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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett
Autoren: Unknown
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Euphorie, die keine belanglosen Bemerkungen zwischen allen ihren Ausrufezeichen erlaubte.
    »Ich bin sicher, daß Fiorentina gewinnt! Ich weiß es! Wie wunderbar ist heute alles! Hamrin ist der beste Außen der Welt! Heute möchte ich Walderdbeeren essen, die großen, roten von Nemi! Hamrin ist ein Artist, ein richtiger Künstler! Roma — die sind nicht nur schlecht, die sind unbegabt! Sieh mal! Da sind schon Menschen auf den Badebooten! Heute abend gehen wir zu Piper! Ich will die ganze Nacht durch tanzen! Warum dürfen Mädchen nicht Fußball spielen? Ich will mit Hamrin spielen...denk bloß, Innenstürmer neben Hamrin sein dürfen! Das wäre das höchste Glück!«
    »Ich mag dich, Ivania. Niemand ist wie du.«
    »Du mußt gute Plätze bekommen. Auf der Längsseite im Schatten. Gott, wie wird das amüsant werden! Fahr schneller! Wir müssen rechtzeitig dasein, uns ordentlich vorbereiten. Spielst du Fußball? Warum bin ich kein Mann? Du fährst wie eine alte Nonne! Versprich, daß wir hinterher Walderdbeeren essen! Mit Zitrone und Zucker!«
    »Barbarisch! Das muß Schlagsahne sein. Aber ich mag dich trotzdem.«
    »Fiorentina muß die Liga in diesem Jahr gewinnen! Muß, muß! Kannst du mir nicht eine Fußballmannschaft kaufen? Endlich sind wir da! Gott, wieviel Menschen! Und wenn wir jetzt keine Billette bekommen! Lauf zum Schalter! Beeil dich! Ich sterbe, wenn ausverkauft ist!«
    Eine hohe Betonmauer und darauf ein Zaun trennten die Fußballspieler und das Publikum. Sehr bald verstand er, warum.
    Bereits in der dritten Minute des Spiels kam ein Roma-Spieler, vermutlich unbeabsichtigt, an Kurre Hamrin, der, abgesehen von einem leichten Schritt zur Seite, die Balance hielt. Aber das hinderte Ivania nicht, über fünf Bankreihen an die Mauer zu springen und zu schreien:
    »Mörder! Mörder! Idiot! Cretino! Assassino! Assassino!«
    In der einundzwanzigsten Minute der zweiten Halbzeit startete Kurre einen Angriff aus der eigenen Zone entlang der rechten Seite. Mit einer vernichtenden Sensibilität in den Zehenspitzen passierte er aufreizend einfach einen vollständig verwirrten Römer und schoß mit einem unwiderstehlichen Ball in die linke Torecke ab.
    Aber von diesem Schauspiel sah er nichts (er durfte darüber am nächsten Tag in der Zeitung lesen). Er war allzusehr davon in Anspruch genommen, Ivania zu sehen. Jede Phase der Kunststücke Kurres spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, jedes Ausweichmanöver brachte einen neuen, wortlosen Ausdruck zustande. Im selben Augenblick, in dem das Tor ein Faktum war, explodierte ihr Gesicht in der ekstatischsten Freude, die er je erlebt hatte. Ihr Glück war so vollkommen, daß er es nicht in Worte kleiden konnte.
    Nach dem Spiel (das 1: 0 endete) wollte sie Mittag essen, Lamm, eine riesige Portion, und dann natürlich Walderdbeeren, eine riesenriesige Portion.
    Sie blieben auf der linken Tiberseite und fuhren nach Santa Maria in Trastevere. Der Parkplatzwächter übernahm das Auto, und sie gingen über die Piazza zu Galeassi.
    Während sie auf das Essen warteten, servierte der Kellner Campari. Sie lebte immer noch in ihrem Rausch über Kurres Tor. Als sie begriff, daß Hamrin Schwede war, wie er selbst, war es, als käme er ihr näher. Er spürte, daß jetzt irgendeine Relation zwischen ihnen etabliert worden war, die sicherlich ziemlich zerbrechlich war, aber doch eine Eröffnung zu etwas Neuem und anderem darstellte.
    Dies, zusammen mit einem grammatikalischen Fehler, den er machte, und der die Konversation auf ein für ihn wichtiges Thema brachte, machte ihn sehr glücklich.
    Es war eine scheinbar ganz unschuldige Bemerkung:
    »Kann man jetzt keine frischen Feigen bekommen?«
    Er wußte, daß die Frucht im Italienischen immer Femininum ist und der Baum immer Masculinum. Deshalb gebrauchte er den Ausdruck >fice fresche< ohne zu wissen, daß ausgerechnet die Feige eine Ausnahme ist. Der Grund dafür ist, daß >fica< im Volksmund eine ganz andere Bedeutung bekommen hat. Was er also sagte, hieß in Wirklichkeit:
    Er: »Kann man jetzt keine frischen Scheiden bekommen?«
    Ivania: (lacht hemmungslos)
    Er: »Worüber lachst du?«
    Ivania: »Über das, was du gesagt hast.«
    Er: »Ist das so lustig mit frischen Scheiden?«
    Ivania: »Du sagst nicht das, was du zu sagen glaubst, aber ich verstehe, was du meinst.«
    Er: »Was sage ich denn da?«
    Ivania: »Du mußt sagen >Fichi freschi<.«
    Er: »Was bedeutet fice fresche?«
    Ivania: »Fice ist pluralis von etwas anderem.«
    Er: »Von
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