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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett
Autoren: Unknown
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die er getroffen hatte. Einerseits hatte sie sehr kurz geschnittenes Haar, sehr kurz, wie ein Junge, und andererseits war sie groß. Es war das einzige passende Wort, auf das er kam. Groß überall. Und er schätzte jeden Millimeter, jedes Gramm von Ivania. Bilder von Pferden, Känguruhs und Seehunden (auch einem Wal, aber das verdrängte er schnell) wurden irgendwo in seinem Hinterkopf reproduziert, als er versuchte, über ihr Volumen Klarheit zu gewinnen. Sie war kompakt, nichts war lose oder schlottrig. Sogar ihre großen Brüste waren fest, und sie hatte keinen Gebrauch für einen BH.
    Irgendwie (er erinnerte sich nicht wie) bekam er sie nach draußen auf den Parkplatz. Mit einem Enthusiasmus, wie er ihn seit langer, langer Zeit nicht mehr empfunden hatte, warf er sie auf den Kühler eines Autos. Er entdeckte, daß es ein Ford Mustang war und richtete sich auf:
    »Komm! Amerikanische Autos sind so keusch.«
    Er nahm sie an die Hand und schleppte sie zu einem stahlgrauen Ferrari (250 GT mit einem wunderbaren, zwölfzylindrigem V-Motor und drei doppelten Weber-Vergasern).
    »Man muß auf seine Prinzipien achtgeben«, sagte er und wuchtete sie auf den niedrigen Kühler des Ferraris.
    Schwach und nur irgendwo in der Peripherie seines Bewußtseins vernahm er ihre Proteste:
    »Basta! Stupido Svedese! Stop it! Non voglio! No, no, no!« Hinterher kam er drauf, daß sie vermutlich schon früh den Parkplatzwächter entdeckt hatte, der allzu schnell kam und sie zum Abbrechen brachte. So schnell, daß er nie weiterkam, als ihre Bluse aufzuknöpfen und ein bißchen leicht in ihre rechte Brustwarze zu beißen.
    Als sie an den Tisch zurückkamen, schrie Tonio: »Verflucht, wo seid ihr gewesen? Wir haben auf euch gewartet. Svedese, bezahle. Wir wollen zu dir nach Hause gehen. Lino hat von Sizilien Haschisch bekommen, kiloweise. Wir gehen zu dir nach Hause und rauchen.«
    Er legte das, was er hatte, auf den Tisch und ließ für die 8000 Lire, die fehlten, den Paß als Pfand da.
    Lino sagte, daß das ein gutes Geschäft wäre. Er könnte einen neuen Paß für 5000 besorgen. Reiner Gewinn.

    Ivania war mit seiner Wohnung unzufrieden. Die Räume waren zu klein.
    »Man soll in großen Räumen rauchen. Man muß Platz um sich haben, wenn man raucht.«
    »Ich habe nicht daran gedacht, als ich die Wohnung mietete.«
    »Man soll planen, svedese. Macht ihr das nicht bei euch zu Hause?«
    »In Schweden plant man immer. Viele Male. Aber ich habe noch nie geraucht.«
    »Das ist wohl kein Grund, nicht zu planen.«
    Er kam auf keinen geeigneten Einwand.
    Ivania kommandierte alle, bestimmte Dinge zu machen. Als wenn es ihre Wohnung wäre, dachte er glücklich.
    Alle Matratzen, Kissen und Decken wurden in den Wohnraum getragen und in einem Kreis auf dem Boden ausgelegt. Der Mittelpunkt war ein kleiner, niedriger Tisch, der mit Teetassen und Porzellantöpfen gedeckt wurde. Ivania kochte starken Tee. Er schätzte, daß es mindestens zehn Liter waren.
    Als alle sich niedergelegt hatten und Tee in den Tassen hatten, zog Lino eine Pfeife hervor, die ein ein paar Zentimeter langes Rohr hatte. Alle waren still und sahen erwartungsvoll zu, wie Lino die Pfeife mit seinem sizilianischen Haschisch stopfte. Sorgfältig zündete er sie an, machte einen Zug, dabei die Hand um den Pfeifenkopf haltend, die andere um das Rohr und den Mund. Dann gab er die Pfeife weiter an den, der rechts von ihm lag.
    »Man raucht immer entgegen der Sonnenbahn«, erklärte ihm flüsternd Ivania.
    »Wenn du an der Reihe bist, mußt du einen tiefen Zug nehmen und ihn schlucken,ohne Luft mitzubekommen.«
    Als er schließlich an die Reihe kam, konnte er noch den Geschmack von geräuchertem Stroh wahrnehmen, ehe die Pfeife ausging. Er war sehr verlegen, als Ivania die Pfeife nahm und wieder anzündete.
    Das zweitemal ging es besser, obgleich er sehr nervös war, weil ihn alle mißtrauisch anstarrten. Das drittemal sahen sie ihn nicht mehr so konzentriert an, und das viertemal war er schon ein alter, geübter Raucher.
    Aber er spürte nichts. Er forschte sehr sorgfältig in sich nach und war gezwungen zu konstatieren, daß alles wie immer war.
    »Ich merke nichts. Warum fliege ich nicht? Warum habe ich keine Gesichter? Wo sind alle Erscheinungen?«
    Niemand antwortete ihm. Offenbar gab es nicht einmal jemanden, der auf ihn hörte.
    Er fühlte sich vollständig ausgeschlossen und hatte beinahe Lust, zu weinen. Außerdem war er pleite, und der Paß war für 8000 verpfändet. Ihm fiel
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