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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Affen zu machen, sondern um Ihnen anzudeuten, daß Genies bei uns die härtesten Aufgaben bekommen.« Er schlug einen Schnellhefter auf, der Plenjakows Personalakte sein mußte, und legte die Fäuste auf die Papiere. »Ich bin Iwan Kornejewitsch Sinjonew … das nur am Rande, und vergessen Sie es sofort wieder. Ich heiße jetzt James Bulder und bin Bürgermeister dieser Stadt, auf die Gott mit Wohlwollen herunterblickt. Wir haben neunhundertvierundfünfzig Einwohner, drei Bars, zwei Drugstores, zwei Football-Mannschaften, eine Rugbymannschaft, einen Tennisclub, einen Schwimmverein, einen Turnverein, einen Golfplatz mit 18 Löchern, einen Spielsalon mit zweiunddreißig ›einarmigen Banditen‹, eine Go-Cart-Bahn, ein Catcherzelt, eine Boxschule, ein Hotel der Mittelklasse, eine Schule für alle Klassen, einen Theatersaal und einen Puff mit fünf superscharfen Girls. Na, ist das eine Stadt?«
    »Ich bin überwältigt, Sir.«
    »Am Silver River ist eine Badeanstalt, gibt es Motorboote zum Leihen und steht das Restaurant ›Bei Billy‹. Spezialität Hamburger und Steaks. Billy war einmal Schwergewichtsmeister im Boxen. Er braucht einen Mann, der ihm bei der Herstellung der Hamburger hilft und sie belegt. Das wäre ein Job für Sie …«
    James Bulder nahm wieder einen Schluck Eiswasser. Er hatte die Klimaanlage abgeschaltet und ertrug lieber die drückende heiße Luft, als sich dauernd eine Erkältung zu holen durch den Wechsel von heiß und kalt. Das war zuerst schlimm gewesen … General Sinjonew hustete und keuchte, bis er entdeckte, daß er die Air Conditioning nicht vertrug. Er verfluchte sie als tödliche amerikanische Erfindung und stellte sie von da an ab. Dafür stieg sein Verbrauch an Eiswasser um das Dreifache.
    »Ich nehme an, Sir«, sagte Plenjakow steif. »Ich muß allerdings erwähnen, daß man mir in Ust-Katowskaja nicht gesagt hat, wohin ich abkommandiert werde …«
    »Das sollten Sie auch von mir erfahren, mein Boy! Setzen Sie sich. Ich muß Ihnen eine Stunde Unterricht in der Geschichte Frazertowns geben …«
    »Frazertown?«
    »Sie sind hier in der amerikanischen Kleinstadt Frazertown, irgendwo in Texas. Draußen an Zaun eins steht zwar ein Schild ›Nowotschok. Sperrgebiet. Lebensgefahr‹, aber das ist nur ein Name. Jedes Ding muß einen Namen haben, und die Bürger von Winniza waren in dem Moment zufrieden und ohne Neugier, als Nowotschok am Zaun stand. Das begriffen sie. Ein neues Lager. Vielleicht Raketen. Man soll nicht zuviel fragen, Brüderchen. Machen wir einen weiten Bogen um den Zaun und Nowotschok. Denn neugierig wurden sie … drei Jahre lang wurde hier Tag und Nacht gebaut, rollten Kolonnen von Trucks durch Winniza an den Bug und schufen diese Stadt Frazertown. Seit siebzehn Jahren funktioniert nun die Sache. Frazertown ist so vollkommen, wie nur eine amerikanische Kleinstadt sein kann.«
    »Seit siebzehn Jahren gibt es das hier?« sagte Plenjakow leise. »Und keiner weiß es.«
    »Genug wissen es, aber die es wissen, sterben lieber, als einen Ton davon zu sagen. Bisher sind 4.196 perfekte Amerikaner von Frazertown in die USA geschleust worden und haben sich dort in maßgeblichen Stellen der amerikanischen Industrie, der Armee, der Navy, der Forschung und der Air Force festgesetzt. Ihre Informationen garantieren den Vorsprung und die Unbesiegbarkeit Rußlands! Wir wissen alles. Für dieses Ziel ist nichts zu teuer. Andrej Nikolajewitsch, so nenne ich Sie jetzt zum letztenmal: Sie sind zu mir gekommen, um ebenfalls ein perfekter Amerikaner zu werden. Ihre Mutter stammte aus Georgia?«
    »Ja«, antwortete Plenjakow heiser. Was er gehört hatte, glühte in ihm wie ein Feuer. »Sie machte 1930 eine Weltreise, kam auch nach Irkutsk, lernte dort meinen Vater kennen –«
    »… den Ingenieur Nikolai Anatolowitsch Plenjakow.«
    »… sie blieb bei ihm und heiratete ihn. 1939 wurde ich geboren.«
    »Dann folgt das übliche.« Bulder-Sinjonew blätterte in den Akten. »Junger Pionier, Komsomolze, in den Schulen beste Zeugnisse, Reifeprüfung, Militärakademie, Intelligenz-Quotient 167. Dann – Sie waren schon in Frunse – starben Ihre Eltern.«
    »Ja … sie verbrannten in Odessa, als ein Hotel in Flammen aufging. Sie machten Urlaub. Mein Vater hätte sich retten können, aber er lief noch einmal in die Flammen zurück, um meine Mutter zu holen, die sich in der Panik den Fuß verstaucht hatte und nicht mehr laufen konnte. Dabei erschlug ihn ein brennender Balken.«
    »Waren immer tapfere
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