteres erkennbar waren.
    Schließlich blinkte Veras Flugnummer über einem der Gepäckausgabebänder auf, das sich bald darauf auch in Bewegung setzte und dann nach und nach die unterschiedlichsten Gepäckstücke, darunter auch Veras Koffer, präsentierte.
     
    Mit ihrem Trolley im Schlepptau strebte sie dem Ausgang zu. Ein Taxi musste her, denn auf einen Leihwagen hatte sie verzichtet. Sie wollte nicht groß auf der Insel herumfahren und wenn ihr der Sinn nach einem Ausflug stehen würde, gäbe es eben Taxi und Busse.
    Sie trat aus der klimatisierten Ankunftshalle und rannte dem natürlichen Klima auf Rhodos wieder voll in die Arme: Es war zwischenzeitlich noch um einiges wärmer geworden.
    Die Sonne stand direkt über der silbernen Radarkuppel auf dem Bergrücken gegenüber, das Flughafengebäude hinter ihr schirmte den Wind vom Meer ab und reflektierte zusätzlich die Sonnenstrahlen. Sie spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunterlief.
    Ein unangenehmes Gefühl.
    Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie den Flughafenvorplatz überblickte, der einem wimmelnden Ameisenhaufen glich. Sie blinzelte mit schmalen Augen (ihre Sonnenbrille hatte sie intelligenterweise irgendwo unten im Koffer verstaut) über den Platz auf der Suche nach einem freien Taxi.
    Rechterhand standen mit orgelnden Motoren und stinkende Dieselwolken ausstoßend, Dutzende von Bussen mit Aufschriften von Reisegesellschaften und von links kamen im ununterbrochenen Strom scheinbar ohne Rücksicht aufeinander und unter Missachtung der Fahrspuren Fahrzeuge aller Art. Privat- und Mietautos, Kleintransporter, Taxis, Busse, Lkws. dazwischen mit
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